Export wächst im Oktober kräftig

dpa Wiesbaden. Der Konjunkturmotor Export gewinnt zu Beginn des Schlussquartals 2021 überraschend deutlich wieder an Schwung. Ökonomen sehen darin einen Puffer angesichts des erwartet schwierigen Winters.

Export wächst im Oktober kräftig

Frachtcontainer stehen auf dem Frankfurter Güterbahnhof. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Der deutsche Export hat sich im Oktober trotz Lieferengpässen unerwartet kräftig zurückgemeldet. Nach zwei schwachen Monaten in Folge stiegen die Ausfuhren gegenüber September kalender- und saisonbereinigt um 4,1 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte.

Analysten hatten mit deutlich weniger gerechnet. Das Vorkrisenniveau vom Februar 2020, dem Monat vor Beginn der Corona-Einschränkungen wurde nach einer Delle im September, wieder überschritten.

„Trotz aller Widrigkeiten ist der deutsche Außenhandel endlich wieder zurück auf Vorkrisenniveau“, sagte Dirk Jandura, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) „Angesichts der vielen Probleme in den Lieferketten ist das zum Auftakt des vierten Quartals eine wirklich gute Nachricht.“ Im August und September waren die Exporte gegenüber dem Vormonat jeweils noch gesunken.

Sorgenkind Logistik

Nach Einschätzung Janduras dürfte das Chaos in der Logistik allerdings noch einige Monate anhalten. „Hier machen sich fehlende Container, der Fachkräftemangel und regionale Corona-Ausbrüche bemerkbar.“ Auch bei den Lieferengpässen von Rohstoffen und Vorprodukten sei zunächst keine Entspannung in Sicht.

Viele deutsche Unternehmen sitzen zwar auf gut gefüllten Auftragsbüchern, können die Bestellungen wegen Materialmangels und Lieferengpässen aber teilweise nicht im gewohnten Tempo abarbeiten.

Im Oktober wurden Waren „Made in Germany“ im Wert von 121,3 Milliarden Euro ausgeführt. Das waren 8,1 Prozent mehr als im Oktober 2020. Die Importe stiegen binnen Jahresfrist um 17,3 Prozent auf 108,5 Milliarden Euro. In den ersten zehn Monaten 2021 verbuchte der Waren-Export ein Plus von 13,9 Prozent auf 1132,2 Milliarden Euro. Die Einfuhren legten um 15,7 Prozent auf 977,4 Milliarden Euro zu.

Nach Einschätzung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) ist das Exportplus allerdings nur auf den ersten Blick erfreulich. „Ein Großteil des Anstiegs geht auf importierte Kostensteigerungen bei wichtigen Vorprodukten und Rohstoffen zurück, die unsere Exporteure an ihre ausländischen Kunden weitergeben“, erläuterte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. Die zuletzt deutlich gesunkenen Industrieaufträge aus dem außereuropäischen Ausland deuteten zudem darauf hin, dass die Luft im internationalen Geschäft dünner werde.

Wasser in den Wein

Auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) goss Wasser in den Wein und korrigierte seine Prognose für dieses Jahr nach unten. Der BDI erwartet nun einen preisbereinigten (realen) Anstieg der Exporte von Waren und Dienstleistungen von acht Prozent. Zuletzt war der Verband noch von etwa 8,5 Prozent ausgegangen. „Viele Branchen, vor allem der Fahrzeugbau, leiden weiter unter Lieferengpässen von Halbleitern“, sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang.

Ökonomen werten den Anstieg aber als gutes Zeichen für den Start in den erwartet schwierigen Winter, auch weil die ebenfalls in dieser Woche veröffentlichten Daten zur Industrieproduktion überraschend robust ausfielen. „Die Oktober-Daten zur Industrie sind zumindest ein erbaulicher Start in das vierte Quartal“, sagte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der Lichtensteiner VP Bank. „Das ist wichtig, denn die Wintermonate werden von den Unternehmen viel abverlangen.“ Materialknappheit in Kombination mit der Zuspitzung der Corona-Lage dürften das Bruttoinlandsprodukt belasten.

Volkswirte gingen zuletzt davon aus, dass Europas größte Volkswirtschaft zum Jahresende kaum noch wächst, möglicherweise stagniert oder sogar schrumpft. „Der kräftige Anstieg der Exporte und Importe im Oktober erhöht die Chancen, dass die deutsche Wirtschaft über die Jahreswende einer Mini-Rezession aufgrund der vierten Corona-Welle entgehen kann“, sagte Sebastian Dullien vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung.

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