EZB-Aufsicht sieht Banken gerüstet für Krisenfall

dpa Frankfurt/Main. Was passiert, wenn Kunden im großen Stil Geld von Banken abziehen? Wie lange können die größten Institute im Euroraum dann überleben? Die EZB hat die Geldhäuser einem speziellen Stresstest unterzogen.

EZB-Aufsicht sieht Banken gerüstet für Krisenfall

Die Europäische Zentralbank in Frankfurt am Main. Seit der schweren Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 haben die Aufseher die Vorschriften generell verschärft und unterziehen die Institute regelmäßigen Gesundheitschecks. Foto: Boris Roessler/dpa

Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht die Banken im Euroraum insgesamt gut aufgestellt, falls Kunden im großen Stil Geld abziehen.

Die Liquiditätssituation der überwiegenden Mehrheit der Institute sei insgesamt „komfortabel“ trotz einiger Schwachstellen, erklärten die EZB-Bankenaufseher. An dem speziellen Stresstest beteiligten sich 103 Institute. Zu einzelnen Kredithäusern wurden keine Angaben gemacht.

Die Aufseher wollten wissen, wie viele Tage Banken im Falle eines Schocks „anhand der verfügbaren Zahlungsmittel und Sicherheiten ohne Zugang zu den Refinanzierungsmärkten ihre Geschäftstätigkeit aufrechterhalten“ können. Den Angaben zufolge hält etwa die Hälfte der Geldhäuser mehr als sechs Monate durch, ohne auf fremdes Kapital angewiesen zu sein. Bei extremen Verwerfungen waren es noch mehr als vier Monate.

Damit hätten die Institute mehr Zeit auf Finanzturbulenzen zu reagieren, als vor der Finanzkrise. Eine lange Überlebensdauer gebe ihnen ausreichend Zeit, um ihre Notfall-Finanzierungspläne umzusetzen. Nachbesserungsbedarf sehen die Aufseher allerdings beim Management von Sicherheiten im Krisenfall bei einigen Instituten.

Seit der schweren Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 haben die Aufseher die Vorschriften generell verschärft und unterziehen die Institute regelmäßigen Gesundheitschecks. Die Banken sind verpflichtet, ausreichend Vermögenswerte vorzuhalten, um im Falle von gravierenden Liquiditätsengpässen 30 Kalendertage zu überleben. Die EZB mit Sitz in Frankfurt überwacht seit November 2014 die größten Geldinstitute im Euroraum direkt.

Universalbanken wären der EZB zufolge von Mittelabflüssen allerdings stärker betroffen, als Institute mit klassischem Privatkundengeschäft. Erstere seien auf weniger stabile Refinanzierungsquellen angewiesen, wie die Einlagen von Großkunden und Unternehmen.

Die Untersuchung ist nicht mit dem umfassenden Stresstest des vergangenen Jahres zu vergleichen. Damals hatten Europas Bankenaufseher geprüft, wie gut 48 Großbanken für schwere Krisen gerüstet sind. Der große Stresstest gemeinsam mit der europäische Bankenaufsicht EBA erfolgt alle zwei Jahre. In der Zwischenzeit führen die EZB-Aufseher Untersuchungen zu speziellen Themen durch.