Falscher Polizist erhält milde Strafe

40-Jähriger gab an, Vermögen vor Einbrechern schützen zu wollen – Fast drei Jahre Haftstrafe

Von Bernd S. Winckler

WAIBLINGEN. Das Stuttgarter Landgericht hat nach fast zweimonatiger Verhandlung jetzt einen 40-jährigen Trickbetrüger abgeurteilt, der sich gegenüber betagten Seniorinnen als Hauptkommissar ausgab, der Bargelder einbruchsicher in Verwahrung nimmt. So auch in einem Waiblinger Fall. Der Mann muss jetzt nur für zwei Jahre und zehn Monate hinter Gitter, weil er geständig war.

Dieser Trickbetrug greift derzeit stark um sich. Angebliche Polizisten rufen bei betagten Frauen an und teilen mit, man habe einige Wohnungseinbrecher gefasst. Dabei habe man Aufzeichnungen sichergestellt, auf denen auch die Adresse der Angerufenen stehe und sie mit einem baldigen Einbruch zu rechnen habe. Sie müsse dringend ihre Barschaft in Sicherheit bringen. Der angebliche Polizist bietet sich an, das Geld in Verwahrung zu nehmen, und verschwindet dann aber mit der Beute. Beinahe hätte es auf diese Weise auch eine 82-Jährige aus Waiblingen getroffen, die ihr gesamtes Vermögen in Höhe von 130000 Euro aus ihrem Banktresor holte und dem vermeintlichen Hauptkommissar übergeben wollte, wozu es aber dank der Aufmerksamkeit des Bankangestellten nicht kam. Stattdessen klickten die Handschellen.

Zum Glück sind Bankbedienstete

bei der Abhebung größerer Summen neuerdings misstrauisch

Ebenso ohne Beute blieb der Mann auch bei einem 71-jährigen Rentner aus einer Waiblinger Kreisgemeinde, dem er laut Anklage vorgegaukelt hatte, 193000 Euro vor Einbrechern in Sicherheit zu bringen. Das Geld bekam er ebenfalls dank einer aufmerksamen Bankmitarbeiterin nicht ausgehändigt.

Der 40-jährige Mann, der aus der Türkei stammt, hatte in dem Prozess zu den Vorwürfen, derartige Betrügereien verübt zu haben, zunächst eisern geschwiegen, dann aber auf Anraten seines Verteidigers ein Geständnis abgelegt. Daher resultiert auch die relativ milde Strafe.

Mit verurteilt hat das Gericht auch das Auftreten gegenüber einer Rentnerin aus Villingen-Schwenningen, die im Glauben, er werde als Polizist das 128000-Euro-Vermögen vor Einbrechern schützen, ihm diese Summe übergab. Dieses Geld ist verloren. Wohin der Angeklagte es weiterleitete, sagte er vor Gericht nicht. Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft vermutet, dass er einer Bande angehört, die mit diesen Tricks seit Jahren ihr Unwesen im gesamten Mittleren Neckarraum treibt. Zum Glück jedoch sind Bankbedienstete bei der Abhebung größerer Summen neuerdings misstrauisch geworden und stellen gezielte Fragen. Damit kann großer Schaden verhindert werden. Für den 40-Jährigen heißt es jetzt, wegen gewerbsmäßigen Betrugs und versuchten Betrugs in zwei Fällen, die zwei Jahre und zehn Monate Haft abzusitzen, ehe er dann in seine türkische Heimat abgeschoben wird.