Fastnacht erneut auf Sparflamme

Bis auf wenige coronakonforme Alternativen müssen die Faschingsvereine dieses Jahr erneut ihre Veranstaltungen absagen. Die Vereine vermissen besonders die Geselligkeit und den sozialen Austausch, den die fünfte Jahreszeit normalerweise mit sich bringt.

Fastnacht erneut auf Sparflamme

Von Anja La Roche

Rems-Murr. Im vergangenen Herbst herrschte noch etwas Optimismus, die Fastnacht dieses Jahr wieder feiern zu können. Dieser wurde nun allerdings von den hohen Coronainzidenzen gedämpft, auch infolge der Omikronwelle. Die zweite Alarmstufe gilt in Baden-Württemberg nun bis zum 2. Februar, unabhängig von der Inzidenz und Hospitalisierung. Damit soll Omikron zumindest etwas gedämpft werden. Die Faschingskampagne 2021/22 ist deshalb erneut nur in extrem reduzierter Form umsetzbar. Prunksitzungen, Umzüge, Narrentaufen, Häsabstaubungen, Faschingspartys – die Vereine mussten viele der Veranstaltungen absagen. Dennoch haben die Faschingsvereine in Backnang und Umgebung die eine oder andere Möglichkeit gefunden, eine kleine Portion Fastnachtsgefühle bei den Mitgliedern zu wecken.

Backnang

Der Backnanger Karnevals-Club (BKC) konnte immerhin im vergangenen November den karnevalistischen Rathaussturm begehen, wenn auch in sehr eingeschränkter Form (wir berichteten). Die normalerweise demnächst anstehenden Hallenveranstaltungen zur Fastnacht wurden allerdings abgesagt. „Normalerweise hätten wir zwei Prunksitzungen, Seniorenfasching und Kinderfasching gehabt“, sagt Gabi Kallfaß, die Präsidentin des Vereins. Für die Gardegruppen und Showtänzer, aber auch für die Guggenmusiker wäre ein Auftritt in diesem Jahr allerdings sowieso schwierig gewesen. „Wegen den 2-G-plus-Regelungen fand vieles nur online statt und unsere Gruppen haben einen Trainingsrückstand“, so Kallfaß. Auch das Häsabstauben am 6. Januar fiel dieses Jahr aus. Dabei werden zum Beginn der Fastnachtszeit die Kostüme (Häs) abgestaubt und überprüft. Die BKC-Präsidentin bedauert, dass die Veranstaltungen erneut abgesagt werden müssen, findet es aber auch richtig. „Jeder hat Angst, sich anzustecken“, sagt sie. Außerdem sei es aufgrund der Coronabestimmungen sehr schwierig, etwas zu planen.

Was dieses Jahr eventuell noch klappen könnte, ist der närrische Wochenmarkt, bei dem Guggenmusik erklingt und Glühwein und Krapfen verteilt werden. Dieser findet normalerweise am letzten Samstag im Februar statt. „Wir sind dafür mit dem Stadtmarketing in Kontakt“, so Kallfaß. Zudem findet vereinsintern das traditionelle Heringsessen am Aschermittwoch statt. Allerdings nur in einer coronakonformen To-go-Version.

Gabi Kallfaß vermisst dieses Jahr besonders die Gemeinschaft, den Austausch zwischen den Familien und die Freude am karnevalistischen Brauchtum. „Ich vermisse auch ganz arg unsere Prunksitzungen. Da freuen sich die Kinder so, auf der Bühne stehen zu können.“ Einen Lichtblick für die Backnanger Karnevals- und Fastnachtsfans will sie aber nicht vorenthalten: Bei der Prunksitzung in Donzdorf, die das SWR-Fernsehen live übertragen wird, sind dieses Jahr sowohl die im BKC aktiven Kabarettisten Alois und Elsbeth Gscheidle als auch die Jugendbüttenrednerin Carina Häußermann vertreten.

Althütte

Die Narrenzunft Althütte hat als einziger Verein der Umgebung Backnangs den eigenen Umzug noch nicht abgesagt. Dieser ist am 19. Februar geplant, steht allerdings ebenfalls auf der Kippe, berichtet Johannes Zeidler, der Pressewart des Vereins. „Bleiben die derzeitigen Regelungen so, dann gehe ich davon aus, dass wir auch absagen müssen.“ Die Vereinsvorstände beschließen demnächst die weitere Vorgehensweise. „Jetzt hoffen wir noch, dass wir unser Narrenwochenende mit Rathaussturm, Narrentaufe und Narrensprung durchführen dürfen“, teilt Zeidler mit. „Zumindest die Geldbeutelwäsche am Aschermittwoch würden wir gerne als Saisonabschluss umsetzen.“ Bei der Geldbeutelwäsche am Aschermittwoch geht es wie auch beim Heringsessen um das Ende der Vorfastenzeit, an dem früher nach ausgiebigem Schlemmen kein Geld und kein gutes Essen mehr übrig war.

Eine coronakonforme Tradition hat der Verein dieses Jahr bereits umgesetzt: das Häsabstauben zu Beginn der schwäbisch-alemannischen Fastnachtszeit. „Eine Delegation aus Häsmeister, Maskenmeister und Vorstandsmitgliedern suchte mit guter Laune, Teppichklopfern und Berlinern bestückt die Mitglieder zu Hause auf, um das Häsabstauben in kleinen Kreisen im Freien durchzuführen“, erzählt Johannes Zeidler.

Unterweissach

Der Unterweissacher Carnevals-Club (UCC) plant dieses Jahr sehr wenig, wie der Vorstand Marcel Fiechtner mitteilt. Das sei bereits nach den Sommerferien vom Präsidium beschlossen worden. Deshalb fiel schon der Karnevalsauftakt am 11. November aus. Eigentlich feiert der Verein dieses Jahr das Schnapszahljubiläum von 55 Jahren und würde ohne Corona umso dicker auftragen. Stattdessen gibt es vermutlich nur eine interne Jubiläumsveranstaltung. Auch das Häsabstauben cancelte der Verein bereits. „Das Häsnähen und -ausbessern haben wir deshalb auch abgesagt, das ist ja dann überflüssig“, so Fiechtner. Normalerweise würden die etwa 160 UCC-Mitglieder an den Umzügen in der Umgebung teilnehmen. Aktuell können sie noch auf die Umzüge in Stuttgart und Althütte hoffen. Angesichts der hohen Fallzahlen dürfte diese Hoffnung allerdings gering ausfallen.

Fiechtner bedauert zwar das Fehlen der wertvollen Geselligkeit zur Fastnachtszeit, findet aber auch: „Im Zwang feiern, bloß damit etwas gemacht wird, fände ich nicht gut. Die Gesundheit unserer Mitglieder ist uns da wichtiger.“ Immerhin können die Gardetrainings des Vereins inzwischen wieder stattfinden.

Burgstetten

Daniela Schäfer, die Vorsitzende des Faschingsvereins Burgstetten (FVB), ist die Enttäuschung anzuhören. „Letztes Jahr dachte man, einmal absagen, das geht noch“, sagt sie. Schweren Herzens habe sie nun die wiederholte Absage akzeptieren müssen. Der Faschingsverein veranstaltet normalerweise einen Umzug, an dem rund 60 Gruppen und 1800 aktiven Narren teilnehmen. Den Spatzenumzug am 23. Januar hat der Verein bereits im November abgesagt. Genauso wurde die Faschingsparty mit den verschiedenen Showacts und der Guggenmusik abgesagt. Daniela Schäfer vermisst insbesondere die Gesellschaft, das Beisammensein und „das Drumrum“.

Der Verein hat sich allerdings gemeinsam mit der Gemeinde Burgstetten und mit Bürgermeisterin Irmtraud Wiedersatz etwas einfallen lassen. Als Zeichen für die fünfte Jahreszeit frisierten sie den Weihnachtsbaum vor dem Rathaus zum Narrenbaum um. So soll zumindest etwas Fastnachtsstimmung aufkommen. Der Verein hofft nun auf eine mögliche Umsetzung des Faschingsumzugs im kommenden Jahr.

Sulzbach an der Murr

Der Sulzbacher Carnevalsverein (SCV) hat wie auch die Narrenzunft Althütte das Häsabstauben am 6. Januar im Freien abgehalten. „Dass wenigsten die 2-Gs ein bisschen was hatten“, so Vorständin Miriam Staita. Für diejenigen, die nicht teilnehmen konnten, wurde das Häsabstauben live ins Internet übertragen.

Staita bedauert ebenfalls, dass die Fastnachtsfans ein weiteres Jahr verzichten müssen. „Was uns am meisten fehlt? Das gemeinsame Miteinander, sich austauschen, gemeinsam Spaß haben.“ Was der SCV sonst noch in dieser Kampagne veranstaltet, ist noch offen. „Wir sind auf jeden Fall am Überlegen und bleiben flexibel.“