Faszinierendes Spiel mit Musik

Pe Werner begeistert bei ihrem zwölften Auftritt in der Gruschtelkammer Auenwald

Sie bestritt den allerersten Auftritt in der Gruschtelkammer. Das war vor 27 Jahren. Seitdem kommt Pe Werner immer wieder gerne nach Auenwald zurück. Mit ihrem neuen Weihnachtsprogramm „Ne Prise Zimt“ begeisterte sie das Publikum in der ausverkauften Sängerhalle einmal wieder, und Charley Graf hatte eine Überraschung für sie vorbereitet.

Faszinierendes Spiel mit Musik

Pe Werner singt sich in die Herzen der Gäste. Peter Grabinger wird zum Ehrenmitglied des Fördervereins Kleinkunstbühne ernannt. Foto: A. Becher

Von Claudia Ackermann

AUENWALD.Es ist schon fast ein familiäres Zusammentreffen, wenn Pe Werner in die Gruschtelkammer kommt. Die Freude ist dem Kleinkunstbühnenchef Charley Graf anzumerken. Bereits zum zwölften Mal tritt die Sängerin und Kabarettistin in der Sängerhalle auf. Bei ihrem ersten Besuch vor 27 Jahren wurde nach ihrem Auftritt bei einer kleinen Feier ein „Serviettenvertrag“ geschlossen, schmunzelt der Veranstalter. Sie würde immer für die gleiche Gage wiederkommen. Darauf hat Charley Graf natürlich im Laufe der Jahre nicht bestanden.

Besinnlich, aber stets mit einer gehörigen Prise Humor, geht es in ihren Liedern um die Advents- und Weihnachtszeit. Jazzig entführt sie die Besucher in den frostigen Sonntagnachmittag im Park oder barfuß im Schlafanzug durch den Garten, wenn die ersten Flocken fallen. Peter Grabinger sorgt nicht nur für die Klavierbegleitung. Gekonnt ergänzt der Pianist die Themen musikalisch und lässt auf den Tasten kleine Schneestürme wirbeln. „Lass die Kirchturmspitzen weiße Riesen sein“, singt Pe Werner. Mal sind ihre Lieder poetisch und melancholisch, dann zieht sie den gar nicht besinnlichen Vorweihnachtstrubel mit Einkaufsstress durch den Kakao.

„Früher war alles anders“, heißt es in einem Lied, und dann rockt sie los auf die bekannte Melodie des Songs „September“ von Earth, Wind&Fire. „Schon im September stehen alle Uhren auf Dezember“, heißt es in ihrem Text. „Marzipan passt nicht zu September.“ Andere Lieder sind Eigenkompositionen. Im Sommer auf Mallorca sind die Texte über die kalte, dunkle Jahreszeit entstanden, erzählt sie. Schließlich braucht so ein Weihnachtsprogramm eine Vorbereitungsphase. Sie sei eine „Frostmotte“ und möge die Kälte nicht.

Auch der Tontechniker

singt und legt obendrein

ein tolles Mundharmonikasolo hin

Die facettenreiche Sängerin stimmt das Weihnachtslied „Oh, du fröhliche“ an, das sich in fetzigen Rock verwandelt. Motive wie „Alle Jahre wieder“ oder „Jingle Bells“ klingen nur angedeutet an. Sprechgesang ist eingefügt, in dem ganz und gar nicht besinnlichen Text. Zwischendurch kommt der Tontechniker Pit Lenz auf die Bühne, singt die zweite Stimme und legt ein grandioses Mundharmonikasolo ein. Dann trägt Pe Werner einen Text im Büttenredenstil vor oder erzählt die makabere Weihnachtsgeschichte von Loriot, in der es um die Försterin geht: „In dieser wunderschönen Nacht hat sie den Förster umgebracht.“

Viel zu Schmunzeln gibt es in dem Programm. Sinnlich tanzt Pe Werner zu einem Lied, in dem es um die „Tofugans“ für einen Veganer geht. Dann wird es wieder ganz still im Publikum, wenn sie singt: „Ich möchte wieder wissen, wie das ist, wenn mir einer schwindelweiche Knie küsst.“ Mit ihrer weichen Stimme und viel Charme zieht die rothaarige Sängerin das Publikum ganz in ihren Bann.

Am Ende läuft Pe Werner noch mal zu Höchstform auf. Sie möge das immer wieder gespielte Weihnachtslied „Last Christmas“ nicht und wünsche sich endlich eine neue Version, leitet sie ein. Was dann folgt, ist wirklich eine Interpretation, wie es sie noch nie gab. Von volkstümlich zum Schunkeln geht sie über zum Rap mit den obligatorisch dazugehörenden Bewegungen und steigert sich zum Reggae mit wild schwingenden Haaren. Die Besucher biegen sich vor Lachen, als das Ganze in einer Furcht einflößenden Rammstein-Version gipfelt, um schließlich sanft und soulig zu enden, wobei sie auf den Flügel kriecht und sich bäuchlings darauf rekelt. Das Publikum ist begeistert. Natürlich werden Zugaben gefordert, doch Charley Graf unterbricht nach der ersten Dreingabe den Begeisterungssturm. Für Peter Grabinger hat er eine Überraschung. Der Pianist wird nämlich zum Ehrenmitglied des Fördervereins Kleinkunstbühne ernannt. „Damit er Pe nie verlässt“, merkt der Gruschtelkammerchef an.

Auch für die Sängerin hat er eine Überraschung vorbereitet. Als er darum bittet, das Lied „O Tannenbaum“ anzustimmen, schallt Pe Werner lautstark ein Text aus dem ganzen Saal entgegen, der den Besuchern beim Eintritt auf Zetteln mitgegeben wurde: „O Grabinger, o Grabinger, wie schön ist deine Werner.“ Die Sängerin ist überwältigt: „Das gibt’s wirklich nirgendwo anders als in der Gruschtelkammer. Deshalb will man immer wieder herkommen.“