Favorit für Kreis-Neubau gefunden

Architektenwettbewerb für das neue Gebäude des Landratsamts in Waiblingen mit klarem ersten Platz

Unter elf Architektenentwürfen für das neue Verwaltungsgebäude des Landratsamts des Rems-Murr-Kreises in Waiblingen hat das Preisgericht einen klaren Favoriten gekürt. Er besticht durch ein zukunftsfähiges Energiekonzept und die Art, wie sich der Neubau städtebaulich in die Nachbarschaft mit Polizei und Villa Roller einfügt.

Favorit für Kreis-Neubau gefunden

OB Andreas Hesky, Landrat Richard Sigel und Werner Sobek (von links) mit dem Siegerentwurf für den Neubau. Foto: B. Büttner

Von Andreas Kölbl

WAIBLINGEN. Das Gebäude soll unter anderem das Sozialamt und das Jugendamt beherbergen. Auf Platz eins des Architektenwettbewerbs landete das Büro Ackermann und Raff aus Stuttgart. Einvernehmlich hat sich die Jury um die Professoren Jörg Aldinger und Werner Sobek für ein wie ein Zollstock abgewinkeltes Gebäude als Favorit entschieden, das geschickter als alle anderen ins Dreieck zwischen altem Landratsamt, Polizeirevier und Jugendhaus passt. Zwischen Villa Roller und Neubau entsteht ein Platz mit Teich, der sich als gemütlicher Aufenthaltsort etablieren könnte – wo sich heute das Oberdeck des maroden Parkhauses befindet. Auf dem „Campus“ laufen alle Fußwege der Umgebung zusammen. Den qualitativen Unterschied zu den anderen Entwürfen wertete die Jury gar so stark, dass sie keinen zweiten Platz vergab – sondern nur einen dritten. Diesen nehmen die Architekten Kauffmann, Theilig und Partner aus Ostfildern ein. Sie warten mit der laut Werner Sobek „charmanten Idee“ auf, den Neubau in zwei etwa würfelförmige Hälften zu teilen, die leicht abgewinkelt stehen. Dadurch könne sich ein schöner Vorplatz ergeben, jedoch befinde sich der Haupteingang an der falschen Stelle, nämlich eher in Richtung Talaue gerichtet statt zur Innenstadt hin.

Sigel: „Kein neues Schloss für den Landrat“

Von Mittwoch an sind die beiden Siegermodelle im Landratsamt ausgestellt. Anerkennungspreise erhalten die Entwürfe der Büros Auer und Weber sowie ASP Architekten, die zwar gute Ideen beinhalten, aber eben nicht alle gestellten Anforderungen erfüllen.

Exakt nimmt der Ackermann/Raff-Entwurf die Kanten der Umgebung auf, steht auf der einen Seite parallel zur Villa-Ostfassade, auf der anderen zu der Alten Bundesstraße und auf der nächsten zu der Straße „Alter Postplatz“. Das Kunststück gelingt, indem der Gebäudekörper dreimal abknickt. Der Fußweg vom alten „Pagoden“-Bau des Landratsamts zum Neubau dagegen ist so logisch wie geradlinig. Und die Polizei verfügt über eine günstig liegende Zufahrt.

Ein hohes Gewicht bei der Bewertung hatte der Faktor nachhaltiges Bauen, betont Sobek. Da punktet der Sieger mit einer Holzhybrid-Bauweise, also Holz und Zement. Dafür soll ein hoher Anteil von recyceltem Material – Zement wie Kupfer für die Verkleidung – verwendet werden. Wärmerückgewinnung, Geothermie, Fotovoltaik und Dachbegrünung sind Stichworte für das Energie- beziehungsweise Emissionskonzept, auf das die Bauherrschaft Wert legt. Landrat Richard Sigel: „Wir können ja schlecht in der Energieagentur anderen sagen, wie sie bauen sollen, ohne selbst als Vorbild voranzugehen.“ Deshalb wird im nächsten Schritt auch das alte Landratsamt-Gebäude saniert. Ziel sei nicht, „dass der Landrat sich ein Schloss bauen lässt“, sondern die auf aktuell zehn Standorte verstreuten Verwaltungsgebäude aus den 50ern und 80ern zu bündeln und langfristig Einsparungen im Kreishaushalt zu erzielen.

Großen Gefallen am Entwurf findet auch Jurymitglied Andreas Hesky. Aus Sicht der Schorndorfer Straße und der Flutbrücke werte der Neubau den Stadteingang deutlich auf, sagt der OB. Nach reiflicher Überlegung hatte sich der Kreis entschieden, den Neubau weder auf dem Krankenhausareal noch bei der Post in der Mayenner Straße zu errichten, sondern zentral. Als Standort fand sich das marode Parkhaus. Der Neubau bekommt drei Tiefgaragen-Ebenen mit 235 Stellplätzen – etwa so viele wie jetzt.

Info
So geht’s weiter

Am Montag, 30. September, um 19.30 Uhr im Landratsamt erläutert Professor Jörg Aldinger der Öffentlichkeit die Siegerentwürfe. Sie sind dort bis zum 15. Oktober ausgestellt.

Nach weiteren Beratungen der Bewertungskommission entscheidet der Kreistag am 16. Dezember.

Baubeginn könnte im Jahr 2021 sein, hofft Landrat Richard Sigel.

Im Bereich Rötestraße und Emil-Münz-Straße baut die Kreisbau ein weiteres Verwaltungsgebäude des Landkreises, das Ende 2021/Anfang 2022 fertig sein soll.