Feiern zu „60 Jahre Élysée-Vertrag“

Als Adenauer und de Gaulle den Vertrag unterzeichneten, begannen viele Freundschaften zwischen Franzosen und Deutschen. Der Verein Freunde der Städtepartnerschaft Backnang–Annonay und das Freundschaftskomitee Maubach–Vernosc laden zu Jubiläumsveranstaltungen ein.

Feiern zu „60 Jahre Élysée-Vertrag“

Schüler der Gewerblichen und der Eduard-Breuninger-Schule schlagen eine künstlerische Brücke zwischen Backnang und Annonay: Die Worte stehen für eine Sonne aus Sprache und fordern dazu auf, im Dialog zu bleiben. Exponat aus einer Ausstellung 2016. Archivfoto: Edgar Layher

Von Ingrid Knack

Backnang. Zum 60. Jahrestag der Unterzeichnung des Élysée-Vertrags am 22. Januar und zum Deutsch-Französischen Tag (DFT), der 2003 erstmals an diesem besonderen Datum begangen wurde und seither jedes Jahr stattfindet, haben der Verein Freunde der Städtepartnerschaft Backnang–Annonay, das Freundschaftskomitee Maubach–Vernosc wie auch das Partnerschaftskomitee in Annonay Veranstaltungen organisiert. In anderen Kommunen im Raum Backnang wie beispielsweise Murrhardt, das mit Château-Gontier-sur-Mayenne verschwistert ist, und in Weissach im Tal, das mit Marly eine Partnerschaft hat, ist dagegen speziell zu diesem Anlass nichts geplant.

Vortrag Bereits am heutigen Freitag hält der Romanist, Politikwissenschaftler und Historiker Heiner Wittmann auf Initiative der Freunde der Städtepartnerschaft Backnang–Annonay im Technikforum Backnang in der Wilhelmstraße 32 um 19.30 Uhr einen Vortrag zum Thema „Versöhnung und Kooperation“. Heiner Wittmann hat sich nicht nur als Fachmann zu Fragen der deutsch-französischen Geschichte einen Namen gemacht, sondern auch als Literaturwissenschaftler und Lehrbeauftragter. Der Autor zahlreicher literarischer und politischer Veröffentlichungen, Träger der Palmes Académiques seit 2012 und Initiator eines Frankreichblogs ist sowohl in Deutschland als auch in Frankreich als Fachmann geschätzt. In seinem Vortrag in Backnang würdigt er den historischen Rahmen des Élysée-Vertrags und thematisiert den Aachener Vertrag 2019, in dem weitere Ziele der deutsch-französischen Zusammenarbeit und Integration formuliert sind. Danach können die Gäste mit Heiner Wittmann ins Gespräch kommen.

Film Am Dienstag, 24. Januar, lädt der Verein zusammen mit dem Kino Universum in der Sulzbacher Straße 32 zu einem Filmabend ein. Gezeigt wird um 19.30 Uhr die Komödie „Les saveurs du palais“ aus dem Jahr 2012 in französischer Originalversion mit deutschen Untertiteln. Bereits ab 18.30 Uhr können die Besucher einen Aperitif im Foyer des Kinos zu sich nehmen, dazu sind französische Chansons zu hören, vorgetragen von Barbara Weyman aus Oppenweiler.

Fest in Maubach Das Freundschaftskomitee Maubach–Vernosc, das die Partnerschaft zwischen Maubach und Vernosc-les-Annonay pflegt, hat für Sonntag, 22. Januar, mit Unterstützung der Stadt Backnang ein Festprogramm zusammengestellt. Eine Delegation aus der Partnergemeinde wird erwartet. Start ist um 15 Uhr in der Halle Maubach mit Grußworten und Musik. Kaffee und Waffeln werden serviert, für Kinder gibt es Bastelmöglichkeiten. Ab zirka 16.30 Uhr klingt das Festprogramm bei französischen Snacks und Wein und der Filmkomödie „Die Küchenbrigade“, die in deutscher Sprache vorgeführt wird, aus. Plätze können unter info@maubach-vernosc.de reserviert werden.

Die Geschichte Heiner Wittmann geht heute Abend etwa auf den Beginn der deutsch-französischen Aussöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg ein. Maßgeblich daran beteiligt gewesen seien Intellektuelle wie Albert Camus, Emmanul Mounier, Joseph Rovan, der Pater Jean de Rivau und Alfred Grosse. „Sie traten dafür ein, dass in Deutschland dauerhaft die Demokratie integriert werden müsse und Deutschland in Europa seinen Platz erhalten müsse.“ Bei seiner Fernsehansprache am 31. Mai 1960 habe Charles de Gaulle die „Notwendigkeit einer organisierten Kooperation zwischen Staaten“ erwähnt. „Ende Juli 1960 anlässlich des Gipfels von Rambouillet schlug de Gaulle Adenauer eine Art deutsch-französische Konföderation mit einer eigenen Staatsbürgerschaft vor, um das politische Europa vorzubereiten. De Gaulle stellte sich vor, dass die Außen-, die Verteidigungs- und die Finanzpolitik beider Länder zu gemeinsamen Ressorts zusammengelegt werden sollten. Aber Adenauer wollte nicht den anderen Ländern in dieser Weise vorausgehen und erreichte es, dass diese Passage bezüglich einer solchen Konföderation nicht im Protokoll von Rambouillet erscheinen würde.“ Wittmann weiter: „Im Juli 1962 wird Adenauer als Staatsgast in Frankreich empfangen. Er und de Gaulle nehmen an der Messe in der Kathedrale von Reims teil. Im Herbst 1962 kommt de Gaulle zum Staatsbesuch nach Deutschland. Sein Besuch wird ein Triumphzug. Im Hofe des Ludwigsburger Schlosses hält er in freier Rede auf Deutsch eine bewegende Ansprache an die Adresse der Jugend: ,Ich beglückwünsche Sie, junge Deutsche zu sein, das heißt Kinder eines großen Volkes, jawohl, eines großen Volkes, das manchmal im Laufe der Geschichte große Fehler begangen hat, eines Volkes, das aber auch der Welt geistige, wissenschaftliche, künstlerische, philosophische Werke gespendet hat, eines Volkes, das im friedlichen Werk wie auch in den Leiden des Krieges wahre Schätze an Mut, Disziplin und Organisation entfaltet hat.‘“ Bei ihrem Gipfeltreffen am 22. Januar 1963 entscheiden de Gaulle und Adenauer, einen Vertrag zu unterzeichnen.

Die Annonayer laden zu Konzert, Film und deutschem Frühstück ein

Konzert Am 22. Januar 1963 unterzeichnen Konrad Adenauer und Charles de Gaulle den Élysée-Vertrag – es gilt als Geburtsurkunde des deutsch-französischen Jugendwerks. 40 Jahre später, 2003, rufen Gerhard Schröder und Jacques Chirac den ersten deutsch-französischen Tag ins Leben. Anlässlich dieser besonderen Eckpunkte in der Geschichte der deutsch-französischen Beziehungen organisierte der Städtepartnerschaftsausschuss in Annonay mehrere Veranstaltungen. Bereits am Donnerstag, 19. Januar, gab es ein Konzert in einer Bar mit einer Formation um die Sängerin Barbara Weyman aus Oppenweiler.

Film Am Samstag, 21. Januar, zeigt das Kino in Bourg- Argental bei Annonay den Film „Almanya“ der Schwestern Yasemin und Nesrin Şamdereli in der deutschen Fassung mit französischen Untertiteln.

Deutsches Frühstück Am Sonntag gibt es ein Frühstück mit deutschen Spezialitäten. Dabei können die Besucher mit den Mitgliedern des Städtepartnerschaftsausschusses über die Bedeutung der Städtepartnerschaft und die deutsch-französische Freundschaft sprechen. In diesem Zusammenhang hatten ein Dutzend Schüler der 5., 4. und 3. Klasse der Colleges Perrières und Lombardière unter der Leitung ihrer Lehrerin Christine Vesin die Aufgabe, ein Plakat zu kreieren. Am Ende dieses Wettbewerbs wählte der Städtepartnerschaftsausschuss die Gewinner aus. Für diese gab es verschiedene Preise.

Auszug aus der Presse Die Journalistin Fabienne Dusser-Montet schreibt im Zusammenhang mit diesen Aktivitäten: „Das sind Veranstaltungen, die perfekt zum Geist des Élysée-Vertrags passen. Der Vertrag hatte das Ziel, die deutsch-französische Aussöhnung in der Gesellschaft zu verankern, insbesondere durch Kultur und Jugendaustausch.“