Blick in die Kirchengeschichte

Champagner, Feldbetten, Intrigen: So liefen früher Papstwahlen ab

In dem am 7. Mai beginnenden Konklave werden die 134 im Vatikan versammelten Kardinäle aus ihren Reihen den 267. Pontifex wählen. Ein Blick zurück in die Historie der Papstwahl.

Champagner, Feldbetten, Intrigen: So liefen früher Papstwahlen ab

Die Abstimmung der Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle des Vatikans während eines Konklave (Reproduktion eines Holzschnittbildes aus dem Jahr 1881).

Von Markus Brauer/AFP

Bei der bevorstehenden Papst-Wahl werden die Kardinäle es einfacher haben als viele ihrer Vorgänger in der Geschichte der katholischen Kirche. Das Konklave war früher von Bestechungen und Entbehrungen geprägt, die längste Wahl dauerte fast drei Jahre. In der jüngeren Vergangenheit stieg bereits nach wenigen Tagen weißer Rauch auf.

Weiße Taube statt weißer Rauch

Als die in Rom versammelten Christen im Jahr 236 n. Chr. über einen neuen Papst diskutierten, landete eine weiße Taube auf dem Kopf des unbeteiligten Laien Fabian. Die Gläubigen werteten dies als ein göttliches Zeichen und wählten ihn zum Papst.

Bestechung

In der frühen Kirche wurden die Päpste von Mitgliedern des Klerus und des römischen Adels gewählt, wobei es oft zu Manipulationen kam. Eine der berüchtigtsten Wahlen fand 532 nach dem Tod von Bonifatius II. statt.

Diese sei überschattet gewesen von „Bestechungen von königlichen Beamten und einflussreichen Senatoren“, schreibt der Autor P.G. Maxwell-Stuart in seiner „Chronik der Päpste“. Am Ende wurde ein einfacher Priester, Mercurius, zum neuen Kirchenoberhaupt gewählt. Er war der erste Papst, der seinen Namen änderte, er amtierte als Johannes I.

Wahl der Kardinäle

Im Jahr 1059 entschied Papst Nikolaus II., dass an künftigen Wahlen nur noch Kardinäle teilnehmen dürfen. Zum Papst gewählt werden darf bis heute prinzipiell jeder getaufte männliche Katholik – praktisch wurden seit fast 650 Jahren aber nur Kardinäle zum Pontifex bestimmt.

Eingeschlossen

Das Wort Konklave leitet sich vom lateinischen „cum clave“ („mit Schlüssel“) ab. Als sich die Papst-Wahl im Jahr 1241 n. Chr. hinzog, schloss der Regierungschef von Rom die Kardinäle in ein baufälliges Gebäude ein und weigerte sich, die Toiletten reinigen zu lassen oder erkrankten Kardinälen medizinische Hilfe zu gewähren. Laut dem Historiker Frederic Baumgartner kamen die Kardinäle erst zu einer Entscheidung, als einer von ihnen starb und die Römer drohten, seinen Leichnam zu exhumieren. Nach 70 Tagen endete das Konklave mit der Wahl von Coelestin IV.

Längstes Konklave

Nach dem Tod von Papst Clemens IV. im November 1268 dauerte es fast drei Jahre, bis sein Nachfolger Gregor X. gewählt wurde. Ende 1269 ließen sich die im Papstpalast in Viterbo versammelten Kardinäle einschließen, um eine Entscheidung herbeizuführen. Im Juni 1270 rissen frustrierte Einheimische das Dach ab, um die Wahl zu beschleunigen – offensichtlich inspiriert von der Aussage eines englischen Kardinals, der anmerkte, dass ohne das Dach der Heilige Geist ungehindert herabsteigen könne.

Karge Verpflegung

Als Reaktion auf das Chaos, das zu seiner Wahl geführt hatte, änderte Gregor X. die Regeln der Papst-Wahl: Er verfügte, dass die Kardinäle innerhalb von zehn Tagen nach dem Tod des Papstes zusammenkommen und ordnete an, ihre Lebensmittelversorgung schrittweise zu reduzieren. Nach fünf Tagen sollten die Mahlzeiten auf Brot, Wasser und Wein reduziert werden, schreibt John L. Allen in seinem Buch „Conclave“.

Feldbetten und Gemeinschaftsbäder

Seit Jahrhunderten wird das Konklave im Apostolischen Palast im Vatikan abgehalten, seit 1878 kommen die Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle zusammen. Früher schliefen die Geistlichen dort auf Feldbetten und teilten sich Gemeinschaftsbäder, wie Allen in seinem Buch schilderte. Der 1978 gewählte Papst Johannes Paul II. ordnete schließlich den Bau des Gästehauses Santa Marta an. In dem Gebäude, in dem der kürzlich verstorbene Franziskus wohnte, sind seitdem die Kardinäle während des Konklave untergebracht.

Champagner und Gesang

Im Jahr 1978 schenkte Johannes Paul II. den Kardinälen nach seinem ersten Auftritt als Pontifex vor den Gläubigen auf dem Petersplatz Champagner ein und stimmte polnische Volkslieder an. Papst Benedikt XVI. lud nach seiner Wahl im Jahr 2005 alle Kardinäle zu einem Abendessen mit Gesang und Champagner ein, wie der Kardinal Cormac Murphy-O’Connor berichtete.

Immer kürzer

Das längste Konklave der Neuzeit fand 1831 statt: Die Wahl von Papst Gregor XVI. dauerte 50 Tage. Die längste Abstimmung im 20. Jahrhundert im Jahr 1922 war bereits nach fünf Tagen beendet, am Ende fiel die Wahl auf Papst Pius XI. Bei der Wahl von Benedikt XVI. im Jahr 2005 und der seines Nachfolgers Franziskus im Jahr 2013 dauerte es jeweils zwei Tage, bis weißer Rauch aufstieg.