Filmfestival-Leiter: Streamingangebote keine Bedrohung

dpa/lsw Mannheim. Netflix &Co. werden oft als Gift für das herkömmliche Kino gesehen. Doch der Leiter des Filmfestivals Mannheim/Heidelberg hat eine andere Meinung.

Für den Leiter des Internationalen Filmfestivals Mannheim/Heidelberg ist die Konkurrenz durch Streaming-Anbieter wie Netflix keine Grund zur Beunruhigung. „Viele Zuschauer und Zuschauerinnen, die On-Demand-Angebote nutzen, gehen grundsätzlich auch ins Kino“, sagte Sascha Keilholz zum Auftakt des Filmfests. Momentan seien es eher die mit der Pandemie zusammenhängenden Umstände, die einen Teil des Publikums davon abhielten, ins Theater, in den Konzertsaal oder ins Kino zu gehen.

Corona habe die Menschen in die eigenen vier Wände gezwungen, etwa durch das Homeoffice. „Da ist es wichtiger denn je, aus der Isolation in das soziale Erleben zu kommen. Und davon unabhängig ist Kino ja schlichtweg der Ort, an dem Film seine volle Entfaltung findet“, betonte Keilholz. Mit den Corona-Regeln für die Kinos zeigte er sich einverstanden. Gesundheit und Sicherheit des Publikums hätten höchste Priorität. Deswegen sei es richtig, Maske zu tragen und eines der 3 G nachzuweisen.

Die Pandemie hat nach Angaben von Keilholz dank staatlicher Hilfe nicht zu einem Kinosterben geführt. Im Rhein-Neckar-Raum seien noch keine Kinos geschlossen worden. Auch deutschlandweit hätten nur wenige Kinos dicht gemacht. Insbesondere die Programmkinos hätten von der Unterstützung profitiert.

Eine Prognose über die Besucherzahlen des bis zum 21. November dauernden Festivals sei schwierig, so Keilholz. Im vergangenen Jahr verzeichnete er etwa 15.000 Zuschauer online, davor waren es mehr als doppelt so viele.

Online-Angebote stehen auch beim 70. Festival hoch im Kurs. Mehr als 60 der insgesamt über 80 Titel sind digital zu sehen. Geboten ist ein breites Spektrum von Osteuropäischen Beiträgen über US-Filme bis hin zum neuen französischen Kino. Im internationalen Wettbewerb des auf Förderung neuer Regietalente spezialisierten Fests konkurrieren 16 fiktionale erste bis dritte Langfilme um sechs Preise. Unter anderem werden der mit 30.000 Euro dotierte International Newcomer Award für die beste Regiearbeit und der mit 10.000 Euro dotierte Rainer Werner Fassbinder Award für das beste Drehbuch vergeben.

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