Studie zu Familien in Deutschland

Finanzielle Sorgen von Eltern drücken aufs Gemüt der Kinder

Laut einer Umfrage im Auftrag von Save the Children wächst die Angst vieler Familien, das Nötigste wie Essen, Kleidung oder Heizung nicht mehr bezahlen zu können.

Finanzielle Sorgen von Eltern drücken aufs Gemüt der Kinder

Die finanziellen Sorgen von Eltern minderjähriger Kinder nehmen einer Umfrage zufolge zu. (Symbolbild)

Von red/epd

Die finanziellen Sorgen von Eltern minderjähriger Kinder nehmen einer Umfrage zufolge zu. Das Meinungsforschungsinstitut Forsa hatte für die repräsentative Studie im Auftrag des Vereins Save the Children im Juli und im August mehr als 1.000 Menschen mit Kindern im Haushalt befragt. Save the Children erneuerte Forderungen nach einer Grundsicherung für Kinder.

Der Vergleich der aktuellen mit einer ähnlichen Umfrage vom Januar 2025 zeigt den Angaben zufolge stark wachsende Sorgen von Eltern, dass sie Grundbedürfnisse wie Essen, Kleidung, Wohnung oder Heizung nicht mehr ausreichend decken können. In der aktuellen Umfrage gaben dies insgesamt 25 Prozent der Befragten an, im Januar waren es 15 Prozent gewesen.

Sorgen besonders bei Geringverdienern und Alleinerziehenden

Wachsende Sorgen betreffen alle Einkommensklassen, jedoch besonders ärmere Eltern. Bei einem Nettoeinkommen von unter 3.000 Euro monatlich äußerten 57 Prozent große oder sehr große Sorgen, dass die Grundbedürfnisse ihrer Familie ihre finanziellen Möglichkeiten überstiegen. Im Januar waren es noch 36 Prozent gewesen. Bei einem monatlichen Nettoeinkommen von 4.500 Euro oder mehr sorgten sich im August 10 Prozent der Befragten im Vergleich zu 7 Prozent im Januar. 42 Prozent der Alleinerziehenden haben aktuell Angst davor, Grundbedürfnisse nicht mehr decken zu können, im Vergleich zu 30 Prozent im Januar.

Fast die Hälfte (48 Prozent) der Eltern mit einem Nettomonatseinkommen von unter 3.000 Euro und rund ein Drittel (33 Prozent) der Alleinerziehenden gaben aktuell an, sich derzeit nur das Nötigste leisten zu können. Urlaube, Restaurantbesuche oder Aufwendungen für Hobbys der Kinder seien für sie „eher nicht“ oder „auf keinen Fall“ möglich. In der Einkommensgruppe von 4.500 Euro und mehr bejahten dies 8 Prozent. In der Januar-Studie war dieser Punkt noch nicht abgefragt worden.

Viele Eltern sehen psychische Belastung ihrer Kinder

Ebenfalls neu in der aktuellen Untersuchung war die Frage nach der Gefahr finanzieller Sorgen für die psychische Gesundheit von Kindern. Demnach gaben 23 Prozent der Eltern mit einem Einkommen unter 3.000 Euro netto monatlich an, ihre finanzielle Situation belaste ihre Kinder, etwa durch Rückzug oder gedrückte Stimmung. In der Gruppe mit einem Einkommen von mehr als 4.500 Euro waren es 3 Prozent.

Gut drei Viertel (76 Prozent) empfinden Maßnahmen der Bundesregierung gegen Kinderarmut als nicht ausreichend. Eltern wünschten sich vor allem mehr Investitionen, vor allem in Bildung (97 Prozent der Befragten). Für einen Ausbau der Kinderbetreuung sprachen sich 90 Prozent aus, für eine bessere finanzielle Unterstützung von Familien 88 Prozent.

Save the Children fordert umfassende Grundsicherung für Kinder

Der Kinderarmut-Experte Eric Großhaus von Save the Children erklärte, die Erwartungen von Eltern an die Politik seien hoch, doch das Vertrauen in bestehende Strategien gering. „In den anstehenden Diskussionen und Reformen zur Zukunft des Sozialstaates und des Bürgergelds muss eins klargestellt werden: Familien und Kinder sind keine Bittsteller“, sagte Großhaus, „sie haben ein Recht auf umfassende Unterstützung.“

Save the Children forderte eine „einfach zugängliche und teilhabesichernde Grundsicherung für alle Kinder“. Das Scheitern der Kindergrundsicherung unter der Ampel-Regierung dürfe nicht das Ende von kindzentrierten Reformbemühungen der Sozialsysteme sein. Es brauche eine bessere finanzielle Unterstützung insbesondere für Kinder, die von Armut betroffen oder bedroht seien, hieß es. Zudem brauche es gezielte Maßnahmen zur Stärkung der mentalen Gesundheit von Kindern.