Fit werden im Eins-zu-eins-Training

Beim Training mit einem Personal Trainer geht es um mehr als nur Kraftübungen und Fitness. Personal Trainer beschäftigen sich auch mit Ernährung, Selbstvertrauen und mentaler Fitness ihrer Kunden sowie mit deren Lebensstil.

Fit werden im Eins-zu-eins-Training

Trotz Kontaktbeschränkungen konnten Personal Trainer wie Heike Schlauch (links) ihre Kunden betreuen. Die Anfragen nach persönlichen Trainingseinheiten sind deutlich gestiegen. Foto: A. Becher

Von Kristin Doberer

MURRHARDT/AUENWALD. Fitnessstudios sind geschlossen, Sportplätze sind dicht und selbst Laufgruppen können sich nicht mehr in Gruppen treffen. Sich sportlich fit zu halten, ist in Zeiten von Corona gar nicht so einfach. Auch während der schärfsten Kontaktbeschränkungen war aber zumindest das Eins-zu-eins-Training möglich. Eine gute Zeit für Personal Trainer, oder? „Nicht ganz, auch wir waren von den Einschränkungen betroffen“, sagt Waldemar Hecht aus Auenwald. Denn zwar konnte man sich zu zweit immer treffen, doch bei seinen Trainings habe das häufig in einem Fitnessstudio stattgefunden. Nur sehr wenige seiner Kunden hatten vor der Pandemie eigene Fitnessgeräte. In den ersten Monaten habe er dann Übungen für zu Hause gemacht, die auch ohne Equipment gehen. „Aber das wird schnell langweilig. Viele haben ihre Verträge dann auch pausieren lassen, solange die Studios geschlossen sind“, sagt Hecht.

Warum engagieren einige Menschen überhaupt einen Personal Trainer? Für einen Stundensatz von 60 bis 140 Euro ist das schließlich um einiges teurer als die Mitgliedschaft in einem Fitnessstudio oder einem Sportverein. Ein Grund: Gerade Beginner machen viele Fehler, folgen Pseudowissenschaften aus dem Internet oder übertreiben es auch und verletzen sich. Personal Trainer erstellen einen spezifisch abgestimmten Trainingsplan und sind immer wieder bei Trainingseinheiten dabei, um zu motivieren und zu korrigieren. Hecht hat ein Bachelorstudium als Fitnessökonom absolviert und hat in verschiedenen Fitnessstudios gearbeitet sowie selbstständig als Personal Trainer Kunden betreut. Seit etwa einem Jahr ist er nun mit seinem eigenen Unternehmen „Genius Strength“ als Personal Trainer und Gesundheitsberater für Firmen unterwegs.

Für gewöhnlich – also vor Corona – hat er Trainings mit zwei bis drei Kunden pro Tag. Seit durch die Pandemie allerdings die Fitnessstudios geschlossen sind, besucht er im Schnitt etwa einen Kunden pro Tag. „Das sind dann solche, die eigene Fitnessgeräte zu Hause haben.“ Das habe er ohnehin einigen seiner Kunden zu Beginn der Coronapandemie empfohlen.

Das Training wird an die Person, ihren Alltag und Ziele angepasst.

Aber es wurden nicht nur Verträge pausiert, auch gab es seit Corona deutlich mehr Nachfragen nach einer reinen Online-Betreuung. Das ist günstiger und auch für Kunden attraktiv, die weiter weg wohnen. Hecht bietet das Online-Training zwar auch an, nimmt aber viele Anfragen nicht an: „Viele sind einfach auf ein Studio angewiesen. Die haben dann eher wenig von einem Online-Training und ich will immer das Maximale herausholen“, meint Hecht.

„Es geht aber nicht nur um Trainingseinheiten, sondern um einen ganzheitlichen Ansatz“, sagt Hecht. So gibt es bei ersten Gesprächen eine Anamnese – welche Krankheiten oder Verletzungen gab es, wie viel Körperfett hat ein Kunde und wo genau liegt sein Ziel. Hecht lässt zum Teil auch Bluttests machen, um die Ernährung optimal anzupassen und einen individuell passenden Trainingsplan zu erstellen. Viele Kunden kämen mit einem klaren Ziel zu ihm. Abnehmen, Muskeln aufbauen, den Körper „transformieren“. „Manche kommen und sagen: Ich will den Körper von einerbestimmten Person haben. Da muss ich manchmal auch bremsen.“ So müsse er nicht nur das Training spezifisch anpassen, sondern auch die Ziele realistisch halten. Es gehe im Training auch viel um das Arbeiten am Selbstvertrauen der Kunden.

Auch Heike Schlauch, die sich mit „Get fit Personaltraining“ als Bewegungs- und Schmerztherapeutin und Personal Trainerin selbstständig gemacht hat, stimmt dem zu: „Manche hätten gerne den Körper von Heidi Klum, da muss man dann realistische Ziele finden.“ Denn die Ernährungsumstellung und das Training müssen auch in das Leben der jeweiligen Personen passen. Im Training gehe es auch viel um das Mentale und um Körpergefühl. Sie lässt ihre Kunden zum Beispiel gerne einen „Liebesbrief an sich selbst“ schreiben. „Sport bringt ein gutes Körpergefühl, es geht auch darum, dass man seinem Körper wieder etwas zutraut, zum Beispiel nach einer Verletzung oder einer langen Pause.“

Heike Schlauch hat ein kleines Studio in Murrhardt, in dem sie verschiedene Kurse mit kleinen Gruppen zum Abnehmen, fit werden und zur Schmerztherapie anbietet. Aber sie macht auch Eins-zu-eins-Training mit ihren – vor allem weiblichen – Kunden. „Die Kurse wurden durch Corona eingeschränkt, aber ich mache ohnehin ein klassisches Ganzkörpertraining. Auch ohne Maschinen“, sagt die Trainerin. Sie habe ihren Kunden gezeigt, wie sie auch alleine Sport mit dem eigenen Körper machen können oder Alltagsgegenstände wie zum Beispiel Wasserflaschen oder Treppenstufen in ein Work-out einbauen können. Viele, die bei ihr in einer Gruppe oder der Schmerztherapie waren, wollen sich nun trotzdem ein persönliches Training „gönnen“. Der Vorteil: Sie wisse genau, wo die Kunden Probleme haben und welche Art der Motivation sie brauchen. „Manche wollen, dass man sie so richtig auspowert und fertigmacht. Andere brauchen dagegen eher die Ermutigung, nach 300 Metern nicht stehen zu bleiben, sondern an sich zu glauben.“ Dabei versteht Schlauch sich auch in gewisser Weise als Entertainer. Sie versuche, das Training immer kurzweilig zu halten und mit Spaß zu verbinden.

Damit das Training aber dauerhaft klappt, braucht es eine Vertrauensbasis zwischen Trainer und Kunden. „Zwischen den Übungen spricht man auch einfach sehr viel miteinander. Da kommen dann auch ganz andere Probleme mal zur Sprache“, sagt Hecht. Denn die Psyche spiele fast so eine große Rolle wie Sport oder die Ernährung.

Und obwohl die beiden Personal Trainer unterschiedliche Ansätze und Kundschaft haben, sind sie sich bei einem einig: Beim Personal Training muss es zwischen dem Trainer und den Kunden passen. „Mit vielen entwickelt sich auch eine richtige Freundschaft“, sagt Schlauch. Viele kommen zwar zunächst auf sie zu, weil sie einen Sport ausüben wollen. Sie suchen dann gemeinsam nach dem zum Leben und der Persönlichkeit passenden Sport. In der Zweisamkeit wird dann auch viel gesprochen, über Alltägliches, aber auch über Sorgen und Probleme. Beim Personal Training müsse Schlauch auch wissen, wie es im Leben ihrer Kunden aussieht und welche Probleme man mit beachten muss, damit sie auch realistische sportliche Ziele setzen kann. Gleichzeitig sei sie für ihre Kunden auch immer ansprechbar, auch sonntags oder spät am Abend sei sie immer erreichbar.

Auch Hecht sagt, viele seiner Kunden werden zu Freunden. Dabei rede man auch über Persönliches und Probleme. „Nicht jeder Trainer ist für jeden geeignet. Wenn es nicht passt, dann sage ich auch: Das mit uns funktioniert nicht.“ Er suche sich sein Klientel mittlerweile – auch aus Zeitgründen – danach aus, wer von sich aus viel machen möchte. Zwar habe er durchaus eine gemischte Kundschaft, aber er habe sich auf Geschäftsleute mit wenig Zeit und Profisportler spezialisiert. „Höher, stärker, schneller, ich sehe mich eher als Krafttrainer und will auch meine Kunden immer stärker werden sehen.“

Viele Kunden werden schnell zu guten Freunden.

Heike Schlauch dagegen ist vor allem vom Lauftraining begeistert. Einfach aus dem Haus raus und los, Übungen an Treppenstufen oder Baumstämmen zwischendurch machen es spannender. Laufen gehen? Geht das nicht auch alleine? „Natürlich“, sagt die Murrhardterin. „Aber eine wichtige Rolle spielt auch die Motivation und das Fehlerausbessern.“ Oft betreue sie Kunden auch nur für eine gewisse Zeit. „Ich bin eine Starthilfe für ein gesundes Leben, das sich am Sport orientiert. Im Idealfall sehe ich die Kunden dann aber nie wieder.“

Eine ihrer Kundinnen zumindest will die gemeinsame Trainingszeit noch nicht missen. Einmal pro Woche treffen sie sich und gehen gemeinsam laufen. Meistens im direkt angrenzenden Wald. Sie ist im Juli des vergangenen Jahres eingestiegen, mitten in der Coronapandemie also. Doch das war nicht der Grund, warum sie sich für einen Personal Trainer entschieden hat. „Ich bin nicht der Typ fürs Fitnessstudio. Und bei vielen Sportarten ist das im Alltag schwierig.“ Auch feste Kurse seien für die Mutter von drei Kindern nur schwer in den Alltag zu integrieren. „Dass wir uns bei mir zu Hause treffen können, ganz individuell, das ist für mich das Nonplusultra.“ Auch nach mehreren Monaten Training legt sie noch immer viel Wert auf die Einzelbetreuung. Fehler werden direkt korrigiert, die Trainerin ist bei Fragen immer erreichbar und die Motivation bleibt hoch. „Selbst bei minus zehn Grad und schlechtem Wetter waren wir unterwegs“, erinnert sich die Mutter.