Forstminister stellt Millionenhilfe für Wald in Aussicht

dpa Moritzburg. Der Klimawandel und Extremwetterlagen bereiten den Wäldern Stress. Um die grüne Lunge des Landes zu retten, sollen nun gezielte Maßnahmen erfolgen. Auch Naturschützer stellen Forderungen.

Forstminister stellt Millionenhilfe für Wald in Aussicht

Die Luftaufnahme mit einer Drohne zeigt geschädigte Fichten. Foto: Thomas Frey

Deutschlands Wälder sollen mit einem Masterplan vor dem Kollaps bewahrt werden. Dafür fordern die Forstminister der Union vom Bund in den kommenden vier Jahren 800 Millionen Euro, die den Ländern für akute, aber auch langfristige Maßnahmen zum Erhalt des Waldes zur Verfügung gestellt werden sollen. Die „Moritzburger Erklärung“ wurde am Donnerstag Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) in einem Waldstück in der Nähe von Dresden überreicht. Die Länder sollen sich mit zusätzlichem Geld beteiligen, sodass die Summe am Ende bei mehr als einer Milliarde Euro liegen soll.

Klöckner sieht gute Gründe für die Forderung aus den Ländern und brachte als Geldquelle den Klimafonds der Bundesregierung ins Gespräch. Nach Ansicht der Ministerin haben die Waldschäden ein nationales Ausmaß angenommen. „Unser Wald ist in Gefahr.“ Es gebe eine Addition von Schäden durch Stürme, Trockenheit und Borkenkäferbefall, der den Wäldern zugesetzt habe. Dies sei noch nicht zu Ende. Klöckner sprach sich für stabile Mischwälder aus. „Es ist eine Generationenaufgabe.“ Man habe aber die Pflicht, schon heute aktiv zu sein. Man benötige den Wald dringend als „Klimaschützer Nummer eins.“

An dem Treffen in Moritzburg waren Vertreter aus Bayern, Sachsen, Baden-Württemberg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen beteiligt.

Aus Sicht von Niedersachsens Agrarministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) wäre die Hilfe durch den Bund eine wichtige Unterstützung für die Anstrengungen der Waldbesitzer, bei der Wiederaufforstung auf klimaangepasste Baumarten zu setzen und damit einen wichtigen Beitrag für vitale und stabile Wälder der Zukunft zu leisten. „Zusammen mit meinen Länderkollegen fordere ich Berlin außerdem auf, dass die Anpassung der Wälder an den Klimawandel in die Waldstrategie des Bundes aufgenommen wird. Wir haben es hier mit einer Aufgabe für Generationen zu tun.“

In dem Masterplan geht es unter anderem um eine nachhaltige Waldbewirtschaftung und Nutzung des Holzes, um die Beseitigung von Schäden und den Waldumbau. Bei den Schäden und der Wiederaufforstung sollen Waldbesitzer unterstützt werden. Ein weiterer Punkt ist der Schutz vor Waldbränden und die Brandbekämpfung. Es geht aber auch um einen Blick in die Zukunft, um Innovation und Monitoring. Damit zielen die Minister auf eine praxisbezogene Forschung für geeignete Baumarten sowie Zucht und Saatgut ab.

„Die Wälder in Deutschland sind derzeit einer katastrophalen Situation ausgesetzt, die mit den Sturmschäden im Herbst 2017 ihren Anfang nahm, durch die langanhaltende Dürre des vergangenen Jahres verstärkt wurde und sich mit dem andauernden warmen und trockenen Wetter immer weiter zuspitzt“, sagte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, der an dem Treffen teilnahm. Sachsen wolle die Waldbesitzer in dieser prekären Lage auch künftig nicht allein lassen: „Unser Ziel ist es, 50 Millionen neue Bäume bis 2030 im Freistaat Sachsen zu pflanzen“, betonte Kretschmer und nannte das einen echten Beitrag zur CO2-Bindung und zum Klimaschutz.

Kretschmer zufolge können die Bundesländer die notwendige Hilfe aber nicht ohne eine deutliche Unterstützung des Bundes leisten. „Gemeinsam wollen wir das grüne Gold Sachsens und Deutschlands mehren.“ Sachsens Forstminister Thomas Schmidt (CDU), der zu dem Treffen eingeladen hatte, schilderte das ganze Ausmaß des Problems. „Der verheerende Borkenkäferbefall führt derzeit zum Absterben ganzer Wälder. Die Holzpreise sind im Keller. Nicht nur private, sondern auch kommunale und staatliche Waldbesitzer sind mit ihren Ressourcen an ihren Grenzen angelangt.“ Sie alle brauchten deshalb dringend Unterstützung.

In der „Moritzburger Erklärung“ betonen die Minister, dass die Beseitigung der aktuellen Waldschäden und die erforderliche Wiederaufforstung eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. „Der ohnehin laufende Waldumbau muss noch mehr als bisher auf das sich ändernde Klima ausgerichtet sein. Dabei sind wir auch auf die intensive Forschung angewiesen“, sagte der sächsische Minister Schmidt. Nur so könne man dem deutschen Wald aus der Krise helfen und ihn zukunftsfest machen.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) begrüßte die Initiative. „Wir bewerten es positiv, dass Bundesministerin Klöckner die Notsituation der Wälder erkennt. Der Waldgipfel kann jedoch nur ein erster Schritt sein und darf vor allem kein Show-Gipfel werden“, erklärte BUND-Chef Hubert Weigner: „Was wir jetzt dringendst brauchen, sind konkrete und effektive Maßnahmen, um das Waldsterben 2.0 zu stoppen.“ Der BUND fordere ein Waldumbauprogramm in Höhe von mindestens einer Milliarde Euro für den raschen Umbau naturferner Nadelforste hin zu naturnahen Laubmischwäldern. Zusätzlich brauche man ein Hilfsprogramm im Umfang von 500 Millionen Euro zur Unterstützung privater Waldbesitzer. Nur der Kampf gegen die Klimakrise könne die Wälder retten.

Die FDP-Bundestagsfraktion forderte unterdessen die Einrichtung einer Task Force zur Rettung der Wälder. „Laut Bundeswaldinventur sind mehr als 100 000 Hektar nachhaltig geschädigt. Unser Patient gehört endlich in die Hände von Experten“, teilte die Fraktion mit.