Frank Nopper als OB-Kandidat in Stuttgart vorgestellt

Der Backnanger Oberbürgermeister kandidiert am 8. November für die CDU – „Keine Entscheidung gegen Backnang“

Jetzt ist offiziell, was die Spatzen in der Landeshauptstadt schon seit Wochen von den Dächern pfiffen. Backnangs Oberbürgermeister Frank Nopper tritt am 8. November als Kandidat der CDU bei der OB-Wahl in Stuttgart an. Nopper bezeichnet die Kandidatur in seiner Heimatstadt als „Herzenssache“, legt aber Wert darauf, dass dies keine Entscheidung gegen Backnang sei.

Frank Nopper als OB-Kandidat in Stuttgart vorgestellt

Frank Nopper (Mitte) bei der offiziellen Vorstellung als OB-Kandidat mit dem Stuttgarter CDU-Kreisvorsitzenden Stefan Kaufmann (rechts) und dem Vorsitzenden der Findungskommission Roland Schmid.Foto: K. Fritz

Von Kornelius Fritz

BACKNANG/SUTTGART. Der Schritt auf die große Bühne beginnt für Frank Nopper in einem hippen Stuttgarter Café. Vorne schlürfen an diesem Sonntagnachmittag junge Großstädter ihre Latte macchiato, im Hinterzimmer hat die CDU zum Pressegespräch geladen. So kurzfristig, dass nicht einmal der Wirt weiß, worum es hier eigentlich geht, und ziemlich verwundert über den Rummel ist.

Rund ein Dutzend Journalisten drängen sich in dem kleinen Raum: Presseleute, Fotografen, ein Kamerateam. Alle Augen richten sich auf den Mann, der vorne, eingerahmt vom Stuttgarter Kreisvorsitzenden Stefan Kaufmann und dem Chef der CDU-Findungskommission Roland Schmid, Platz genommen hat. Frank Nopper ist für seine Verhältnisse ungewohnt leger gekleidet: Das Hemd trägt er offen, die Krawatte hat er zu Hause gelassen. Vielleicht ein Zeichen dafür, dass er sein konservatives Image vor der Stuttgarter Wahl noch korrigieren will.

Erst am Samstagnachmittag hatte sich die Findungskommission der Stuttgarter CDU endgültig auf Nopper festgelegt. Bei Edeka an der Kasse habe ihn der Anruf erreicht, verrät Nopper, und er habe sofort zugesagt. „Mit ganzem Herzen und Begeisterung“ wolle er Stuttgarter OB werden, weil er die Stadt kenne und liebe. „Nur für Stuttgart und für keine einzige andere Stadt hätte ich nach 18 erfüllenden OB-Jahren in Backnang meinen Hut in die große Arena geworfen.“ Er sei „Stuttgarter durch und durch“, erklärt Nopper, betont aber auch seinen Bezug zu Backnang: „Dieser Bezug wird auch immer bleiben, unabhängig davon, was die Zukunft bringen wird.“

„Ich finde, man muss sich der Herausforderung stellen“

Im Gespräch mit unserer Zeitung geht der 58-Jährige noch etwas genauer auf seine Beweggründe ein: Nach so langer Zeit in Backnang spüre er den Reiz, noch einmal etwas Neues zu wagen, auch wenn der Wind in der Landeshauptstadt deutlich rauer wehen dürfte als an der Murr: „Ich finde, so einer großen Herausforderung muss man sich stellen und nicht immer den bequemen Weg gehen.“ Bereits vor acht Jahren war Nopper als OB-Kandidat in Stuttgart im Gespräch. Damals entschied sich die CDU jedoch für den politisch unerfahrenen Werbeprofi Sebastian Turner, der dann gegen den Grünen Fritz Kuhn unterlag.

Auch deshalb wollte die CDU diesmal einen Kandidaten mit Rathauserfahrung. Nach 18 Jahren in Backnang sieht sich Nopper für den Chefposten im Stuttgarter Rathaus gut gerüstet. „Ich glaube, dass ich aus der Mittelstadt viel in die Großstadt mitnehmen kann, etwa beim Thema Bürgernähe.“ Als Beispiele nennt Nopper seine regelmäßigen Bürgersprechstunden und den jährlichen Gemarkungslauf. Beides würde er im Falle eines Wahlerfolgs auch gerne in Stuttgart anbieten. Bei der Wahl im November erwartet Nopper ein „offenes Rennen“. Stärkste Rivalin dürfte die Grünen-Kandidatin Veronika Kienzle, Bezirksvorsteherin von Stuttgart-Mitte, sein.

In den neun Monaten bis zur Wahl muss Nopper nun den Spagat schaffen, gleichzeitig Oberbürgermeister in Backnang und OB-Kandidat in Stuttgart zu sein. „Ich werde meine Amtsgeschäfte in Backnang weiterhin in vollem Umfang wahrnehmen“, verspricht er. Nur in der heißen Phase vor der Wahl will er Urlaub nehmen. Bei Terminen wird sich Nopper wohl häufiger von Erstem Bürgermeister Siegfried Janocha vertreten lassen.

Für einen anderen Oberbürgermeister aus dem Rems-Murr-Kreis ist der Karrieretraum hingegen erst einmal geplatzt. Hartmut Holzwarth aus Winnenden, der seine Ambitionen wesentlich offensiver formuliert hatte als Nopper, gratulierte gestern per Pressemitteilung: „Meinem langjährigen Kollegen drücke ich die Daumen für die Wahl im November und freue mich, dass der Bewerber der CDU für dieses wichtige Amt nun aus dem Rems-Murr-Kreis kommt.“

Frank Nopper als OB-Kandidat in Stuttgart vorgestellt

Vor zwei Jahren klebten Frank Nopper und seine Helfer noch Wahlplakate in Backnang, nun werden sie es bald in Stuttgart tun. Mit 58 Jahren sucht der Backnanger Oberbürgermeister noch einmal eine neue Herausforderung. Archivfoto: J. Fiedler

Kommentar
Zu Höherem berufen

Von Kornelius Fritz

Warum tut er sich das an? Diese Frage war in den vergangenen Wochen immer wieder zu hören, wenn in Backnang über eine mögliche OB-Kandidatur von Frank Nopper in Stuttgart gesprochen wurde. Nachdem er vor zwei Jahren mit beachtlichem Ergebnis zum zweiten Mal wiedergewählt wurde, hätte Nopper guten Gewissens die verbleibenden sechs Jahre seiner Amtszeit genießen können, um sich dann nach 24Jahren als ungekrönter König von Backnang in den wohlverdienten Ruhestand zu verabschieden.

Doch wer ihn kennt, der weiß: So tickt Nopper nicht. Das Leben als Provinzfürst mag angenehm sein, aber Nopper will mehr. Oft genug ist ihm von verschiedenen Seiten attestiert worden, dass er zu Höherem berufen ist. Jetzt, mit 58 Jahren, bietet sich die letzte Chance dazu. Dafür wäre er wahrscheinlich sogar zu Fuß nach Stuttgart gegangen. Neben persönlichem Ehrgeiz spielt dabei auch der familiäre Aspekt eine Rolle: Der Sohn kann jetzt vollenden, was dem Vater 1966 als Gegenkandidat von Arnulf Klett verwehrt blieb. Für den Familienmenschen Nopper wäre es so etwas wie die Krönung des familiären Erbes.

Dass Nopper das Zeug zum Stuttgarter OB hat, daran hat in Backnang kaum jemand Zweifel. Anders als viele andere Bürgermeister ist Nopper nämlich nie ein Verwalter, sondern immer ein Politiker gewesen. Einer, der Netzwerke knüpfen und Strippen ziehen kann, einer, der Kompromisse finden und Mehrheiten organisieren kann, über Parteigrenzen hinweg.

Ein „gemähtes Wiesle“ ist Stuttgart für Nopper trotzdem nicht. Die Landeshauptstadt ist seit Jahren fest in grüner Hand. Kein leichtes Spiel für einen CDU-Mann mit betont konservativem Profil. Da mag es Nopper beruhigen, dass ihm in Backnang selbst eine gescheiterte Kandidatur wohl nur die wenigsten übel nehmen würden. Vermutlich hofft hier mancher sogar darauf, dass er in Stuttgart verliert, damit er Backnang noch länger erhalten bleibt.

k.fritz@bkz.de