60.000 Soldaten braucht die Bundeswehr zusätzlich laut Verteidigungsminister Boris Pistorius. Der Kanzleramtschef Thorsten Frei bezweifelt, dass es ohne Wehrpflicht gehen wird.
Kanzleramtschef Thorsten Frei (CDU).
Von red/AFP
Kanzleramtschef Thorsten Frei (CDU) hat Zweifel, ob die Bundeswehr ohne Wehrpflicht verteidigungsfähig werden kann. „Ich hoffe, dass es gelingt, Deutschland mit einer Freiwilligenarmee verteidigungsfähig zu machen“, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe vom Donnerstag. Das sei aber „sehr anspruchsvoll“. Auf die Nachfrage, wie viel Zeit dafür noch bleibe, sagte er: „Im Grunde keine. Aber ich habe den Eindruck, dass der Verteidigungsminister mit Hochdruck an diesen Fragen arbeitet.“
Frei betonte: „200.000 Männer und Frauen unter Waffen sind in Deutschland das absolute Minimum.“ Einig sei sich die Koalition, „dass wir die Frage der Reservisten rasch angehen müssen“.
60.000 Soldaten werden gebraucht
Pistorius hatte am Donnerstag am Rande eines Treffens der Nato-Verteidigungsminister in Brüssel den zusätzlichen Bedarf der Bundeswehr an Soldatinnen und Soldaten auf bis zu 60.000 beziffert. Derzeit dienen nach Angaben des Bundesverteidigungsministeriums aus dem März 182.064 Männer und Frauen in Uniform in der Bundeswehr.
Scharfe Kritik an Pistorius Äußerungen kam von der Linken. „Die Regierung rüstet auf und junge Menschen sollen es ausbaden“, erklärte die Linke-Abgeordnete Desiree Becker. „Genau die Generation, die in der Pandemie im Stich gelassen wurde, soll bald zum Waffendienst verpflichtet werden.“
Becker sieht eine freiwillige Dienstpflicht als „Vorstufe für den Zwangsdienst“. Die Linke halte dagegen, betonte sie: „Unsere Jugend braucht Perspektiven und eine gute Zukunft - keinen Staat, der sie zur Ausbildung an der Waffe zwingt.“