Freude über Pläne für neue S-Bahn-Linie

Der Verband Region Stuttgart begrüßt die Idee einer Nutzung der Panoramabahn, sieht aber Klärungsbedarf bei der Finanzierungsfrage.

Von Alexander Müller

STuttgart - Jahrelang wurde um die Zukunft der Panomarabahn in Stuttgart zwischen dem Nordbahnhof und Vaihingen gerungen. Nun bahnt sich eine Lösung an. Die Strecke könnte laut einer aktuellen Machbarkeitsstudie in das bestehende S-Bahn-Netz integriert werden. Der Vorteil: In den geplanten Streckenverlauf zwischen Vaihingen und Heimerdingen (Kreis Ludwigsburg) könnte auch die Strohgäubahn integriert werden. Der Verkehrsausschuss des Verbands Region Stuttgart, der für den Nahverkehr verantwortlich zeichnet, zeigte sich mehr als angetan, sieht aber auch noch Klärungsbedarf.

Drei neue Haltestellen in Stuttgart

„Es ist das einzige finanzierungsfähige und auch schnell realisierbare Modell“, sagte Stefan Tritschler vom Verkehrswissenschaftlichen Institut Stuttgart (VWI). Ausgangspunkt für die vom Land in Auftrag gegebene Untersuchung der unabhängigen Experten war die Frage, was mit der von der Deutschen Bahn im Frühjahr 2027 aufgegebenen Panoramabahn geschehen soll. Die Lösung ist eine neue S-Bahn-Linie, welche ab Ende der 2030er Jahre zwischen Heimerdingen und Vaihingen im 30-Minuten-Takt verkehren könnte. Drei Haltestellen sollen auf Stuttgarter Gemarkung an der Heilbronner Straße, der Lenzhalde und am Herderplatz entstehen. So soll die Anbindung an das Stadtbahnnetz gewährleistet werden.

Die Einbeziehung der Gäubahn ist dabei bewusst gewählt. Denn die bislang zwischen Korntal und Heimerdingen pendelnde Regionalbahn 47 würde in das S-Bahn-Netz integriert. Schließlich „wollen wir neue Fahrgäste gewinnen und nicht bestehende Ströme einfach umleiten“, erklärte Patrick Wernhardt vom VWI. Laut der Studie sei mit rund 5000 Fahrgästen pro Tag auf der Strohgäubahn und mehr als 7000 Fahrgästen auf der Panoramabahn zu rechnen. Die Voraussetzung, um den vorgeschriebenen Nutzen-Kosten-Indikator gerade noch zu erreichen, damit das Vorhaben von Bund und Land gefördert werden kann.

Immerhin werden die Kosten auf rund 307 Millionen Euro beziffert. Zuzüglich einer eingeplanten Kostensteigerung um 30 Prozent sogar auf 400 Millionen Euro. Alleine 93 Millionen (121 Millionen) entfielen dabei auf die Panoramabahn. Und genau das ist für Regionalrat Elmar Steinbacher (CDU) der Stein des Anstoßes: „Die Strecke wurde von der Deutschen Bahn heruntergewirtschaftet. Und nun, da man sie nicht will, soll sie plötzlich zur S-Bahn werden und wir die Sanierung stemmen. Das kann nicht sein“, so der verkehrspolitische Sprecher. Der Vorteil: Sollte die Sanierung der Panoramabahn aus den Plänen herausgenommen werden, würde der Kosten-Nutzen-Indikator deutlich auf 1,43 steigen, die Förderfähigkeit daher deutlich erhöht.

Dennoch sieht er in der Machbarkeitsstudie eine „Sternstunde“, die „erste echte tangentiale Verbindung im S-Bahn-Netz Stuttgart“. Gar eine „zweite Stammstrecke“ sieht sein Amtskollege Michael Lateier (Bündnis 90/Grüne). Es sei der erste Schritt hin zum visionären Nahverkehrsdreieck, „wenngleich nur in kleiner Form“. Allerdings biete die jetzige Machbarkeitsstudie durchaus die Chance, den Ringschluss in Richtung Bad Cannstatt zu erweitern. In einer möglichen zweiten Ausbaustufe kann sich Thomas Leipnitz (SPD) auch die weitere Einbindung der Schönbuchbahn vorstellen.

Entscheidung Ende November

Hingegen sehen die Freien Wähler im Verbandsausschuss noch einige offene Fragen im Hinblick auf die technische Umsetzbarkeit und fordern auch klare Zusagen von allen Beteiligten. Bei einem derart gewaltigen Vorhaben seien „keine Panikbeschlüsse angebracht“, so Frank Buß. Insofern wolle man dies noch einmal in der Gesamtfraktion der Freien Wähler besprechen. Die Entscheidung, ob die Verhandlungen über den Bau der neuen S-Bahn-Linie aufgenommen werden, soll daher in der nächsten Sitzung des Verkehrsausschusses Ende November fallen.