Friedensprojekt

Um eine europäische Armee aufzubauen, braucht es mehr Mut

Von Matthias Schiermeyer

Sechs Jahre ist es her, dass der damalige Verteidigungsminister Thomas de Maizière der „Vision einer gemeinsamen europäischen Armee“ eine Absage erteilte und mehr Kooperation von EU und Nato forderte. Damals waren zentrale globale Rückschritte – von Trump, Putin über die Rechtswende in Osteuropa bis zum Brexit – nicht absehbar. Doch es zeichnete sich ab, dass die EU als Friedensprojekt nur mit einer gemeinsamen Verteidigungsstruktur Zukunft hat. So wurden wichtige Jahre nicht gut genutzt.

De Maizières Nachfolgerin Ursula von der Leyen treibt die Verteidigungsunion nun als „Armee der Europäer“ mit Verve voran. Diese entsteht nicht in einer großen Umstrukturierung, sondern Schritt für Schritt. Vieles an Verknüpfung ist passiert. Dennoch braucht es noch mehr Mut und Entschlossenheit, auch unkonventionelle Wege zu gehen – wie die Integration von EU-Ausländern.

Wenn die Truppe wirklich ein Spiegelbild der Gesellschaft sein will, müssen sich dort auf allen Ebenen entsprechend Migranten wiederfinden – aber auch nicht deutsche EU-Bürger. Dass andere europäische Streitkräfte Bedenken haben, die Bundeswehr könnte ihre Spezialisten abwerben, ist verständlich. Ihren Sorgen muss man ernsthaft begegnen. Der generelle Einwand gegen eine angebliche Söldnerarmee jedoch kommt vor allem von den Nationalisten. Europa aber ist zu wichtig, um denen ständig auf den Leim zu gehen.

matthias.schiermeyer@stzn.de