Fröhlich-familiäres Spielen und Testen

Bei den Mini-Vielfalt-Games des Vereins „Vielfalt tut gut“ im Murrhardter Stadtgarten meistern Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit und ohne Migrationshintergrund oder Behinderung kreativ und clever verschiedene Herausforderungen.

Fröhlich-familiäres Spielen und Testen

Tandemteam des Kreisjugendrings aus Naturparkführerin Petra Klinger und Nico Eicher beim Rollstuhlfahren. Foto: Elisabeth Klaper

Von Elisabeth Klaper

Murrhardt. „Ausprobieren und begegnen“ lautet das Motto der Mini-Vielfalt-Games des Vereins „Vielfalt tut gut“ in Kooperation mit dem Verein Kommunales Kino, der das Sommernachtskino veranstaltet. Zahlreiche Familien, Jugendliche und einige Senioren verbringen bei herrlichem Sommerwetter einen heiteren Samstagnachmittag im Stadtgarten. Sie nutzen die Chance, mit viel Spaß Neues zu entdecken, und lernen dabei Migrantinnen und Migranten aus verschiedenen Ländern sowie Personen mit und ohne Behinderung kennen.

Das Markenzeichen des Events sind Stationen mit Spielen, kreativen und sportlichen Aufgaben verschiedenster Art, wobei bei einigen davon körperliche oder sensorische Einschränkungen simuliert werden. Mitmachende erhalten Laufzettel und Stempel an jeder Station, drehen abschließend am Glücksrad und gewinnen „Vielfalt“-Tassen, Jutetaschen, Beutel mit Schreibutensilien oder Süßes als Trostpreise. Beim Bubble Soccer schlüpfen die Spieler in überdimensionale Blasen aus transparentem, hellblau- oder rosafarbenen Kunststoffmaterial und gurten sich an. Köpfe und Arme sind in der Blase, nur die Füße bleiben frei bewegbar, sodass Fußballspielen schwieriger ist, weil man nicht so schnell laufen kann. Aber alle, die es testen, haben viel Vergnügen dabei.

Steuerung des Rollstuhlsnur mit Händen, Armen und Oberkörper

Fürs Dosenwerfen sind Brillen aufzusetzen, die Sehbehinderungen imitieren. Trotzdem treffen die meisten. Ein aufschlussreiches Erlebnis ist das Rollstuhlfahren durch einen kleinen, mit Kegeln markierten Parcours: Es erfordert einige Übung, das Gefährt nur mit Händen, Armen und Oberkörper zu steuern, wie das Tandem des Kreisjugendrings aus Naturparkführerin Petra Klinger und Nico Eicher demonstriert. Die Tandemteams des Kreisjugendrings bestehen aus einer Person mit Behinderung und einer Person ohne Behinderung.

Eine echte Herausforderung stellt der Blinden-Hindernisparcours dar: Mit verbundenen oder geschlossenen Augen gilt es mithilfe eines Blindenstocks sowie des Gehör- und Tastsinns vorsichtig und langsam vorwärtszugehen, auf dem Weg zu bleiben und Stühlen, Bänken und Holzbalken auszuweichen. Die sechsjährige Franka und ihre fünfjährige Schwester Lotta Schmid schaffen das auf Anhieb ohne Schwierigkeiten. Als ziemlich schwierig stellt sich das Balancieren auf einer Slackline heraus, wie die Freunde Mohsen Safizad und Lavin Gourzo erfahren.

Wesentlich einfacher sind Mini-Tischtennis, Spikeball, wobei ein kleiner Ball auf ein Trampolin zu werfen ist, die „Vier gewinnt“-Großversion, bei der möglichst schnell vier Ringe in eine Reihe zu werfen sind, sowie Wikingerschach, bei dem die Spieler Holzfiguren gegenseitig per Holzstock umwerfen. Kreativ gestalten Mädchen und Jungen unter Anleitung des Tandems bestehend aus Elke Tigli und Kräuterpädagogin Petra Baader kleine Karten mit Blüten und Blättern aus nicht essbaren Pflanzen. Zudem mixen sie mit Mörsern Kräutersalz aus diversen Kräutern und Blüten, wobei interessante Farbeffekte entstehen.

Eifrig nutzen etliche Jugendliche die App „Inklu-Welt – erlebe deine Welt aus neuen Blickwinkeln“ für Smartphone und Tablet: Sie ermöglicht es, virtuell den Alltag von Menschen mit Behinderungen in diversen Situationen zu erkunden. Das Bundesfamilienministerium fördere diese App, erklärt Tosca Siebler vom Verein Kubus und gibt Infos und Tipps dazu. Ihre Kollegin Nina Geldmacher weist auf die Internetseite inklumat.de hin: Dort wird Material für eine inklusivere haupt- und ehrenamtliche Arbeit für Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung gesammelt.

Bestens kommt die Bewirtung an mit verschiedenen pikanten und süßen Köstlichkeiten aus der Ukraine, Afghanistan, der Türkei und dem Iran, zudem gibt es Crêpes und Popcorn fürs Kinofeeling. Gegen Abend gibt Mona Franke von der Fachstelle für Demokratieförderung und Rechtsextremismusprävention des Kreisjugendamts kurze Impulse zum demokratischen Zusammenleben in einer bunten Gesellschaft.

„Alles lief super und harmonisch, auch kam es zu vielen Begegnungen und Gesprächen zwischen einheimischen und immigrierten Personen mit und ohne Behinderungen, das ist unser wichtigstes Ziel“, so die positive Bilanz von „Vielfalt tut gut“-Schriftführerin Leonie Treml. Vor der Coronapandemie gab es zwei Vielfalt-Games, 2020 und 2021 waren sie nicht möglich, jetzt „ist alles ein bisschen kleiner“, so Vorständin Melissa Klenk. Das vielseitige Programm habe ein „ganz bunter Mix“ von Aktiven organisiert: Vereinsmitglieder von „Vielfalt tut gut“, Kommunalem Kino und Kubus, Freunde und Bekannte, Migrantinnen und Migranten sowie Tandemteams des Kreisjugendrings, freut sich Treml.

Fröhlich-familiäres Spielen und Testen

Rumtollen beim Bubble Soccer macht einfach Spaß. Foto: Christine Schick