Gemeinsam gegen chronische Schmerzen

Eine 17-tägige Komplexbehandlung mit interdisziplinärem Ansatz der Rems-Murr-Kliniken in Winnenden soll Schmerzpatienten zukünftig helfen. Schlüssel zum Erfolg ist die Anwendung verschiedener Methoden, um das vielgestaltige Schmerzbild zu bearbeiten.

Gemeinsam gegen chronische Schmerzen

Fit für die multimodale Schmerztherapie, die Patienten unter anderem mit einem smarten Krafttrainingszirkel motiviert: Isabel Staubach, Alexander Tuczek, Heiner Lange, Richard Sigel, Christian Schliep, André Mertel und Simone Brenner (von links). Foto: RMK/Fuchs

Rems-Murr. Wer an chronischen Schmerzen leidet, hat oft bereits eine lange Diagnose- und Krankengeschichte hinter sich, ohne nachhaltige Besserung zu spüren. Solche Schmerzen belasten den Alltag in der Familie und im Beruf und führen häufig zu sozialem Rückzug. Für chronische Schmerzpatientinnen und -patienten haben die Rems-Murr-Kliniken deshalb ein neues, spezielles Hilfsangebot geschaffen: Seit März 2025 arbeitet das Team der interdisziplinären multimodalen Schmerztherapie am Standort Winnenden gemeinsam mit den Betroffenen in einer bis zu 17-tägigen Komplexbehandlung daran, dass die Schmerzen nachlassen und der Lebensmut wächst.

„Ein solches stationäres Angebot ist immens wichtig für den Rems-Murr-Kreis, aus medizinischer und auch aus psychosozialer Sicht“, sagt Landrat Richard Sigel, Aufsichtsratsvorsitzender der Rems-Murr-Kliniken. „Wer jemals auch nur ein paar Tage Schmerzen gelitten hat, der ahnt, was chronische Schmerzpatienten aushalten müssen“, so Sigel. „Dass wir diesen Menschen nun eine Anlaufstelle bieten und sie wieder gesund an Körper und Seele machen können, freut mich sehr.“ Es mache ihn einmal mehr stolz, dass die neue Schmerztherapie im Zuge der weiterentwickelten, vom Kreistag aktuell erneut bestätigten Medizinkonzeption gemeinsam auf den Weg gebracht werden konnte.

Perspektivische Erweiterung auf die Klinik in Schorndorf

Auch Kliniken-Geschäftsführer André Mertel freut sich über die neue Landmarke, die mit der Schmerztherapie zunächst in Winnenden gesetzt wurde. „Perspektivisch möchten wir dieses Angebot auch auf die Rems-Murr-Klinik Schorndorf erweitern, denn wir sehen großen Bedarf und viel Potenzial für diese multimodale, stationäre Komplexbehandlung, bei der unsere Patientinnen und Patienten von der Zusammenarbeit verschiedener Fachkliniken, Zentren und Berufsgruppen profitieren“, so Mertel.

Alexander Tuczek und Simone Brenner erläutern die „stationäre Komplexbehandlung“ der Schmerztherapie: Sie dauere etwa 17 Tage und sei multimodal – das bedeutet, dass zur Behandlung verschiedene Methoden angewendet werden. Jede adressiere einen bestimmten Aspekt der Entstehung, Wahrnehmung oder Verarbeitung von Schmerzen. Beim Entstehen chronischer Schmerzen seien körperliche und psychische Aspekte und auch die Lebensgestaltung eng miteinander verwoben. „Die individuellen Ziele und Therapiepläne stimmen wir inhaltlich und zeitlich im Team aus Medizin, Psychologie und Physiotherapie eng ab, denn das ist für den Therapieerfolg unerlässlich. Und ganz wichtig sind für uns eine erfolgreiche Behandlung und die enge Zusammenarbeit mit der niedergelassenen Haus- und Fachärzteschaft“, so Tuczek. Die Symptome der Schmerzpatientinnen und -patienten betreffen verschiedene Körperregionen und haben unterschiedliche Ursachen: Rückenschmerz, Kopf- und Gesichtsschmerz, Nervenschmerz, zentraler Schmerz zum Beispiel nach Schlaganfall oder nach Verletzungen des Rückenmarks, chronische Schmerzen der Muskulatur und des Stützapparats, komplexes regionales Schmerzsyndrom (CRPS), Tumorschmerz, Schmerzen im Zuge chronisch entzündlicher Erkrankungen, somatoforme Schmerzen oder Schmerzmittelentzug.

Der Förderverein des Rems-Murr-Klinikums Winnenden hat zur Eröffnungsfeier auch noch ein nützliches Mitbringsel für das Team der Schmerztherapie im Gepäck: einen symbolischen Scheck über 13990 Euro für das „Fitness Hub“ zur digitalen Steuerung des neuen Krafttrainingszirkels. So können sich die Geräte mit einem smarten Scansystem automatisch auf den Trainierenden einstellen, liefern Analysen etwa zu Beweglichkeitsschwächen und helfen, Schmerzen zu lindern. „Als Förderverein freuen wir uns, dass wir in Winnenden ein Klinikum mit so hervorragenden Angeboten wie der neuen Schmerztherapie haben“, sagt der Vorstandsvorsitzende Hans Werner Reinhard. pm

Interdisziplinäre multimodale Schmerztherapie

Chronische Schmerzen Bei chronischen Schmerzen handelt es sich um bleibende oder wiederkehrende Schmerzen, welche die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Laut dem Verein Deutsche Schmerzgesellschaft wird chronischer Schmerz heute als eigenständige Krankheit betrachtet. In wissenschaftlichen Studien werden für die Festlegung, ob es sich um einen chronischen Schmerz handelt, Zeiträume von drei oder auch sechs Monaten Schmerzdauer genannt.

Behandlungsmethoden Folgende Behandlungsmethoden nutzt die interdisziplinäre multimodale Schmerztherapie:

medikamentöse
Einstellung

Schmerzmittelentzug

regionale Analgesieverfahren (zum Beispiel Schmerzkatheter)

Sympathikusblockaden

Infiltrationen von Muskeltriggerpunkten

transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS)

topische (örtliche) Capsaicinbehandlung

systemische Lidocainbehandlung

Erlernen von Entspannungs- und Achtsamkeitsverfahren

Ausdauer- und Koordinationstraining

Dehnübungen

Atemübungen

manuelle Therapie

Ergotherapie
(Spiegeltherapie)

physikalische
Maßnahmen

Erlernen von
Eigenübungen

Akupunktur