Gemeinschaftsprojekt nimmt Konturen an

Die Bauherren des Backnanger Mehrgenerationenwohnhauses feiern Richtfest. Zwei Drittel der Wohnungen sind schon verkauft. Im Frühjahr können die ersten Bewohner des 8,9-Millionen-Euro-Projekts einziehen. Junge Familien werden noch gesucht.

Gemeinschaftsprojekt nimmt Konturen an

Da es mit dem Rohbau bislang keine Probleme gab, konnte dieser Tage das Richtfest fröhlich gefeiert werden. Foto: A. Becher

Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Die Bauherren des Mehrgenerationenwohnhauses auf dem ehemaligen Klinikareal in Backnang haben allen Grund zur Freude: Dieser Tage feierten sie zusammen mit den beteiligten Unternehmen und Nachbarn Richtfest. Trotz der Coronakrise liegen die Bauarbeiten des Projekts „Wohnen im Quartier“ nahezu im Zeitplan. Wenn nichts dazwischen kommt, dann rechnen die Verantwortlichen mit einem Bezug der ersten Wohnungen Ende März oder Anfang April nächsten Jahres.

Noch sind nicht alle Wohnungen verkauft, aber das war auch nicht die oberste Priorität der Baugemeinschaft, die als GbR organisiert ist. Denn es geht bei dem Projekt darum, dass eine Gemeinschaft entsteht, in der die künftigen Bewohner zueinanderstehen und sich unterstützen und gegenseitig Hilfen geben und annehmen. Insgesamt 27 Wohnungen umfasst das 8,9-Millionen-Euro-Projekt, ein Drittel davon ist noch nicht verkauft. Das hängt damit zusammen, dass die Zusammensetzung der Gemeinschaft auch junge Familien vorsieht. Aber eben diese haben bislang noch kein Eigentum erworben. Aus verschiedenen Gründen. Der Hauptgrund ist vermutlich, dass junge Familien nicht langfristig planen möchten und können. Wenn wegen Nachwuchs eine größere Wohnung gesucht wird, dann ist es keine Lösung, wenn eine solche in fünf Jahren fertig ist. „Junge Familien stoßen immer recht spät zu solchen Projekten dazu, die wollen schon den fertigen Bau sehen“, erklärt Gerhard Schramm, einer der GbR-Sprecher.

Mit diesem Wissen wurde die Vermarktung bislang mit angezogener Handbremse vorgenommen. „Wir haben auf die jungen Familien gewartet“, so Heinz Göckler, ein weiteres Urgestein des Projekts. Weil die aber nicht aufgetaucht sind, wird jetzt der Verkauf „für alle geöffnet“. Schließlich drängt so langsam die Zeit, denn der Plan sieht vor, dass alle Wohnungen bis zur Fertigstellung des Doppelgebäudes verkauft sind. Andernfalls würde die Belastung für die bisherigen Mitglieder der Gemeinschaft steigen, da sie in Vorkasse treten müssten.

Auch wenn noch nicht alle Wohnungen vergeben sind, so ist das Interesse doch riesengroß.

Die Mitglieder sind jedoch sehr zuversichtlich: „Das Interesse ist sehr groß und wird immer größer. Bei fünf weiteren Wohnungen gibt es ganz konkrete Anfragen.“ Womöglich werden schon dieser Tage bei einem Treffen weitere Mitglieder in die Gesellschaft aufgenommen.

Damit aber bis zum Frühjahr tatsächlich alle Einheiten verkauft sind, rühren die GbR-Mitglieder die Werbetrommel und laden ein zum Stammtisch, der jeden ersten Dienstag im Monat in der Gaststätte Uhr in Backnang stattfindet. Bei diesen Treffen wurden früher auch Architektenvorschläge und Farbkonzepte besprochen, so konnten die Mitglieder immer Einfluss nehmen auf das Endprodukt. Inzwischen ist der Bau dafür zu weit fortgeschritten. Nun dienen die Treffen vor allem dem Kennenlernen der Neuen. „Hier wird abgeklopft, ob die Interessenten mit unseren Leitideen übereinstimmen und ob sie in die Gemeinschaft passen“, so Schramm.

Voll des Lobes ist das Duo über das Bauunternehmen Kuhnle aus Waiblingen-Beinstein. Dieses kennt die Örtlichkeit, es war auch für den Bau des benachbarten Demenzzentrums und der betreuten Wohnungen der Baugeno verantwortlich. Jetzt hoffen die Bauherren, dass die Zielmarke von 8,9 Millionen Euro nicht sehr gesprengt wird. Schramm: „Die Kosten werden wohl leicht höher ausfallen, aber wir hoffen nicht viel mehr.“ So wird zusätzlich zu den bisherigen Plänen auf beiden Gebäudetrakten eine Fotovoltaikanlage mit 55 Kilowatt/Peak installiert. Da sich das Gebäude mit dem Titel KfW-Effizienzhaus 40 schmücken möchte, ist eine solche Anlage laut den Bauherren mehr als angeraten.

Das Mehrgenerationenwohnhaus ist eigentlich der letzte Neubau, der im Klinikareal erstellt wird. Denn beim anvisierten Projekt der Kreisbau, wonach auf der (Tief-)Garage Wohnungen entstehen sollen, handelt es sich im Prinzip eher um eine Aufstockung. Umso mehr schwärmen Schramm und Göckler von ihrem Neubau im Zentrum des Areals. Schramm: „Trotz der Fotovoltaikanlage haben wir eine wunderschöne Dachterrasse mit dem schönsten Blick über die ganze Stadt.“ Die Gemeinschaft plant, diese Terrasse auch richtig knackig zu nutzen. Und wer die Gruppierung bislang erlebt hat, der hegt keinerlei Zweifel daran, dass hier ein lebendiges Miteinander entsteht.

Umwandlung des ehemaligen Klinikareals fast abgeschlossen

Das Alten- und Pflegeheim Staigacker betreibt auf dem ehemaligen Klinikareal das Demenzzentrum „Apartmenthaus Dietrich Bonhoeffer“. Dort gibt es auf zwei Abteilungen jeweils 15 Plätze für demente Menschen sowie eine spezielle Abteilung für „junge Pflege“ mit zwölf Plätzen.

Die Baugenossenschaft Backnang hat in dem Gebiet 30 Wohnungen der Kategorie „Betreutes Wohnen“ realisiert.

Die Städtische Wohnbau Backnang GmbH betreibt ebenfalls 18 Wohnungen der Kategorie „Betreutes Wohnen“.

Die Hospizstiftung Rems-Murr hat ein neues stationäres Hospiz für zwölf Gäste gebaut. Zudem gibt es künftig dort eine spezielle Station für schwerst kranke Menschen, die eigentlich austherapiert und somit kein Fall mehr für die chronisch vollen Palliativstationen der Krankenhäuser sind, die aber gleichzeitig die Kriterien für die Aufnahme im Hospiz noch nicht erfüllen. Ferner sind im Neubau die Verwaltung, die ambulanten Hospizgruppen und die Koordination der speziellen ambulanten Palliativversorgung (SAPV) untergebracht.

Ferner entstanden in Zusammenarbeit der Baugenossenschaft Backnang und der Kreisbau GmbH 64 Wohnungen.

Die seitherige Tiefgarage und Parkanlage der Kreisbau umfasst etwa 200 Stellplätzen. Auf der Garage plant die Kreisbau künftig den Bau von etwa 50 Wohnungen. Auf dem gesamten Areal gibt es zudem etwa 200 weitere Stellplätze. Mit Ausnahme von fünf Stellplätzen für Ärzte und schnelle Anlieferungen sind alle Parkplätze in Tiefgaragen, sodass das Areal praktisch autofrei ist.

Die Gesamtfläche des ehemaligen Klinikareals beträgt 2,2 Hektar. Wenn die Bauarbeiten am Mehrgenerationenwohnhaus im Frühjahr nächsten Jahres abgeschlossen sind, wird die Bonhoefferstraße samt dem dazugehörigen Spielplatz gebaut.