Geplantes Bauprojekt im Steinbruch geplatzt

Firmen Lukas Gläser und Baumit verwerfen Pläne für Erweiterung in Zwingelhausen – Kirchberger Gemeinderäte teils enttäuscht

Von Yvonne Weirauch

KIRCHBERG AN DER MURR. Steinbruch und Bauerweiterungen – Themen, die die Bürger in und um Kirchberg an der Murr umtreiben. Wie vor Kurzem berichtet, steht die Entscheidung über die geplante Erweiterung des Steinbruchs der Firma Klöpfer in Rielingshausen noch aus.

Was den Steinbruch und die Erweiterung der Firma Gläser in Zwingelhausen betrifft, gibt es nun eine überraschende Entwicklung: Im März wurde das Projekt im Gemeinderat Kirchberg vorgestellt: Zwei Firmen – Lukas Gläser und Baumit – wollten auf dem Gelände nahe des Steinbruchs ein Projekt verwirklichen. Bürger hatten Sorgen wegen des Trockenmörtelwerks, das gebaut werden sollte (wir berichteten). Jetzt ist alles anders: Das Bauprojekt ist geplatzt, wie Bürgermeister Frank Hornek in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats bekannt gab.

Unter dem Buchstaben e – Änderung im Bereich Kirchberg an der Murr, Erweiterung Sonderbaufläche „Steinbruch Firma Gläser“ – zum Tagesordnungspunkt „Beratung und Beschlussfassung über Änderung des Flächennutzungsplans der vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft Backnang“ war das Thema ganz unscheinbar aufgeführt. Bürgermeister Hornek hielt kurz inne und verkündete: „Dazu muss ich mehr sagen: Das angedachte Bauprojekt der Firmen Lukas Gläser und Baumit ist tot.“ Deshalb werde man Backnang beauftragen, das Thema von der Tagesordnung der vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft zu nehmen. Hornek umriss sachlich und kurz die Gründe, die die Firmen bewogen haben, das Projekt zu begraben. Baumit gab an, dass man vieles per Handschlag mit der Firma Lukas Gläser vereinbart habe und sich auch in vielen Punkten einig gewesen sei, aber Gläser dann „spürbar Nachforderungen gestellt habe“. Für die Firma Lukas Gläser, die sich gerade „im internen Generationenwandel“ befindet, habe es unternehmerische Gründe. „Es wäre eigentlich eine Win-win-Situation für alle Beteiligten gewesen“, kommentierte der Bürgermeister. Man sei in der Planung schon sehr weit vorangeschritten gewesen und habe das Thema mit einer hohen Priorität versehen. Für die Gemeinde bedeute das nun zwei Verluste: „Zum einen haben wir nun keine neue Firma am Standort Kirchberg gewinnen können, und zum anderen kommen auch die 30 Arbeitsplätze mehr, die geplant waren, nicht zustande“, bedauert Frank Hornek.

Planungen waren

weit fortgeschritten

Einige Gemeinderäte zeigten sich enttäuscht über die Entscheidung. Helmut Layher (BUK) stimmte den Ausführungen Horneks zwar zu, merkte aber an, ob es nicht voreilig sei, Backnang zu beauftragen, den Punkt auf der Agenda zu streichen. Das Bauprojekt werde in dem geplanten Sinn nicht realisiert, so gebe es keinen Grund, dies stehen zu lassen, entgegnete Hornek.

Es sei sinnvoll, den Punkt von der Tagesordnung zu nehmen, fügte Gudrun Wilhelm (Freie Liste Kirchberg) hinzu und drückte ihr Bedauern über die Entwicklung aus. Christoph Berroth (UBK) machte aus seiner Betroffenheit keinen Hehl: „Ich bin enttäuscht über die Entscheidung. Wir waren weit fortgeschritten in der Planung und in der Zusammenarbeit. Nun müssen wir es weiter mit Argusaugen beobachten, was die Firma Lukas Gläser vorhat.“ Berroth lobte auch den guten Austausch mit Wilhelm Kern, der bis Ende August als Geschäftsführer der Firma Lukas Gläser fungierte und der bei der Gemeinderatssitzung anwesend war. Er habe großes Engagement bei den Planungen gezeigt.

Wilhelm Kern, dem von vielen Gemeinderäten die Hand geschüttelt und alles Gute für die Zukunft gewünscht wurde, bedauert das Ausscheiden aus dem Unternehmen und dass das angedachte Projekt nicht umgesetzt wird. Mehr wollte er am Rande der Gemeinderatssitzung nicht zum Thema sagen.

Gerald Henkel und Christoph Kübler haben Kern in seiner Funktion als Geschäftsführer abgelöst und haben in einer Pressemitteilung Stellung bezogen: „Wie wir in den letzten Monaten berichteten, haben die Gemeinde Kirchberg und die Firma Lukas Gläser große Anstrengungen unternommen, den Bau eines Trockenmörtelwerks auf dem Gelände Dörnle zu ermöglichen. Es wurden zahlreiche Gutachten und Verkehrskonzepte erarbeitet. Die betroffenen Kommunen und die Firma haben dabei sehr eng und erfolgreich zusammengearbeitet. Zusätzlich hat man parallel nochmals die Tragfähigkeit des Konzepts und die umfangreichen Planungen überarbeitet und geprüft. Dabei wurden auch die kritischen Argumente aus der Bevölkerung sehr ernst genommen.“

Diese Prüfungen seien nun abgeschlossen und die Firma Lukas Gläser hat sich entschieden, das Projekt eines Trockenmörtelwerks nicht mehr weiterzuverfolgen. Vielmehr würden nun alle Anstrengungen dem nachhaltigen Ausbau und Erhalt der Arbeitsplätze und des Steinbruchs für die nächste Generation gewidmet werden. Dazu gehören laut Angaben auch die Planung und der Neubau eines Schotterwerks, um die aktuellen und zukünftigen Forderungen der Behörden und auch der Bevölkerung erfüllen zu können.

Pläne werden

überarbeitet

Die Firma Lukas Gläser wird das Gelände Dörnle nun neu überplanen und die bisher schon fertiggestellten Planungsunterlagen zu den einzelnen Verfahren überarbeiten und an die neue Aufgabenstellung anpassen.

Gerald Henkel brachte es gestern in einem Telefonat mit unserer Zeitung auf den Punkt: „Es sind unternehmerische Gründe, die uns zu dieser Entscheidung bewogen haben.“ Man habe die Zahlen noch mal eingehend geprüft und sei dann zu der Entscheidung gekommen, dass es besser sei, dass die Firmen getrennte Wege gehen.

Die Firma Baumit muss sich nun einen neuen Standort suchen. Das Unternehmen hat als Baustoffhersteller seinen Stammsitz in Bad Hindelang im Allgäu und ist deutschlandweit vertreten. Ein Standort des Unternehmens befindet sich in Remseck-Aldingen. Dieser wird bis spätestens 2020 aufgegeben. Deshalb ist man auf der Suche nach einem neuen Areal. Eine aktuelle Stellungnahme zur Entscheidung war gestern von Baumit-Geschäftsführer Peter Sarantis nicht zu bekommen.