Juwelendiebstahl in Dresden - Fünfter Verdächtiger in U-Haft

dpa Berlin/Dresden. Der Einbruch ins Dresdner Grüne Gewölbe im November 2019 hat nicht nur die Kunstwelt erschüttert. Vier Verdächtige wurden rund ein Jahr später gefasst. Der Fünfte entkam den Fahndern - bis jetzt.

Juwelendiebstahl in Dresden - Fünfter Verdächtiger in U-Haft

Bei dem Einbruch beschädigte Vitrine im Juwelenzimmer im Grünen Gewölbe im Dresdner Schloss. (Archivbild von 2020). Foto: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa

Knapp eineinhalb Jahre nach dem spektakulären Einbruch in das Historische Grüne Gewölbe in Dresden sind alle derzeit dringend Tatverdächtigen in Untersuchungshaft.

Bei einer Razzia am Montagabend in Berlin wurde auch der seit November 2020 gesuchte Zwilling aus einem arabischstämmigen Berliner Clan festgenommen, wie die Staatsanwaltschaft Dresden am Dienstag mitteilte. Der 22-Jährige, nach dem international gefahndet wurde, ist in einer Justizvollzugsanstalt. Ein Ermittlungsrichter setzte zuvor den bestehenden Haftbefehl in Vollzug.

An dem Einsatz waren den Angaben nach Zielfahnder des Bundeskriminalamtes (BKA) sowie Beamte des Landeskriminalamtes Berlin, der Berliner und Dresdner Polizei, Spezialkräfte der Bundespolizei sowie ein Mobiles Einsatzkommando beteiligt. Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) sprach von einer „vertrauensvollen Zusammenarbeit mit den Polizeien der Länder und des Bundes“. Er sieht auch eine „klare Botschaft an die Clankriminellen“ in der Bundeshauptstadt. „Der Rechtsstaat lässt sich nicht vorführen“, sagte er laut Mitteilung. „Wer glaubt, er könne ohne Folgen unsere Gesetze brechen, wird mit dieser Festnahme wieder mal eines Besseren belehrt.“

Im Zuge des konzertierten Einsatzes wurden je eine Wohnung im Stadtbezirk Neukölln und im benachbarten Stadtteil Treptow durchsucht. Weitere Angaben, darunter zum genauen Ort der Festnahme, machten die Behörden nicht. Offiziell nennt die Staatsanwaltschaft Dresden eine Wohnung in Berlin-Neukölln.

Bei dem spektakulären Coup in dem sächsischen Schatzkammermuseum am 25. November 2019 hatten die Täter Schmuckstücke aus Diamanten und Brillanten des 17. und 18. Jahrhunderts von kaum schätzbarem Wert erbeutet. Von der Beute fehlt bislang jede Spur.

Bei zwei Razzien am 17. November und am 14. Dezember 2020 waren in Berlin vier Verdächtige festgenommen worden. Zwei 25-Jährige, ein 28- und ein 22-Jähriger sind seitdem in Untersuchungshaft. Der Zwillingsbruder des Jüngsten aber entwischte den Fahndern - im Januar 2021 dann sogar ein drittes Mal.

Die fünf Männer waren nach Überzeugung der Ermittler direkt an dem Coup beteiligt, ihnen werden schwerer Bandendiebstahl und Brandstiftung vorgeworfen. Die Verdächtigen aus dem Remmo-Clan schweigen. Mitglieder der Großfamilie wurden auch für andere große Straftaten wie den Goldmünzen-Diebstahl aus dem Berliner Bode-Museum 2017 verurteilt.

Bei zwei Verdächtigen im Fall Grünes Gewölbe wird derzeit die Fortdauer der Untersuchungshaft geprüft - regulär nach einem halben Jahr. Der dritte im November 2020 Festgenommene verbüßt eine Jugendstrafe unter den Bedingungen der Untersuchungshaft, sagte der Dresdner Oberstaatsanwalt Jürgen Schmidt. Wann Anklage erhoben werden kann, sei „nicht absehbar“. Die Auswertung des sichergestellten Materials - im aktuellen Fall ein Handy und Kleidung - nehme „noch erhebliche Zeit“ in Anspruch.

Seit März wird zudem nach vier möglichen Helfern gefahndet. Die Identität der Männer, die im Verdacht der Beihilfe zum schweren Bandendiebstahl stehen, ist derzeit noch unklar. Sie könnten Ende November den Tatort ausgespäht haben und damit an der Vorbereitung des Juwelendiebstahls beteiligt gewesen sein.

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