Gesundheitskonferenz sucht Lösungen für Ärztemangel im Rems-Murr-Kreis

Die medizinische Versorgungslage im Rems-Murr-Kreis wird sich in den nächsten Jahren noch verschärfen, das zeigt eine Befragung der Ärzte.

Gesundheitskonferenz sucht Lösungen für Ärztemangel im Rems-Murr-Kreis

Für die medizinische Versorgungslage im Kreis besteht in den kommenden Jahres Anlass zu Sorge.Symbolbild: imago images / PhotoAlto

Rems-Murr. Nach drei Jahren Coronapause konnte die Kommunale Gesundheitskonferenz am 15. Mai erstmals wieder alle Akteure rund um das Thema Gesundheit im Rems-Murr-Kreis an einen Tisch bringen: von den Kreisärzteschaften über die Rems-Murr-Kliniken bis hin zu den Rettungsdiensten. Wichtigstes Thema waren die Engpässe, die in Teilen des Landkreises bei Haus- und Fachärzten immer wieder auftreten. Vor allem die Suche nach einem Kinderarzt treibt viele Familien um. Hierzu gehen auch im Landratsamt fast täglich Beschwerden ein.

Knapp 50 Prozent der Hausärztein Backnang sind über 60 Jahre alt

Deshalb hat das Gesundheitsamt eine Befragung aller Kinder- und Hausärzte im Rems-Murr-Kreis durchgeführt. Die wesentlichen Erkenntnisse aus der Befragung wurden am 15. Mai im Rahmen der achten Kommunalen Gesundheitskonferenz (KGK) vorgestellt, um auf die Problematik der ärztlichen Versorgung durch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte im Rems-Murr-Kreis hinzuweisen und gemeinsam mit dem Fachgremium in einem fortlaufenden Prozess mögliche Lösungsansätze für die Probleme zu entwickeln.

Die aktuelle Umfrage des Gesundheitsamts zur ärztlichen Versorgungslage unterstrich dabei die Daten der Kassenärztlichen Vereinigung: 55 Hausarztsitze sind im Kreis unbesetzt und rund 30 Prozent der Hausärzte im Kreis haben das 60. Lebensjahr überschritten, im Bereich Backnang sogar knapp 50 Prozent. Dies wird die medizinische Versorgungslage der Bürgerinnen und Bürger des Rems-Murr-Kreises durch niedergelassene Hausärzte in den nächsten Jahren weiter verschärfen. Das zeigt sich auch in der Befragung: Demnach möchten 23 niedergelassene Hausärzte ihre Praxis in den nächsten fünf Jahren abgeben und viele Befragte wollen ihr Arbeitspensum in den nächsten fünf bis zehn Jahren reduzieren. Überraschend erfreulich war die Rückmeldung, dass rund 45 Prozent der Hausärzte derzeit weiterhin neue Patientinnen und Patienten aufnehmen. Im Bereich der kinderärztlichen Versorgung ergab sich eine niedrige Arbeitszufriedenheit, was offenkundig auch auf die aktuell hohe Belastungssituation zurückzuführen ist.

Versorgung im kinderärztlichen Bereich gehört zu größten Herausforderungen

Im Rahmen seiner Wiederwahl hatte Landrat Richard Sigel eine flächendeckende und qualitativ hochwertige medizinische Versorgung der Bürgerinnen und Bürger im Rems-Murr-Kreis, insbesondere auch im kinderärztlichen Bereich, als eine der größten Herausforderungen für seine zweite Amtszeit benannt. „Zunehmende Bürokratisierung und unzureichende Digitalisierung erschweren die Arbeit im Gesundheitswesen, das spüren wir auch in den Rems-Murr-Kliniken“, so Landrat Richard Sigel. „Der demografische Wandel und der berechtigte Wunsch nach flexibleren Arbeitszeitmodellen bei Ärztinnen und Ärzten sorgen zudem vor allem mit Blick auf die Zukunft für personelle Engpässe. Hier brauchen wir dringend Antworten von der Politik in Bund und Land, etwa eine Abschaffung des Numerus clausus im Medizinstudium“, so der Landrat weiter. „Bei uns im Rems-Murr-Kreis muss unser Ziel sein, dass wir im engen Miteinander mit allen Akteuren Lösungsansätze entwickeln.“ Ideen und Vorschläge des Fachgremiums werden nun analysiert und gemeinsam konzeptionell aufgearbeitet. In der neunten Kommunalen Gesundheitskonferenz am 15. November sollen Unterstützungsmöglichkeiten präsentiert und in Facharbeitsgruppen weiter konkretisiert werden. pm