Städte verhängen Maskenpflicht: Landesweite Vorgabe droht

dpa/lsw Tübingen. Wegen der Corona-Krise führt jetzt auch Bayern eine Maskenpflicht in allen Geschäften und im öffentlichen Nahverkehr ein. In Baden-Württemberg gibt es eine solche Vorschrift bisher nur vereinzelt lokal, doch das könnte sich bald ändern.

Städte verhängen Maskenpflicht: Landesweite Vorgabe droht

Manfred „Manne“ Lucha (Bündnis 90/ Die Grünen), Sozialminister von Baden-Württemberg. Foto: Uli Deck/dpa/Archivbild

Mehrere Städte in Baden-Württemberg planen eine Maskenpflicht - und bald könnte sie auch landesweit gelten. Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) sprach sich am Montag dafür aus: „Ich befürworte eine Verpflichtung zum Mund-Nasen-Schutz beim Einkaufen, im ÖPNV und in den Pausen auf den Schulhöfen, wenn die Schulen wieder öffnen“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Nach Sulz am Neckar (Kreis Rottweil) und Kirchheim unter Teck (Kreis Esslingen) will auch der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) in seiner Stadt eine Maskenpflicht zur Eindämmung des Coronavirus einführen. Bei mehrheitlicher Zustimmung des Gemeinderats könnte sie in der kommenden Woche in Kraft treten, sagte er. Zuvor hatte die „Bild“-Zeitung berichtet. Palmer zufolge sollen die Menschen den Mund-Nasen-Schutz beim Busfahren tragen und in Gebäuden mit viel Publikumsverkehr, wo sich der Mindestabstand von 1,50 Metern schwer einhalten lässt, beispielsweise in Läden, Bibliotheken und Rathäusern.

Sachsen hat bereits eine Maskenpflicht eingeführt, Mecklenburg-Vorpommern und Bayern ziehen in der kommenden Woche nach. Die baden-württembergische Landesregierung hat mit der Lockerung der Corona-Verordnungen bisher lediglich eine „dringende Empfehlung“ verbunden, in Bussen und Bahnen sowie beim Einkauf in Geschäften nicht-medizinische, sogenannte Alltagsmasken zu tragen - oder Schals und Tücher.

Beim vorsichtigen Hochfahren von Gesellschaft und Wirtschaft müsse zwingend die Infektionsrate im Griff gehalten werden, sagte ein Regierungssprecher. Bisher gilt für das Tragen von Masken in der Öffentlichkeit eine dringende Empfehlung. Sollte man den Eindruck haben, dass die Empfehlung nicht hinreiche, müsse man womöglich auch im Südwesten zu einer Maskenpflicht kommen.

Lucha macht sich, wie er erklärte, keine Sorgen über mangelnde Mundschutz-Angebote: „Es ist ja so, dass sich die Bürgerinnen und Bürger diese Masken selbst besorgen. Wir empfehlen ja keine medizinischen Produkte, sondern die oft selbst gemachte oder zu kaufende normale Schutzmaske.“

In Kirchheim unter Teck (Kreis Esslingen) soll die Maskenpflicht voraussichtlich ab Ende der Woche gelten, wie ein Sprecher der Stadt mitteilte. Sie greift beim Besuch von Wochenmärkten, während Busfahrten und beim Warten an Haltestellen sowie für Kunden während ihres Aufenthalts in Läden. Die Stadt wolle damit Sicherheit für Beschäftigte schaffen, sagte der Sprecher.

In Sulz am Neckar ist die Maskenpflicht seit der vergangenen Woche in Kraft. Dort sollen Einwohner den Mund-Nasen-Schutz nicht nur zum Einkaufen aufziehen. Auch während der Arbeit soll er getragen werden, wenn beispielsweise keine Einzelbüros zur Verfügung stehen und Kollegen sich nahekommen, sagte ein Sprecher.

Wer in der 12 500-Einwohner-Stadt ohne Mund-Nasen-Schutz erwischt wird, muss aber nicht direkt mit einem Bußgeld rechnen. Der gemeindliche Vollzugsdienst solle die Menschen zunächst beraten - beispielsweise über Bezugsquellen - statt sie zu kontrollieren und Fehlverhalten zu ahnden, so der Sprecher.

Auch die Deutsche Bahn hat ihren Reisenden und Mitarbeitern empfohlen, im Regional- und Nahverkehr Alltagsmasken zu tragen. Viele Fahrgäste in Zügen und S-Bahnen sind allerdings noch ohne Mundschutz unterwegs.