Gewerbeverein Großerlach löst sich auf

Nach 18 Jahren, in denen der Gewerbeverein Großerlach und Region so einiges auf die Beine gestellt hat, ist er nun am Ende. Trotz langer Suche hat sich kein neuer Vorstand gefunden, dabei spielte die Coronapandemie auch eine Rolle.

Gewerbeverein Großerlach löst sich auf

Mehrmals hat der Gewerbeverein Leistungsschauen organisiert wie zum Beispiel 2014 in der Gemeindehalle. Archivfoto: Alexander Becher

Von Kristin Doberer

Großerlach. Nach 18 Jahren hat sich der Gewerbeverein Großerlach und Region im Juli aufgelöst. Der Grund für das Ende des eigentlich erfolgreichen Vereins: Die Vorstandschaft hat keine Nachfolger gefunden. Schon im vergangenen Jahr hat die langjährige Vorsitzende Petra Götz die Leitung des Vereins nur kommissarisch übernommen, nun hat sich kein Nachfolger gefunden. Bei der letzten Mitgliederversammlung konnten zwar alle weiteren Ämter besetzt werden, nur eben nicht die beiden wichtigsten, die des ersten und des zweiten Vorstands. „Wir bedauern das sehr, aber es besteht keine Möglichkeit mehr zum Weitermachen“, erzählt Götz.

Sie war bereits bei der Gründung des Vereins 2004 dabei, damals noch als stellvertretende Vorsitzende. Gemeinsam mit dem damaligen Initiator und ersten Vorsitzenden Jürgen Frank hat sie den Verein von Anfang an begleitet und 2011 dann den Posten der ersten Vorsitzenden übernommen. Nach elf Jahren in der Vorstandschaft ist für sie nun aber Schluss. „Ich habe mich da so viele Jahre reingehängt und das alles ehrenamtlich“, erklärt Götz ihren Rückzug. „Irgendwann hat man einen Punkt erreicht, an dem sich auch mal jemand anderes engagieren muss.“ Als weiteren Grund hat sie ihr eigenes Unternehmen, eine Presse- und Werbeagentur, angegeben, das solle nun wieder im Vordergrund stehen.

Kaum Zusammenkünfte der Mitglieder wegen Corona

Petra Götz hatte eigentlich gehofft, dass sich doch noch jemand bereit erklärt, sobald sie eine Weiterführung des Amts für sich klar ausschließt. „Aber keiner wollte die Verantwortung übernehmen“, meint sie. Eine Mitschuld an der Auflösung gibt Götz auch der Coronapandemie. Zuvor haben sich die Mitglieder etwa einmal im Monat getroffen, um sich „auszutauschen und den Zusammenhalt zu stärken“. Doch die Treffen fanden durch die Pandemie nicht mehr statt. „Das hat uns gekippt. Wir hätten sonst bestimmt jemand für die Vorstandschaft motivieren können“, meint Götz. Auch habe man den Kontakt zu den jüngeren Mitgliedern verloren. „Das ist ja in fast allen Vereinen so, dass Nachwuchs fehlt“, meint sie. Dabei war der Verein eigentlich sehr erfolgreich. In Spitzenzeiten hatte er etwa 80 Mitglieder, berichtet Götz. Zuletzt waren es noch etwa 50. „Ausgetreten sind die aber eigentlich nicht, das lag eher an Auflösungen oder Umzug in andere Gemeinden“, betont sie.

Auch hat der Verein über die Jahre so einiges auf die Beine gestellt. Absolutes Highlight seien die Gewerbeschauen gewesen. Bereits 2005 – also nur ein Jahr nach der Gründung – veranstaltete der Verein seine erste Leistungsschau in der Schwalbenflughalle in Grab. „Das hat uns damals keiner so schnell zugetraut“, erinnert Götz sich stolz. Weitere Gewerbeschauen, dann auch in der Gemeindehalle Großerlach, fanden in den Jahren 2008, 2011 und zuletzt 2014 statt.

Diese wurden auch von Großerlachs Bürgermeister Christoph Jäger positiv hervorgehoben, als er sich mit Götz nach der Auflösung des Vereins getroffen hat. Die Gewerbeschauen sorgten nicht nur für Aufmerksamkeit, so der Bürgermeister, die dort vollzogene Kooperation mit den Gewerbetreibenden der Nachbargemeinden Mainhardt und Wüstenrot dürfte beispielhaft sein. Denn der Gewerbeverein hat sich mit den Gewerbevereinen der Nachbarorte zusammengetan, um die Leistungsschauen abwechselnd in den Gemeinden stattfinden zu lassen. Man hat also über drei Landkreisgrenzen hinweg zusammengearbeitet. 2020 wäre eigentlich Großerlach wieder an der Reihe gewesen, eine Gewerbeschau zu organisieren. Aufgrund der Pandemie fiel diese aber aus, aufgrund der Vereinsauflösung wird sie auch in den kommenden Jahren nicht stattfinden.

Heft diente Neubürgern zur Orientierung

Zunächst allein, später dann gemeinsam mit den beiden Gewerbevereinen Mainhardt und Wüstenrot wurden regelmäßig „tägliche Begleiter durch die Gemeinde“ herausgegeben, ein Heft mit einer Auflistung aller Gewerbe und Unternehmen in der Gemeinde, das besonders Neubürgern die Orientierung erleichtern sollte. Etwa alle zwei Jahre wurde dieses Gewerbeverzeichnis neu aufgelegt und kostenlos an alle Haushalte in Großerlach verteilt.

Bei all den erfolgreichen Projekten des Gewerbevereins sei das Engagement von Petra Götz entscheidend gewesen, das betont Bürgermeister Jäger ausdrücklich. Dass auch nach mehreren Jahren Suche kein Nachfolger für diesen Posten gefunden werden konnte, sei „traurig und bitter“. Gerade auch in Anbetracht der kürzlich durchgeführten Bürgerwerkstatt (wir berichteten), in der unter anderem auch angesprochen wurde, wie wichtig ein Gewerbeverein für die Gemeinde wäre. „Hierfür braucht man vor allem auch engagierte Menschen, die dazu bereit sind, sich einzubringen und Verantwortung zu übernehmen“, so Jäger.

Man wolle die Hoffnung aber nicht aufgeben, dass sich für die Zukunft wieder ein so wichtiges Netzwerk der regionalen Gewerbetreibenden und Selbstständigen aufbauen lasse. Die Verbindungen und Kontakte bestehen schließlich auch nach Auflösung des Vereins fort.