Warnstreiks in der Südwest-Metallindustrie angekündigt

dpa/lsw Leinfelden-Echterdingen. In den Tarifverhandlungen für die baden-württembergische Metall- und Elektroindustrie zeichnet sich weiter kein Durchbruch ab. Die IG Metall greift daher zu einem naheliegenden Mittel.

Warnstreiks in der Südwest-Metallindustrie angekündigt

Ein Teilnehmer eines Aktionstags der IG Metall. Foto: Marijan Murat/dpa/Archivbild

In den festgefahrenen Tarifverhandlungen für die Metall- und Elektroindustrie im Südwesten hat die IG Metall Warnstreiks für die kommende Woche angekündigt. Nachdem auch die dritte Gesprächsrunde mit der Arbeitgeberseite am Donnerstag in Leinfelden-Echterdingen ergebnislos und ohne große Annäherung verlief, rief die Gewerkschaft die Arbeitnehmer zu befristeten Arbeitsniederlegungen vom 2. März an auf. Baden-Württembergs IG-Metall-Chef Roman Zitzelsberger kündigte an, die Warnstreiks würden „viele Betriebe“ betreffen, man erwarte „sichtbare“ und „spürbare“ Aktionen. Details gab es zunächst keine.

Der Arbeitgeberverband Südwestmetall kritisierte den Schritt. Viele Unternehmen kämpften in der Corona-Krise gerade um ihre Existenz, Tausende Mitarbeiter bangten um ihre Jobs. „Wenn die IG Metall jetzt für vier Prozent mehr Geld streiken will, streikt sie an der Realität vorbei“, sagte Verbandschef Wilfried Porth, der auch Personalvorstand beim Autobauer Daimler ist. Man sei nun gespannt, „was da nächste Woche alles auf uns zukommt“.

Die IG Metall fordert unter anderem vier Prozent mehr Geld - entweder in Form von Lohnsteigerungen oder als zumindest teilweisen Ausgleich, wenn ein Betrieb in der Krise die Arbeitszeit reduziert. Südwestmetall lehnt das kategorisch ab und verlangt, tarifliche Sonderregelungen zu streichen oder zu kürzen.

Zitzelsberger betonte, man werde bei den anstehenden Warnstreiks mit Hygienekonzepten sicherstellen, dass „unsere Aktivitäten nicht zu einem erhöhten Infektionsgeschehen beitragen“. Zugleich wolle man angesichts eines bisher enttäuschenden Verhandlungsverlaufs mit den Arbeitgebern aber auch „eine klare Sprache“ sprechen. „Die Beschäftigten sind sauer und bereit, ihren Unmut zeigen.“ Die Gespräche hatten Mitte Dezember begonnen. Eine vierte Verhandlungsrunde haben beide Seiten nun für den 9. März vereinbart.

Porth warf der IG Metall vor, ihre Beschäftigten schon vor der Gesprächsrunde am Donnerstag auf Warnstreiks eingestimmt zu haben. Er erneuerte ein Angebot nach Entgelterhöhungen, sobald die Metall- und Elektroindustrie wieder das Vorkrisenniveau erreicht habe.

Im Tarifkonflikt müssten Lösungen gefunden werden, die auch für die Arbeitgeberseite akzeptabel seien. „Es kann nicht sein, dass das Primat gilt: Nur die IG Metall kann Forderungen stellen und wir müssen uns dann bewegen“, sagte Porth. Ohne konkret zu werden, ließ er zugleich aber auch generelle Kompromissbereitschaft erkennen: „Wir sehen bei einigen Themen eventuell Möglichkeiten, von denen aus wir uns auf einen Lösungskorridor zubewegen könnten.“

Die Metall- und Elektroindustrie, zu der neben dem Auto- unter anderem auch der Maschinenbau gehört, ist die Schlüsselbranche im Südwesten und gibt hier fast einer Million Menschen Arbeit.

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