Gisela Weigle hat die Liebe zur Natur zum Beruf gemacht

Gisela Weigle aus Burgstall bringt als Naturparkführerin, Kräuterpädagogin und Stadtführerin in Backnang den Menschen die Natur und die Geschichte ihrer Heimat näher. Mit 48 Jahren hat sie noch mal komplett neu begonnen. Ihr Ehemann Michael Weigle ist oft an ihrer Seite.

Gisela Weigle hat die Liebe zur Natur zum Beruf gemacht

Gisela Weigle ist stolz auf einen besonderen Strauch, der gerade jetzt voll mit leuchtend orangenen Kakifrüchten hängt. Foto: Alexander Becher

Von Annette Hohnerlein

Burgstetten. Ein Blick in Gisela Weigles Garten genügt, um zu wissen: Diese Frau liebt alles, was wächst und gedeiht, grünt und blüht. Ein Beet reiht sich an das andere, dazwischen stehen Sträucher, die meisten sind zu dieser Jahreszeit kahl, ein Strauch allerdings hängt voll mit leuchtend orangenen Kakifrüchten. Auch Gewächshäuser stehen auf dem großen Hanggrundstück neben dem Wohnhaus der Weigles am Ortsrand von Burgstall. Gisela und Michael Weigle bewirtschaften den Garten gemeinsam, sie verbindet ihre Liebe zur Natur.

Gisela Weigle hat ihr ganzes Leben in Burgstall verbracht. Mit 48 Jahren wurde die gelernte elektrotechnische Assistentin arbeitslos und orientierte sich komplett neu. Sie besann sich auf ihre beiden Interessen, Natur und Geschichte, und machte daraus einen Beruf. Das heißt, genau genommen drei Berufe: Naturparkführerin, Kräuterpädagogin und Stadtführerin.

Zunächst absolvierte sie beim Landfrauenverband Württemberg-Baden eine Ausbildung zur Gäste- und Landschaftsführerin. 2007 folgte die Ausbildung zur Naturparkführerin im Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald.

Die Tochter der Weigles machte damals eine Ausbildung zur pharmazeutisch-technischen Assistentin und musste im Rahmen dieser Ausbildung ein Herbarium anlegen. Gisela Weigle schaute ihr über die Schulter, machte mit, „und dann hab ich Feuer gefangen“, erzählt sie. Es folgte eine Ausbildung zur Kräuterpädagogin, die sie 2009 abschloss. Im gleichen Jahr gründete sie mit Kollegen und Kolleginnen den Verein Kräuterpädagogen Baden-Württemberg.

Gisela Weigle macht Stadtführungen, die unter einem bestimmten Motto stehen

Und auch ihr Interesse für historische Themen mündete irgendwann in eine berufliche Tätigkeit. Heute macht sie Stadtführungen in Backnang, darunter auch solche, die unter einem bestimmten Motto stehen: „Lichterglanz“ heißt die Führung in der Vorweihnachtszeit, ganz neu ist die „Schlemmertour“, ein Rundgang durch Backnangs Lokale, den Weigle gemeinsam mit Inge Wagner anbietet.

Außerdem erklärt sie bei Nachtwächterführungen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, welche Aufgaben diese Männer im Mittelalter hatten. Zu ihrer Ausrüstung gehören dabei eine Laterne, ein Signalhorn und eine speerartige Waffe, Hellebarde genannt. Darüber hinaus veranstaltet sie auch Führungen auf der Burg Reichenberg.

Ihre Berufe übt Gisela Weigle auf selbstständiger Basis aus. Die Kräuterführungen etwa werden gerne von privaten Gruppen oder auch von Vereinen wie dem Schwäbischen Albverein oder dem Naturheilverein Backnang gebucht. Ein solcher Termin erfordert einiges an Vorbereitung, erzählt Ehemann Michael. „Eine Woche vorher muss sie hinfahren und schauen, was da wächst. Dann bereitet sie die Kostprobenhäppchen zu und druckt die Rezepte aus, um sie den Teilnehmern mitzugeben.“ Auch ihre Veranstaltungen als Naturparkführerin organisiert sie selbst, von der Idee über die Terminplanung bis zur Veröffentlichung. Sie und ihre Kollegen sind in dem Verein „Die Naturparkführer Schwäbisch-Fränkischer Wald“ organisiert.

Als Ausgleich zu ihrer beruflichen Tätigkeit, die sich oft im Freien abspielt, pflegt Gisela Weigle ein Hobby, dem sie in ihren vier Wänden nachgehen kann. Sie spielt Veeh-Harfe, ein Zupfinstrument ähnlich einer Zither. Sie ist Mitglied in einem Ensemble, außerdem spielt sie die Liedbegleitung in einer Betreuungsgruppe der Diakonie in Burgstall.

Weigles Expertenwissen in Sachen Natur ist auch in ihrer Heimatgemeinde gefragt. So kam Bürgermeisterin Irmtraud Wiedersatz im Sommer auf sie zu, als es darum ging, eine Route für den BKZ-Wandertag auszuarbeiten.

Bei Gisela Weigles Aktivitäten ist ihr Ehemann Michael oft an ihrer Seite. Auch er ist naturverbunden, aber mit einem anderen Fokus als seine Frau: Seit über 20 Jahren ist er ein passionierter Wetterbeobachter. An mehreren Stellen im Garten hat er Messgeräte installiert, mit denen er Wetterdaten ermittelt.

Wie stark und aus welcher Richtung der Wind weht, wie die Temperatur in der Luft oder im Boden ist, wie viel Regen gefallen ist, wie viel Energie die Sonne liefert: All das kann er ablesen und in Schaubildern am Computer darstellen. „Es wäre gut, wenn du jetzt auch noch Regen machen könntest“, bemerkt seine Frau scherzhaft mit Blick auf den viel zu trockenen Sommer.