Greta Thunberg demonstriert in Sulzbach

Fasnachtsspiel auf dem Sulzbacher Marktplatz – Nach dem Rathaussturm bauen Bürgermeister und Gemeinderäte Regenrinnen

Politisch ging’s zu beim Fasnachtsspiel auf dem Sulzbacher Marktplatz. Diesmal stand das Narrentreiben unter dem Motto „Was ist los im und um den Schwäbischen Wald?“. Anschließend gab’s für den Bürgermeister kein Reißaus mehr. Die Amtsstuben des Schultes wurden gestürmt und Dieter Zahn wurde aus seinem gemütlich warmen Rathaus in kalte, frische Luft entführt.

Greta Thunberg demonstriert in Sulzbach

Spontane Klima-Demo mit Greta mit umgehängtem Schild „Skolstreik för Klimatet“ und einigen Schülern (links) und Borkenkäfern (rechts). Foto: J. Fiedler

Von Ute Gruber

SULZBACH AN DER MURR. Greta Thunberg mit ihren dicken, braunen Zöpfen sieht heute irgendwie ein bisschen aus wie Obelix. Mit dem Fahrrädle und umgehängten Schild „Skolstreik för Klimatet“ vor dem gut gebauten Bauch ist sie extra zum Demonstrieren in den Schwäbischen Wald gekommen. „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!“, skandieren die jungen Demonstranten in Säcken und knattern dabei höllisch laut mit ihren Wengerträtschen. Und „hopp hopp hopp – Klimawandel stop!“ benennen sie das Thema des diesjährigen Fasnachtsspiels am schmotzigen Donnerstagabend, dem neuen „Thursday for future“, wie die Autorinnen Suse Greiner-Pflaum und Maria Schetter-Fluor feststellen, während sie das Stegreifspiel kommentieren.

Man besinnt sich und beschließt, umzudenken und verantwortungsvoll mit unserer Umwelt umzugehen, denn selbst im beschaulichen Sulzbach sei die Welt nicht mehr in Ordnung: „Gucket doch da in den Wald. Mir hen doch nur noch Totholz rumliegen.“ Unterstützt werden die Demonstranten von einer Kompanie brauner Käfer, die mit traurig hängenden Antennen im Gleichschritt auf den Marktplatz marschiert kommen. „Ich glaubs ja net, sogar die Borkenkäfer streiken. Selbst die sind Opfer vom Klimawandel. Durch des viele Totholz fehlt dene doch tatsächlich die Nahrungsquelle!“ – „Ihr seid alle mitschuldig. Jahrelang wurde hier umweltgesündigt“, meldet sich die schwedische Klimaaktivistin energisch zu Wort. „Isch ja gut, Gretel“, beschwichtigt Suse, muss aber zugeben: „I han neulich in der Backaner Zeitung glesa, dass die Holzpreise au em Sulzbacher Gemeindewald aufgrund der viel zu trockenen und heißen Däg sowas von im Keller sind. Des Holz kann net amol mehr verkauft werde und unsere Gemeindekasse isch leer!“

In Sorge um die Finanzierung ihrer Fasnacht werden unter Böllerschüssen der Karnsberger Schützen und fetziger Guggenmusik der Großerlacher Monsterheuler von den Stäffeleshexen mit Pauken und Trompeten „die Sesselfurzer aus dem Rathaus raus“ geholt und zur Rede gestellt. Selbige waren jedoch auf ihren Sesseln nicht untätig und haben eine geniale Idee zu Papier gebracht: Aus dem vielen Totholz im Sulzbacher Wald werden mit der Bevölkerung zusammen Regenrinnen für jedes Haus gebaut, um so mit einer Kleinturbine Strom für den Eigenbedarf zu erzeugen.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Das Totholz ist versorgt und die Regenrinne ist fertig. Jetzt gibt’s nur ein Problem: „Ihr wisst ja, früher hat mr gsagt: ‚Ess dein Teller leer, dann scheint d’ Sonna‘“, erinnert Suse. „Und was hen mr jetzt davon? Dicke Kinder und die Erderwärmung!“ Wo also bei der neuerlichen Sommertrockenheit das Wasser hernehmen? Greta hat die zündende Idee und wird dafür als Klimabotschafterin im Rathaus eingesetzt: Mit einer Holz-Wasserrinne wird aus der zu Überschwemmungen neigenden Murr Wasser zur Dorfmitte geleitet. Das kann dann wahlweise die dortigen Fontänen zum Sprudeln bringen oder bei Bedarf den Bürgern gegen einen „kleinen Obolus für ihr eigenes Regenkraftwerk in recycelbaren Gießkannen und Eimern“ verkauft werden. „Mit diesem Vorschlag füllt ihr den Brunnen, die Regenkraftwerke und die Gemeindekasse!“, verspricht die unerwartet geschäftstüchtige Schwedin und bekommt dafür drei kräftige „Sulzbach – ha noh!“.

Dann werden unter passenden Volksweisen des Musikvereins zur CO2-Bindung klimaangepasste Bäume in den vertrockneten Wald gepflanzt, nämlich Pinien, Palmen und Zitronenbäume. Natürlich in Bioqualität und Mischkultur. Auch die Murrhardter Tannenzapfenhurgler und die frisch erwachten Sulzbacher Reisigbären schmuggeln sich in den neuen, schönen Wald hinein. Da kommen auch schon jugendliche Waldbaderinnen daher und schmiegen sich inbrünstig meditativ an die weichen, harzig duftenden, wandelnden Tannenbäumchen. Auch ein Baum braucht Streicheleinheiten, zumal ein zweibeiniger.

Kaum ist ein Klimaproblem gelöst, kommt mit den Leuchtstab schwingenden schwarz-weißen Kühen das nächste auf die Marktplatzbühne: „Rülpst die Kuh, erwärmt sich die Erde“, weiß Greta Thunberg. Selbst Vegetarier produzierten Gase, zumal beim Verzehr von Kohl, wird angemerkt. Die Narren haben auch dafür eine patente Lösung: Mit Schapfen sammeln die Gemeindeoberen die Gase ein und füllen sie in Jeffs wunderbare, blitzende Furzumwandlungsmaschine, die sie in Strom verwandelt. „Fresset net so viel Zwiebel und Knoblauch“, ertönt zum Abschluss des Nachtwächter Schweizers monotoner Abgesang, „so mancher Hirnfurz isch Schall und Rauch.“ Endlich CO2-neutral stürmt man sodann gemeinsam das Rathaus und das dortige Buffet.