Größte Investition in der Firmengeschichte

Gemeinderat Kirchberg hat keine Einwände gegen den Neubau eines rund 25 Millionen Euro teuren Schotter- und Splittwerks mit Nebenanlagen im Steinbruchgelände Zwingelhausen der Aspacher Firma Lukas Gläser. Für das transparente Verfahren erhält das Unternehmen Lob.

Größte Investition in der Firmengeschichte

Große Veränderungen sind im Steinbruch Kirchberg-Zwingelhausen geplant. Die Firma Lukas Gläser möchte das Werk fit für die Zukunft machen. Foto: A. Becher

Von Ingrid Knack

Kirchberg an der Murr. Die Aspacher Firma Lukas Gläser plant ein neues Schotter- und Splittwerk mit Nebenanlagen im Steinbruchgelände in Kirchberg an der Murr-Zwingelhausen. Christoph Kübler, Geschäftsführer der Lukas-Gläser-Gruppe, sagte am Donnerstagabend im Kirchberger Gemeinderat: „Für uns ist es eine ganz wichtige Investition – in den 161 Jahren Lukas Gläser ist es auch die größte Investition in der Firmengeschichte, die mit dem Neubau ansteht.“ Im Raum stehen – unter Berücksichtigung der aktuellen Rohstoffpreise – zirka 25 Millionen Euro, wie Kübler auf Nachfrage wissen lässt. Im Gemeinderat ging es um die Haltung der Kirchberger zum Antrag des Unternehmens auf immissionsschutzrechtliche Genehmigung für den Neubau und den Betrieb des Werks. Die Gemeinderäte hatten keine Einwände und gaben ihr Einvernehmen gemäß Paragraf 36 Baugesetzbuch.

Peter Antweiler, der technische Leiter für die Rohstoffbetriebe, ging in seinem Vortrag detailliert auf Themen wie Ausgangssituation, geplante Veränderungen, Emissionen und Immissionen, ein neues Waaghaus und ein neues Sozialgebäude sowie den guten Dialog mit Bürgern aus Zwingelhausen ein. Das aktuelle Schotterwerk stammt nach seinen Worten in den wesentlichen Bestandteilen aus den 1960er-Jahren. Die letzte immissionsschutzrechtliche Genehmigung zur Änderung des Schotterwerks sei 1990 erteilt worden. Daraufhin folgte die Weiterentwicklung des Schotterwerks, das durch einen Vorbrecher mit Puffersilos und ein neues Splittwerk im März 1991 erweitert wurde. Diese Kombination ist heute noch Stand der Dinge. Antweiler: „Das Bestandswerk ist aus Sicht der Maschinentechnik und des Arbeitsschutzes und Immissionsschutzes deutlich in die Jahre gekommen. Für die Sanierung gibt es keine effektiven Lösungsansätze. Die Bestandssituation wird derzeit von den Behörden aufgrund unserer Aussage geduldet, dass wir ein neues Schotterwerk bauen wollen.“ Mit einer höheren Produktivität sei unter anderem die Reduktion von Anlagenlaufzeiten verbunden.

Reduktion von Lärm und Staub durch spezielle Bauausführung und Anlagen

Das Hauptgebäude des Schotter- und Splittwerks mit Silo- und Siebanlage, das Brechergebäude und das Gebäude der Zwischensiebanlage sollen zudem in Stahlbetonweise gebaut werden, um Lärmemissionen zu minimieren. Die Dimensionen des Hauptgebäudes: 76,5 Meter Länge, 24,5 Meter Breite und 37 Meter Höhe. Das Wertgestein soll künftig in einem mehrstufigen Aufbereitungsprozess gebrochen, klassiert, gesichtet und schließlich über eine automatisierbare Anlage auf Kundenlastwagen verladen werden. Jede Übergabestelle in der Förderkette, jeder Brecher und die Siebmaschine werden zudem in Zukunft über eine spezielle Anlage entstaubt.

Gutachten und Prognosen zu Schall- und Staubimmissionen besagen, dass auch „in für die Anwohner ungünstigen Betriebszuständen“ die zulässigen Grenzwerte eingehalten werden. Diese Gutachten berücksichtigen nicht nur das neue Schotter - und Splittwerk, sondern die Gesamtanlage, bestehend aus Steinbruch, Asphaltmischanlage, mobiler Brech- und Siebanlage sowie neuem Schotter- und Splittwerk mit allen Nebenanlagen. Als Standort für das neue Schotter -und Splittwerk ist eine Fläche im Nordwesten des Steinbruchgeländes mit kurzer Anbindung an den öffentlichen Verkehrsraum geplant. Dadurch entstehen kurze Fahrwege für Kunden-Lkw. Die Fläche wird aktuell als Lagerfläche für Schotterprodukte genutzt und steht somit kurzfristig durch Anpassen des Böschungsverlaufs im Norden der Fläche als Bauplatz zur Verfügung. Bei der Fläche handelt es sich um einen in der Vergangenheit bereits abgebauten und bis auf das Nivea von 280 Meter über Normalnull wieder aufgefüllten Bereich des genehmigten Steinbruchs. Die nächstliegenden Bebauungen zum geplanten Standort des neuen Schotterwerks sind in zirka 550 Meter Entfernung im Südwesten der Ortsteil Zwingelhausen und in zirka 700 Meter Entfernung im Nordosten der Aspacher Weiler Fürstenhof. Die Werksanlagen und der größte Teil des Steinbruchs liegen auf Kirchberger, der östliche Teil des Steinbruchs auf Backnanger Gemarkung.

Die Firma Lukas Gläser möchte auch neue Produkte herstellen. Dabei geht es insbesondere um Brechsande. Peter Antweiler führte überdies aus, dass das Unternehmen einen Füller als Substrat für Transportbeton herstellen können will – der Füller ist als Ersatz für Flugasche gedacht, einem Nebenprodukt aus Kohlekraftwerken, deren Zeit bekanntlich angezählt ist.

Und der technische Leiter für die Rohstoffbetriebe machte deutlich, dass der heutige Vorbrecher für die nächsten Jahre noch erhalten bleiben werde. Die Bestandsanlage werde erst nach der Inbetriebnahme des neuen Werks komplett abgerissen. Die Weiterentwicklung des Steinbruchs war diese Woche auch Gegenstand im Planungsausschuss des Verbands Region Stuttgart. In der Beschlussvorlage hieß es, dass der Verband keine Bedenken habe. Die im Ausschuss vertretenen Regionalräte sahen es genauso, es gab keine Gegenstimme. Und sie lobten die Firma für das transparente Verfahren und das mittlerweile gut funktionierende Gespräch mit den Bürgern.

Vergleichbare Töne waren nun auch in der Kirchberger Ratssitzung zu hören, etwa von Gemeinderätin Gudrun Wilhelm von der Freien Liste Kirchberg. Es sei wichtig, Rohstoffe hierzulande zu gewinnen und nicht aus China anzukarren, meinte sie. Eine kleine konstruktive Spitze hatte sie aber noch parat: „Vielleicht wäre ein Bürogebäude als Standort für Kirchberg denkbar.“ Hintergrund ist, dass Lukas Gläser seinen Firmensitz in Aspach hat und die Steuern dorthin fließen. Geschäftsführer Christoph Kübler entgegnete darauf: „Wir haben den Gedanken nicht verworfen.“

Der Zeitplan

Bauvorbereitungen ab Sommer Im November 2021 hat die Firma Lukas Gläser ihren Antrag auf den Neubau des Schotter- und Splittwerks beim Landratsamt abgegeben. Nun werden die Träger öffentlicher Belange eingebunden. Ist das Genehmigungsverfahren positiv verlaufen, sollen im Sommer die Gewerke vergeben und mit den Bauvorbereitungen begonnen werden. Wenn alles nach Plan läuft, könnte im Herbst mit dem Bau begonnen werden und das Werk 2024 in Betrieb gehen.