Große Verunsicherung im Handel: Kritik an Landesregierung

dpa/lsw Stuttgart. Der Handel im Südwesten ist angesichts der Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie stark verunsichert - und übt scharfe Kritik an der Landesregierung. „Mit keinem Ton wurde am Dienstag bei der Regierungspressekonferenz vom Ministerpräsidenten erwähnt, wann denn jetzt diese einschneidenden Maßnahmen greifen. Bei uns stehen die Telefone nicht mehr still“, sagte Peter Spindler, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Südbaden, am Dienstag angesichts der geplanten Schließung von Geschäften. Manche Händler hätten schon geschlossen, andere wiederum warteten ab. Die Situation sei desaströs - zumal viele Betriebe nicht einmal wüssten, ob die Maßnahmen nun für sie gelten oder nicht.

„Was ist beispielsweise mit einer Confiserie?“, fragt Spindler, „die bietet doch auch Lebensmittel an?“ Darüber hinaus gebe es viele Mischbetriebe, die neben Lebensmitteln auch andere Waren führten, etwa Handwerk oder Kleidung. Wie es um sie steht, ist ebenfalls unklar. Es sei nicht einmal geklärt, welche Geschäfte als „systemrelevant“ gelten, kritisierte auch der Handelsverband Baden-Württemberg (HBW) in einem offenen Brief an Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne).

„Wir müssen mit vielen Insolvenzen rechnen - viele Betriebe werden das ohne finanzielle Unterstützung keine drei bis vier Wochen überstehen“, sagte Spindler. Finanzielle Hilfe ist zwar vom Land geplant, doch noch ist vieles unklar. Der HBW kritisierte in seinem offenen Brief die bürokratischen Hürden für solche Hilfen. „Wir brauchen diese Kredite jetzt, so schnell und so unbürokratisch wie möglich“, sagte HBW-Hauptgeschäftsführerin Sabine Hagmann. Viele Händler wüssten nicht, wie sie allein ihre Fixkosten noch in der nächsten Woche bezahlen sollten.