Großerlacher Bürgertreff: Aufruf zu mehr Gemeinsinn und Respekt

Bürgermeister Christoph Jäger erinnert an den Beginn der Gemeindeselbstständigkeit von Großerlach und Grab 1848. Wichtigste Ehrung ist Rainer Steckers Ernennung zum Ehrenkommandanten der freiwilligen Feuerwehr.

Großerlacher Bürgertreff: Aufruf zu mehr Gemeinsinn und Respekt

Der Musikverein umrahmt den Großerlacher Bürgertreff in der Schwalbenflughalle Grab. Fotos: Tobias Sellmaier

Von Elisabeth Klaper

Großerlach. Die Themen bürgerschaftliches und ehrenamtliches Engagement, Einsatz für die Mitmenschen und Gemeinsinn sind einige Leitmotive der Rede von Bürgermeister Christoph Jäger beim 15. Bürgertreff der Gemeinde in der Graber Schwalbenflughalle. Im Fokus stehen in diesem Jahr die Blaulichtorganisationen der Gemeinde, deren Mitglieder sich teils unter Einsatz ihrer Gesundheit und ihres Lebens für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger engagieren, Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten ausdrücklich eingeschlossen.

Als „unerträglich“ und „zutiefst beschämend“ verurteilt Jäger Anfeindungen, Beleidigungen und gewalttätige Übergriffe gegen Einsatzkräfte. „Wir alle müssen dafür eintreten, dass das nicht hinnehmbar ist, und daran arbeiten, dass nicht Rücksichtslosigkeit, Intoleranz, Gewaltbereitschaft und Eigensinn, sondern Respekt, Wertschätzung, Gemeinsinn, Hilfsbereitschaft und Anstand Attribute der nachfolgenden Generationen sind“. Die Eltern seien dazu bei der Erziehung stärker in die Verantwortung zu nehmen, verdeutlicht Jäger.

Ein Blick zurück: Anekdoten aus der Heimatgeschichte

Die Gemeinde feiert heuer zwei Jubiläen: Vor 250 Jahren legten zahlreiche Arbeiter den Silberstollen „Gabe Gottes“ an, hofften jedoch vergeblich auf Wohlstand. Heute ist der begehbare Stollen ein kulturhistorisch bedeutendes Anschauungsobjekt für den damaligen Bergbau. Dazu erzählt Jäger eine amüsante Anekdote der Heimatgeschichte: Zum Betrieb eines Besucherbergwerks beantragte und bekam er die Genehmigung beim Landesamt für Bergbau, Rohstoffe und Geologie in Freiburg und ist seitdem „offizieller Bergwerksbetreiber“.

Es ist aber Hauptverdienst des Heimatvereins, dass der Stollen so gut erhalten und begehbar ist, da dessen Mitglieder ihn in unermüdlicher, mühsamer Arbeit „ausgegraben“ haben. Zum Jubiläum veranstalten Gemeinde, Heimatverein, Tennisclub und Freizeitzentrum am 17. September, dem Tag des Schwäbischen Waldes, einen kleinen Aktionstag am Silberstollen.

Zudem wurden Großerlach und Grab im Jahr der Revolution 1848 selbstständige Gemeinden. Dazu zitiert der Rathauschef Gedanken des verstorbenen Ehrenbürgers, Archivars und Autors Josef Holub. Die Bürger strebten nach Eigenständigkeit, da die „Muttergemeinden“ Sulzbach an der Murr für Großerlach und Murrhardt für Grab „keine guten Mütter waren“. Sulzbach sei in „desolater Verfassung“ gewesen und Grab fühlte sich „stiefmütterlich“ von Murrhardt behandelt. Da es keine Straße zwischen beiden Orten gab – erst 1912 baute man die heutige –, mussten Särge Verstorbener für die Beerdigung auf dem Murrhardter Friedhof in zweitägigen Prozeduren an steilen Böschungen abgeseilt werden.

Der Start beider armer Gemeinden war schwierig, doch sie schafften es, da viele Bürger sich für sie einsetzten und mit Hand- und Spanndiensten bei wichtigen Infrastrukturmaßnahmen mitarbeiteten. Im Zuge der Gemeindereform erfolgte die Eingemeindung von Grab nach Großerlach, doch heute seien Gemeinden dieser Größenordnung kaum noch überlebensfähig wegen ständig steigender Anforderungen bei immer knapperen finanziellen und personellen Ressourcen. „Wir brauchen Personen, die sich ehrenamtlich engagieren und in Vereinen Verantwortung übernehmen“, rief Christoph Jäger alle auf. Schwungvoll und harmonisch umrahmte die aktuell dirigentenlose Kapelle des Musikvereins Grab den Bürgertreff.

Bürgerinnen und Bürgerwerden werden für ihren Einsatz geehrt

Im Zentrum des Bürgertreffs stand in diesem Jahr die Sonderehrung für Rainer Stecker, der 30 Jahre Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Großerlach war. Der Bürgermeister ernannte ihn zum Ehrenkommandanten, überreichte ihm Präsente und seiner Frau Blumen – für den Gemeinderat übergab Hans Wohlfarth ein Geschenk. Steckers größte Verdienste waren die Ausarbeitung der Brandschutz- und Fahrzeugkonzeption, auch brachte er die Feuerwehrmitglieder nach Einsätzen stets gesund nach Hause. „Ich bin stolz, diese Auszeichnung erhalten zu haben“, freute sich Stecker und dankte allen, „die mich unterstützten und mir zur Seite standen“: Bürgermeister Jäger als kompetentem Vorgesetztem, den Gemeinderatsmitgliedern, den Kameraden und seiner Frau Sonja, die ihm für sein „Hobby“ stets verständnisvoll den Rücken freihielt.

Für langjähriges Engagement im Ehrenamt zeichnete Bürgermeister Jäger außerdem Michael Olberts mit der Ehrennadel in Bronze aus, der seit 20 Jahren Vorsitzender der Grasshoppers Liemersbach ist. Die Ehrennadel in Silber erhielt Udo Stober: Seit zehn Jahren ist er Vorsitzender und Abteilungsleiter der Ortsgruppe Grab des Schwäbischen Albvereins, zehn Jahre war er Kassier, zuvor über fünf Jahre Beisitzer, Ausschussmitglied und Wegewart.

Goldene DRK-Ehrennadeln bekamen Claudia Jocher für zehn und Beate Vogelmann für 25 Blutspenden als Dank für ihren Beitrag zur Rettung von Schwerkranken und Verletzten.

Großerlacher Bürgertreff: Aufruf zu mehr Gemeinsinn und Respekt

Udo Stober (rechts), Michael Olberts (Zweiter von rechts) und Beate Vogelmann werden von Bürgermeister Christoph Jäger für ihren Einsatz ausgezeichnet.