Grüne sehen Wirtschaftsministerium bei Start-ups in Pflicht

dpa/lsw Stuttgart. Start-ups gelten als Innovationstreiber. Zur Finanzierung brauchen sie private Geldgeber. Die wollen die Grünen verstärkt ins Boot holen.

Die Grünen-Fraktion fordert vom CDU-geführten Wirtschaftsministerium eine stärkere Unterstützung von jungen Unternehmen. Der wirtschaftspolitische Sprecher Tayfun Tok sagte in Stuttgart: „Der Start-up-Standort Baden-Württemberg muss weltweit sichtbar gemacht werden.“ Hier sei das Wirtschaftsministerium gefragt, Strategien zu entwerfen.

Investoren und Start-ups benötigten mehr Vernetzung. Deshalb müsse das Ressort von Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) einen Runden Tisch einrichten, wo beide Seiten zusammenfinden und sich austauschen könnten. In Baden-Württemberg regiert Grün-Schwarz.

Ziel sei es, mehr privates Risikokapital im Südwesten einzusammeln. Denn bei den großen Finanzierungsrunden im Ausland hätten die Start-ups im Land das Nachsehen. „Hier sehe ich unsere Aufgabe darin, vor allem jene Start-ups zu fördern, die die Gesellschaft mit ökologisch und sozialen Innovationen nach vorne bringen – zum Beispiel mit gezielten Förderprogrammen.“ Green Tech in den Bereichen Erneuerbare Energien, Energieeffizienz, Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz seien die Wachstumsmärkte, die man bespielen müsse.

Hoffmeister-Kraut sagte: „Wir arbeiten aktuell intensiv daran, die Internationalisierung der Landeskampagne Start-up BW weiter voranzutreiben und ich bin zuversichtlich, dass uns das gelingt.“ Um junge Unternehmen gezielt zu unterstützen und dabei auch privates Risikokapital einzubeziehen, habe man die Frühphasenfinanzierung Start-up BW Pre-Seed geschaffen. Bislang seien rund 290 Start-ups gefördert worden. Insgesamt wurden hierfür Mittel in Höhe von über 60 Millionen Euro seitens des Landes bereitgestellt. Hinzu kommen weitere etwa 12 Millionen Euro der privaten Ko-Investoren.

Nach Angaben einer jüngst veröffentlichten Studie haben Start-ups in Baden-Württemberg im vergangenen Jahr deutlich mehr Geld eingeworben: Sie erhielten 599 (Vorjahr: 155) Millionen Euro Risikokapital von Investoren. In Deutschland waren es insgesamt fast 17,4 Milliarden Euro - mehr als dreimal so viel wie im Corona-Krisenjahr 2020 (5,3 Milliarden), berichtete die Beratungsgesellschaft EY.

Start-ups sind auf Investoren angewiesen, da sie anfangs keine Gewinne schreiben. Fonds und große Firmen stecken Kapital in junge Firmen in der Hoffnung, dass sich deren Geschäftsideen durchsetzen. Start-ups gelten als Innovationstreiber für die Wirtschaft. Jedoch sinkt seit Jahren die Zahl der Selbstständigen in Deutschland. Und bei der Finanzierung und Börsengängen von Start-ups liegt Deutschland weit hinter Ländern wie den USA und Großbritannien zurück.

Der oppositionelle SPD-Politiker Boris Weirauch sagte: „Dass nun sogar der grüne Koalitionspartner Defizite im CDU-geführten Wirtschaftsministerium sieht, sollte Anlass genug sein, die Start-up-Förderung des Landes auf die Agenda zu setzen und zu intensivieren.“

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