Grünen-Fraktionschef für klare Regeln für Unterricht Zuhause

Von Von Bettina Grachtrup, dpa

dpa/lsw Stuttgart. Der Unterricht in Corona-Zeiten stellt Lehrer, Schüler und Eltern vor große Herausforderungen. Die Grünen richten nun Forderungen an CDU-Ministerin Eisenmann. Der Koalitionspartner reagiert pikiert.

Grünen-Fraktionschef für klare Regeln für Unterricht Zuhause

Grünen-Landtagsfraktionschef Andreas Schwarz spricht bei einer Pressekonferenz. Foto: Marijan Murat/dpa/Archivbild

Grünen-Landtagsfraktionschef Andreas Schwarz fordert klare Regeln für das Lernen zu Hause in Corona-Zeiten. Er setzt damit Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) unter Druck. „Wenn das Klassenzimmer ins Netz verlegt wird, müssen dieselben Regeln gelten wie in der Schule“, sagte Schwarz der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. „Der Unterricht muss klar definiert werden, das heißt beispielsweise, interaktiven Unterricht, eine Anwesenheitspflicht von Lehrern und Schülern und eine Benotung nach einheitlichen Standards einzuführen.“

Bislang gibt es für die seit Wochen anhaltenden Heimlernphasen der Schüler keine Noten. Eisenmann hatte angekündigt, dass alle Jahrgangsstufen nach den Pfingstferien, also ab Mitte Juni, im wöchentlichen Wechsel Fernunterricht erhalten und in den Schulen unterrichtet werden sollen. Die Grundschulen sollen bis Ende Juni vollständig öffnen - ohne Abstandsgebote.

Schwarz sagte, mit den Pfingstferien gebe es eine Vorlaufzeit. „Die muss genutzt werden, um Maßnahmen vorzubereiten. Ich erwarte außerdem, dass die Schulen rechtzeitig vorab informiert werden, was nach den Ferien auf sie zukommt.“

Der Vorsitzende des Landesschülerbeirats, Leandro Cerqueira Karst, erklärte, momentan gehe es an den Schulen drunter und drüber. Teilweise würden Schüler benotet, teilweise auch nicht. „Schüler und Lehrer fühlen sich etwas alleingelassen.“ Wenn nach den Sommerferien noch Lernen zu Hause über moderne Medien nötig sei, müsse man sich auch Gedanken über die Bewertung der Leistungen machen. Alle Schüler bräuchten dafür allerdings die nötige technische Ausstattung.

Auch SPD-Fraktionschef Andreas Stoch sagte: „Für das Lernen auf Distanz muss die Landesregierung eindeutige Rahmenbedingungen vorgeben.“

In dieser Auseinandersetzung geht es nicht nur um die Bildung. Kultusministerin Eisenmann ist auch Spitzenkandidatin der CDU zur Landtagswahl 2021 und damit Herausforderin von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Während sich Eisenmann am Mittwoch nicht selber zu Wort meldete, verteidigte CDU-Landtagsfraktionschef Wolfgang Reinhart sie. Er kritisierte, es sei kein Umgang miteinander, dem Koalitionspartner über die Medien wohlfeile Ratschläge zu geben. Schwarz versuche, Eltern und Schüler „mit fast schon populistischen Einlassungen“ gegen Eisenmann aufzuwiegeln.

In Wahrheit sei es so, dass Eisenmann in der Koalition auf eine Öffnung der Kitas und Schulen dringe, während die Grünen „im Bremserhäuschen“ säßen, meinte der CDU-Fraktionschef. Reinhart verwies auch darauf, dass die Kultusministerkonferenz darüber berate, wie man nach den Sommerferien vorgehen wolle.

Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ hatte am Dienstag über ein ihr vorliegendes Rahmenkonzept der Kultusminister mit konkreten Planungen für das nächste Schuljahr berichtet: Alle Länder wollen demnach so rasch wie möglich zu einem regulären Schulbetrieb nach geltendem Stundenplan zurückkehren. In dem Konzept würden aber auch Szenarien entworfen für den Fall, dass bis dahin weiterhin die strengen Abstands- und Hygieneregeln gelten. Dann werde es auch weiterhin einen Wechsel von Präsenz- und Distanzunterricht geben.

Eisenmann hatte jüngst auch Stress wegen Kitas: Ihr wurde vorgeworfen, die Öffnung der Kitas überhastet angekündigt und schlecht vorbereitet zu haben. Sie hatte entgegnet, dass die Kitas nicht Sache des Landes, sondern der Kommunen sind.

Schwarz meinte dazu: „Ich kann den Wunsch verstehen, dass die Kita-Leitungen und die Erzieher einen klaren Rahmen zur Kinderbetreuung haben wollen. Es ist die Aufgabe der Kommunen und des Landes, die Kitas entsprechend zu unterstützen.“ Bei der Kommunikation des Ministeriums mit den Schulen, Kitas und Bürgermeistern sei teilweise der Eindruck entstanden: „kein Anschluss unter dieser Nummer.“