Grünes Licht für Anbau an die Schule

Weissacher Gemeinderat fasst Baubeschluss trotz Kostensteigerung – Mensa, Kita und Kernzeitbetreuung an einem Ort

Grünes Licht für den Anbau an die Schule an der Weissach: Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung den Baubeschluss für das Vorhaben gefasst, mit dem mehrere Klappen auf einmal geschlagen werden: Es gibt Platz für die Kernzeitbetreuung, eine Mensa und einen vier Gruppen umfassenden Kindergarten. Die projektierten Gesamtkosten belaufen sich auf 3,8 Millionen Euro und liegen damit um etwa 430000 Euro höher als früher berechnet.

Grünes Licht für Anbau an die Schule

So stellt sich Planer Günter Brecht den Anbau an die Grundschule mit seinen verschiedenen Teilen in einer Arbeitsvisualisierung vor.

Von Armin Fechter

WEISSACH IM TAL.Die Kostensteigerung geht, wie Architekt Günter Brecht im Gemeinderat erläuterte, auf zusätzliche Anforderungen zurück. Man habe mit den künftigen Nutzern Inventur gemacht, dabei seien „einige Dinge dazugekommen“. Eine wesentliche Änderung betrifft die Kernzeitbetreuung: Waren die Räume zunächst auf 100 Kinder ausgelegt, so wird jetzt von 150 ausgegangen. Denn die Anmeldezahlen sind bereits durch die Decke gegangen, und in den kommenden Jahren wird mit noch stärkerer Nachfrage gerechnet. Dazu wurden auch ein zusätzlicher Personalraum, eine zusätzliche Küchenzeile und ein getrennter Zugang sowie eine Abtrennung zum Schulbereich mit vorgesehen. Vergrößert wurde ferner der Mensabereich, der für den Kindergarten eine eigene Zone erhalten soll. Dafür fällt die zunächst vorgesehene Terrasse weg. Die Änderungen haben weiter zu Umplanungen bei den Treppen und bei den Dachflächen geführt: Die Flachdächer sollen nun um zwei Pultdächer ergänzt werden, um mehr Licht ins Gebäude hereinzubekommen.

Für den Kindergarten, der drei Gruppenräume und einen Krippenraum mit Schlafraum umfasst, gibt es ebenfalls einige Änderungen. So sollen ein zusätzlicher Raum für Elterngespräche, eine abgetrennte Ruhezone fürs Personal und eine Schmutzschleuse am Gartenausgang mit extra Toilette geschaffen werden. Unterm Strich steigen die Kosten für den Kindergartenbau von ursprünglich 2 auf 2,1 Millionen Euro. Weitere Kosten entstehen, weil Spielgeräte versetzt werden müssen und der Schulhof neu gestaltet werden soll. Außerdem sollen fürs Personal neue Stellplätze angelegt werden.

Bürgermeister Ian Schölzel unterstrich, dass es bei dem Vorhaben um zwei getrennte Baustellen gehe: Kernzeitbetreuung und Mensa einerseits – die Ausgaben in diesem Bereich seien nötig, um die Schule zukunftsgerecht im Interesse einer ganztägigen Ausrichtung aufzustellen – und Kindergarten andererseits. In diese Räume soll der bislang provisorisch eingerichtete Kindergarten Wiesengrün einziehen, der mit seinen zwei Gruppen bislang Systembauten bei der katholischen Kirche, nahe dem Kindergarten Unterm Regenbogen, nutzt.

Die Standortfrage kommt
in der Diskussion noch einmal auf

Wilhelm König (UBL) sah sich „vom Gesamtbetrag erschlagen“. Die Befürchtungen wegen der Kosten hätten sich bestätigt. Er kritisierte, dass künftig an dieser Stelle bis zu 300 Kinder auf engem Raum beisammen seien, und stellte noch einmal den Standort infrage: Im Moment könne man sich noch anders orientieren.

Das bestätigte der Rathauschef. Gleichzeitig mahnte er jedoch, der Gemeinderat habe die Standortentscheidung getroffen und sich gegen die Fuchsklinge ausgesprochen – dies nicht zuletzt aus der Überlegung heraus, dass die Kindergartenräume, wenn nötig, auch für die Schule genutzt werden könnten. Auf Königs skeptische Nachfrage, ob die Kita bei der Schule erweiterbar sei, versicherte der Architekt, man könnte aufstocken. Schölzel erklärte zudem: „Wir schauen in die Zukunft.“ Nächstes Thema werde der Kindergarten in Oberweissach sein. Dort gehe es für eine Million Euro um eine Modernisierung und Erweiterung.

Kritik kam aber auch von Carl Höfer (CDU/FWV): Der Standort bei der Schule sei schöngerechnet gewesen. Hätte man Sicherheitsreserven eingebaut, wäre die Entscheidung ehrlicher gewesen. Der Bürgermeister verteidigte die Planung: Das Vorhaben sei zu diesem Zeitpunkt noch nicht im Detail untersucht worden, und man dürfe auch nicht beide Baustellen vermengen: „Für mich standen Synergie und Sinnhaftigkeit des Standorts im Mittelpunkt.“ Der Standort sei richtig, sekundierte Irmgard Hestler (SPD), weil beide Seiten, Schule und Kindergarten, profitieren. Unglücklich sei aber, dass beides vermischt wurde – und nun stehe ein Betrag von 3,8 Millionen Euro im Raum. Für Luciano Longobucco (Weissacher Bürger) war die fünfprozentige Kostensteigerung im Kindergartenbereich „absolut seriös und vertretbar“. Das sei „die Größenordnung, die ein viergruppiger Kindergarten heute kostet“. Gleichwohl befand Hestler, man solle sich die in die Planung eingeflossenen Wünsche noch einmal näher betrachten. Jan Hutzenlaub (Weissacher Bürger) hingegen fand „alle Wünsche nachvollziehbar“. Er regte an, die Flachdächer zu begrünen, und sprach sich auch fürs Anbringen von Fledermauskästen aus.

Unterdessen brachte Günter Sanzenbacher (CDU/FWV) den Antrag ein, die Baukosten zu deckeln. Das sei aber, so wandte Schölzel ein, angesichts der aktuellen Baukostenentwicklung vermessen: „Was machen wir, wenn uns die Kosten davongaloppieren – und wir stehen im Rohbau?“ Auch Höfer mochte so weit nicht gehen. Er erinnerte an den Anbau an die Gemeindehalle, bei dem der Deckel immer wieder verschoben wurde. Markus Keller (Weissacher Bürger) empfahl anstelle einer Deckelung, wenn nötig, Prioritäten zu setzen. Auch Schölzel fand, beim Ausbau gebe es noch Stellschrauben. Sanzenbacher zog schließlich seinen Antrag zurück.

Die Gemeinde erwartet zu dem Bauvorhaben Zuschüsse in einer Gesamthöhe von rund einer Million Euro.

Bei einer Gegenstimme und sechs Enthaltungen votierte das Gremium letztlich für das Bauvorhaben. Bei drei Enthaltungen wurde anschließend auch der Bebauungsplan Bildungscampus gebilligt.