GVG Glasfaser prüft Übernahme der Hello-Fiber-Aktivitäten

Die Unternehmensgruppe setzt seit 2014 ausschließlich auf reine Glasfaser und verfügt über langjährige Erfahrung.

GVG Glasfaser prüft Übernahme der Hello-Fiber-Aktivitäten

Glasfaserausbau steht bei vielen Kommunen im Raum Backnang auf der Agenda. Symbolfoto: Imago/Christian Ohde•

Von Matthias Nothstein

Althütte/Kiel. Das Kieler Unternehmen GVG Glasfaser prüft derzeit die Übernahme des Glasfaserausbaus in all jenen Kommunen, die vom Rückzug der Liberty Networks Germany mit ihrer Marke Hello Fiber betroffen sind. „Wir stehen bereits in Kontakt mit der Gigabit Region Stuttgart“, bestätigt GVG-Geschäftsführer Michael Gotowy. „Aktuell prüfen wir die entsprechenden baden-württembergischen Ausbaugebiete, stellen Wirtschaftlichkeitsberechnungen an und werden im Anschluss mit allen relevanten Beteiligten Gespräche führen.“

Eine dieser Gemeinden im Rems-Murr-Kreis ist auch Althütte. Für Bürgermeister Reinhold Sczuka ist GVG Glasfaser durchaus eine Option. Derzeit gibt es laut Sczuka neben der Telekom noch drei oder vier weitere Anbieter, die in die Bresche springen könnten. Die Möglichkeiten werden derzeit mit dem Zweckverband Breitbandausbau Rems-Murr ausgelotet. Es geht unter anderem auch darum zu erkennen, ob die verschiedenen Angebote irgendwo einen Haken haben könnten. Sczuka erinnert nochmals daran, dass das Bestechende am Angebot von Hello Fiber gewesen war, dass das Unternehmen alle Arbeiten eigenwirtschaftlich erledigen wollte, also ohne Zuschüsse vom Bund oder vom Land.

Jeder Anbieter erhält die Chance, ein Angebot abgeben zu können

Noch sei unklar, bis wann eine Entscheidung über den künftigen Anbieter getroffen wird. Jedem Anbieter werde die Chance gegeben, ein Angebot abgeben zu können, die Entscheidung trifft dann der jeweilige Gemeinderat. Sczuka: „Mein jüngster Kenntnisstand ist, dass die Gigabit Region Stuttgart GmbH aktuell Termine mit den Anbietern ausmacht, um Gespräche führen zu können.“

Ein Kriterium dürfte auch die Erfahrung des jeweiligen Unternehmens sein, denn immer wieder kommt es vor, dass Anbietern unterwegs die Luft ausgeht, vor allem jenen, die erst sehr kurz auf dem Markt sind. In Althütte ist aufgrund des Rückzugs von Hello Fiber zumindest kein größerer Schaden entstanden. Sczuka: „Es wäre ein Problem gewesen, wenn schon die ersten Rufnummern portiert worden wären, aber das war im Rems-Murr-Kreis nicht der Fall.“

Für GVG-Geschäftsführer Gotowy steht fest: „Auf Dauer werden sich nur wirtschaftlich tragfähige, langfristig angelegte Ausbaumodelle und Unternehmen, die hierauf bauen, auf dem Markt durchsetzen.“

Die GVG-Gruppe bringt die zukunftssichere Glasfaser überwiegend eigenwirtschaftlich in Haushalte und Unternehmen. Ergänzend zu diesem privatwirtschaftlichen Ausbau bewirbt sich die GVG auch erfolgreich um den (flächendeckenden) Glasfaser-Roll-out sowie Netzbetrieb in Fördergebieten. Davon profitieren insbesondere bislang nicht oder nur marginal mit Breitband versorgte Gebiete (sogenannte weiße Flecken) oder noch nicht mit Gigabit-Anschlüssen abgedeckte Regionen.

Zu den durch die GVG Glasfaser selbst errichteten Glasfaseranschlüssen kommen noch einmal eine Vielzahl weiterer FTTH-Anschlüsse durch die Partnerschaft mit der Deutschen Giga Access (DGA) hinzu. Das Prinzip der Zusammenarbeit: Während die Deutsche Giga Access die ultraschnellen FTTH-Glasfasernetze plant, baut und als Eigentümer betreibt, übernimmt die GVG Glasfaser mit ihrer Marke Teranet die Vermarktung sowie das Endkundengeschäft samt attraktiver Tarifmodelle.

200 Mitarbeiter arbeiten in einem nur für den Vertrieb gegründeten Unternehmen

Die Kieler Glasfaserexperten haben für den Vertrieb ein eigenes Unternehmen – die 2locate GmbH – gegründet, das die Vermarktung der zukunftssicheren Glasfaseranschlüsse bundesweit übernommen hat. Die knapp 200 Mitarbeiter konnten bislang mehr als 200000 Glasfaserkunden gewinnen. 2locate arbeitet dabei nicht nur für die GVG Glasfaser, sondern auch für Stadtwerke und lokale oder regionale Versorger.

Im Rems-Murr-Kreis sind mehrere Kommunen mehr oder weniger stark vom Rückzug des Unternehmens Liberty Networks Germany beim Glasfaserausbau in Deutschland beziehungsweise von der Insolvenz der Tochtergesellschaft Hello Fiber betroffen. Diese Entwicklung wirkt sich im Zweckverband Breitbandausbau Rems-Murr auf die Gemeinden Althütte, Auenwald, Berglen, Rudersberg und Weissach im Tal aus. Hier sollte Hello Fiber Glasfaseranschlüsse in die Unternehmen und Haushalte bringen. Am weitesten waren die Arbeiten in Rudersberg gediehen, dort hatte im Herbst vergangenen Jahres bereits der Spatenstich für die Erdarbeiten stattgefunden. In Althütte waren bereits viele Verträge mit Bürgern unterzeichnet, in den anderen Kommunen war Hello Fiber einer von jeweils mehreren Interessenten und bis Jahresende noch mit im Rennen.

Bundesweit in mehr als 210 Kommunen aktiv

Gruppe Die GVG ist eine Gesellschaftsgruppe zur Realisierung von Breitbandprojekten, deren Anspruch es ist, Unternehmen und Privathaushalte gesamter Regionen an die Telekommunikationsinfrastruktur der Zukunft anzuschließen. Dazu gehört die flächendeckende Versorgung ländlicher und urbaner Räume mit modernster Glasfasertechnologie, die diese als Wirtschafts- und Wohnstandorte attraktiv macht.

Marken Mit den Marken Teranet und Nordischnet plant, vermarktet, baut und betreibt die GVG-Gruppe FTTH-Glasfasernetze in Deutschland.

Ausschließlich FTTH Die Unternehmensgruppe GVG Glasfaser hat Anfang dieses Jahres den 100000. Vertragsschluss für die Versorgung mit reiner Glasfaser bis direkt ins Haus oder das Unternehmen (fibre to the home – FTTH) erzielt. Die Gruppe investiert seit 2014 ausschließlich in echte, reine Glasfaseranschlüsse unter Ausschluss antiquierter Kupferleitungen und ist aktuell bundesweit in mehr als 210 Kommunen aktiv.

Expansion Bislang ist die GVG Glasfaser in den Bundesländern Schleswig-Holstein – hier als einer der ersten Glasfasernetzbetreiber überhaupt – und Niedersachsen insbesondere mit der im Norden Deutschlands stark regional verankerten Marke Nordischnet, seit 2021 in Hessen und Bayern sowie seit 2022 auch in Baden-Württemberg mit ihrer bundesweiten Marke Teranet aktiv. Dieses nachhaltig gewachsene Engagement wird schrittweise auf das gesamte Bundesgebiet ausgeweitet.

Investor Hinter der Unternehmensgruppe GVG Glasfaser mit aktuell rund 500 Mitarbeitern steht der unabhängige, eigentümergeführte deutsche Investor Palladio Partners mit Sitz in Frankfurt am Main. Dank großer institutioneller Investoren wie Pensionsfonds, Versicherungen, Versorgern und kirchlichen Investoren sowie eines langfristigen Investitionshorizonts übernimmt die GVG Verantwortung für einen zukunftssicheren Ausbau. Die gebaute Infrastruktur bleibt damit langfristig in eigener Hand.

Initiative Deutsche Infrastruktur Mit der Mitgliedschaft in der Initiative Deutsche Infrastruktur unterstreicht Palladio Partners seinen starken Fokus auf Nachhaltigkeit: Ziel der Initiative ist die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands durch Investitionen in essenzielle Infrastruktur.