Mehr häusliche Gewalt im Südwesten: Corona-Folgen umstritten

dpa/lsw Stuttgart. Häusliche Gewalt ist ein Tabu-Thema und wird oft unterschätzt. Die Fallzahlen steigen seit Jahren an. Genaue Zahlen über die Entwicklung während der Corona-Krise gibt es nicht.

Mehr häusliche Gewalt im Südwesten: Corona-Folgen umstritten

Ein als Silhouette abgebildeter Mann droht einer Frau mit der Faust. Foto: Jan-Philipp Strobel/dpa/Symbolbild

Die registrierten Fälle häuslicher Gewalt haben in Baden-Württemberg in den letzten Jahren stetig zugenommen: 2019 zählte die Polizei 13 048 Fälle, im Jahr 2011 waren es hingegen noch 10 872 Taten, wie der Vorsitzende des Innenausschusses des Landtags, Karl Klein (CDU), am Mittwochabend in Stuttgart mitteilte. Dies ist ein Plus von 2176 Fällen. Die Zahl der Opfer sei im selben Zeitraum um 2180 Personen gestiegen. Während der Corona-Krise gab es demnach aber keine außergewöhnliche Zunahme registrierter Fälle.

Im Zuge der Corona-Krise und den damit verbundenen Beschränkungen habe es entgegen der ersten Befürchtungen keine signifikanten Entwicklungen bei strafbaren Handlungen gegen Ehe- und andere Partnerinnen und Partner gegeben, teilte Klein weiter mit.

Der Vize-Chef der FDP, Nico Weinmann widersprach der Darstellung des Ausschussvorsitzenden Klein. Dies habe nicht viel mit der Realität zu tun, sondern sei ein Wunschdenken, um die Folgen der eigenen Politik zu kaschieren, sagte der Oppositionspolitiker. Sozialminister Manne Lucha (Grüne) verfüge weder über aktuelle polizeiliche Statistiken zur Partnergewalt, noch über die genaue Zahl der gestellten Anträge in Frauen- und Kinderschutzhäusern. „Er sollte daher Stimmen in Bund und Land ernst nehmen, die vor einem Anstieg der Fallzahlen infolge der Ausgangsbeschränkungen warnen.“

In der Polizeilichen Kriminalstatistik wird die häusliche Gewalt als Partnergewalt definiert. Im vergangenen Jahr waren von den insgesamt 13 066 Opfern vor allem Frauen betroffen - nämlich 10 518 Frauen (80,5 Prozent) sowie 2548 Männer (19,5 Prozent).