Haiangriffe am Roten Meer

Haie und Badende – tödliche Gefahr?

In einem bei Tauchern beliebten Ort in Ägypten kommt es zu zwei tödlichen Haiangriffen. Wir fragen nach, wie oft so etwas vorkommt und wie man sich davor schützen kann.

Haie und Badende –  tödliche Gefahr?

Beliebter Urlaubersport Tauchen: Manchmal wird’s lebensgefährlich.

Von Philip Kearney

Es hätte ein entspannter Tag am Meer sollen, doch er endete mit zwei Toten. Was vergangene Woche im ägyptischen Urlaubsort Hurghada am Roten Meer passiert ist, wo zwei Frauen an den Folgen eines Haiangriffs gestorben sind, lässt die Frage nach der Gefährlichkeit dieser Tiere für Badende aufkommen. Warum es zu den beiden Angriffen kam, ist bislang unklar. Normalerweise halten sich Haie nicht in unmittelbarer Nähe des Ufers auf. Neben Surfern und Schwimmern begegnen auch Taucher Haien. Wir klären die wichtigsten Fragen dazu.

Was ist in Hurghada passiert?

Innerhalb eines Tages sind bei zwei Haiangriffen eine Österreicherin und eine Rumänin ums Leben gekommen. Die Österreicherin verlor nach Angaben der russischen Agentur Ria Novosti bei dem Angriff einen Arm und ein Bein. Ein Video zeigt, wie die Frau in rot gefärbtem Wasser versucht, sich in Sicherheit zu bringen. Männer wollen sie vom Steg aus mit einem Seil aus dem Wasser zu ziehen. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur erlitt die Frau durch den Angriff einen solchen Schock, dass sie kurze Zeit später im Krankenhaus starb.

Die zweite Frau erlag offenbar einem Angriff desselben Hais. Das teilte das ägyptische Umweltministerium in Kairo mit. Nach Angaben des rumänischen Außenministeriums handelte es sich um eine Rumänin, die in Hurghada Urlaub machte.

Welche Konsequenzen zieht man in Ägypten aus den Haiangriffen?

Der Strand, an dem es in Hurghada zu den Haiattacken kam, ist vorerst geschlossen. Die ägyptische Kammer für Tauch- und Wassersport informierte ihre Mitglieder mittlerweile über die Sichtung eines Makohais in der Gegend. Wassersport wie Tauchen, Schnorcheln, Kite- und Windsurfen seien vorerst in dem Gebiet nicht weiter gestattet, hieß es weiter.

Makohaie können ein Tempo von bis zu 70 Kilometern pro Stunde erreichen. Ausgewachsen können sie mehr als vier Meter lang und über 500 Kilo schwer werden. Im Roten Meer leben auch Hammerhaie, Weißspitzen-Hochseehaie, Seidenhaie und weitere Arten.

Das Rote Meer ist unter Tauchern ein beliebtes Reiseziel. Angriffe von Haien sind dort eigentlich sehr selten. Vereinzelt kam es aber auch hier zu tödlichen Attacken. 2018 starb ein Tourist aus Tschechien nach einem Haiangriff, 2015 kam so auch ein Mann aus Deutschland und 2010 eine deutsche Rentnerin ums Leben. Möglicherweise werden die Tiere durch Abfälle angelockt, vielleicht füttern sie Ausflugsbooten an, was verboten ist.

Was sind die beliebtesten Tauchorte für Wassersportler und Urlauber?

Konkrete Statistiken zu den Orten mit den meisten Tauchtouristen sind nicht bekannt. In den Ranglisten der besten Tauchorte tauchen aber immer wieder Strandorte in Australien, Südostasien, der Karibik, Portugal und Ägypten auf. Hurghada zählt zu den Tauchhochburgen Ägyptens. Deshalb gibt es in dem Strandort am Roten Meer gleich mehrere Tauchschulen, sogar eine deutsche Tauchschule befindet sich dort.

Wie viele Haiangriffe gibt es jedes Jahr?

Das Naturkundemuseum von Florida führt eine weltweite Datenbank über Haiangriffe, die sich International Shark Attack File nennt. Das Museum unterscheidet zwischen provozierten und nicht provozierten Angriffen. Als provozierte Angriffe gelten all jene Angriffe, bei denen die Interaktion vom Menschen ausgeht, beispielsweise beim Füttern. Im vergangenen Jahr gab es weltweit 39 provozierte und 73 nicht provozierte Haiangriffe. Von den nicht provozierten Haiangriffen endeten neun tödlich. Die meisten dieser Haiangriffe – 47 – ereigneten sich in den USA. Platz zwei belegte Australien mit zwölf Angriffen. In Ägypten kam es 2021 zu keinem erfassten Haiangriff. Bis zum vergangenen Freitag hat es seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 1828 in dem nordafrikanischen Land überhaupt nur 22 nicht provozierte Haiangriffe gegeben. Zum Vergleich: In Südafrika sind 259 nicht provozierte Haiangriffe bekannt.

Welche Haiarten sind am gefährlichsten?

Statistisch gesehen ist der Weiße Hai mit großem Abstand die gefährlichste Art. Das geht aus im Naturkundemuseum von Florida erfassten Daten hervor. So gab es seit Beginn der Datenerhebung durch den Weißen Hai insgesamt 354 erfasste Angriffe. 57 davon endeten tödlich. Platz zwei auf der Liste der gefährlichsten Haiarten belegt der Tigerhai mit 138 Angriffen, wovon 36 tödlich waren. Auch vom Bullenhai sind weit mehr als 100 Angriffe auf Menschen bekannt.

Wie hat sich ein Taucher zu verhalten, wenn sich ihm ein Hai nähert?

Forscher des Naturkundemuseums von Florida empfehlen, ruhig zu bleiben und die Position im Wasser so gut es geht zu halten. Die meisten Haie seien nur neugierig und würden von selbst wieder verschwinden. Komme der Hai jedoch immer näher, sei es ratsam, das Wasser zu verlassen. Man solle zügig, aber ruhig schwimmen und den Hai im Blick behalten. Es sei besser, in einer Gruppe zu tauchen. Das senke die Wahrscheinlichkeit eines Angriffs und führe meist zum Rückzug des Raubtiers. Ist keine Flucht möglich, sei es die beste Option, sich an etwas anzulehnen, um dem Tier einen möglichst kleinen Angriffswinkel zu geben. Greift der Hai tatsächlich an, laute die beste Strategie, diesem auf die Nasenspitze zu schlagen.

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