Hanfernte in Rommelshausen

Felix Leyde baut auf seinem Feld Cannabis an, das von den Behörden streng überwacht wird – Pflanzen werden zu Öl verarbeitet

Ganz pflegeleicht gedeiht er ganz ohne Chemie: Nutzhanf. Darüber, was Biobauer Felix Leyde anbaut, wissen die Behörden natürlich Bescheid. Nach der Ernte werden die Hanfkörner in einer Ölmühle in Weinstadt zu Öl gepresst.

Hanfernte in Rommelshausen

Jörg Gastl (links) ist Inhaber der Ölmühle Weinstadt. Er macht aus dem Hanf von Biobauer Felix Leyde gesundes Hanföl. Foto: A. Palmizi

Von Laura Steinke

KERNEN IM REMSTAL. Zweieinhalb Meter hohe Cannabispflanzen hat Biobauer Felix Leyde am Ortsrand von Rommelshausen geerntet. Schon oft hatte er wegen seiner Pflanzen Kontakt mit der Polizei – und das, obwohl der Anbau legal ist, schließlich handelt es sich um Nutzhanf. Aus den Körnern der Pflanze lässt er Öl fertigen, das sowohl für die Haut als auch für das Gedächtnis gut sein soll.

„I will en nix naikomma“ – immer wieder hört Biobauer Leyde aus Rommelshausen diesen Satz von seinen Kollegen, wenn es um den Anbau von Hanf geht. Getreidemüller wollen die Pflanze nicht verarbeiten, sagt er. Zu intensiv sei der Geruch, der in der Mühle zurückbleibt. Dazu kommt: Hanf, auch Cannabis genannt, wird schnell mit der Droge Marihuana in Verbindung gebracht. Der Anteil an berauschendem Cannabinoid Tetrahydrocannabinol (THC) in Leydes Pflanzen ist aber minimal. Eltern, deren Kinder im Hanffeld spielten und dann einen Blumenstrauß mit nach Hause brachten, riefen die Polizei. Schon oft hatte Leyde Kontakt mit den Beamten. Doch ein Anruf genügt, um zu klären, dass Leyde kein Rauschmittel, sondern Nutzhanf züchtet. Denn die Behörden wissen Bescheid. Der Anbau von Hanf wird streng überwacht. Für die Aussaat und für die Ernte braucht Leyde eine Freigabe.

Im April säte Leyde den Hanf zum dritten Mal aus. „Dann kann man ihn vergessen“, sagt der Biobauer. Er meint damit: Hanf ist pflegeleicht. Gespritzt werden müsse die Pflanze nicht, sie bekommt keine Krankheiten. Um ganz sicherzugehen, dass kein Dünger notwendig ist, pflanzte Leyde vor zwei Jahren auf dem Feld Klee an. Der bindet so viel Stickstoff, dass der Hanf danach ganz ohne chemische Hilfe gedeiht.

Das Superfood: Gut gegen Neurodermitis und Alzheimer

Leydes Pflanzen sind beim Landwirtschaftsamt und bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung gemeldet. Bis Ende Juni muss er eine sogenannte „Blühmeldung“ machen. Dann kommen Beamte vorbei und schauen, ob es sich wirklich um Nutzhanf oder um Medizinhanf handelt. Nun hat Leyde seinen Hanf von einem Lohnunternehmer dreschen lassen. Normalerweise werden die Sorten „Fedora 17“ und „Ouzo“ drei Meter hoch. In diesem Jahr schafften sie es aufgrund der Trockenheit nur auf rund zweieinhalb Meter Höhe. Der Mähdrescher hatte es nicht leicht: Immer wieder verstopfte das Mähwerk, weil die Fasern des Stiels sehr hart sind. Nach rund einer Stunde waren die rund 1,5 Hektar aber gemäht. Eine Tonne Hanf sind das, aus denen Leyde knapp 250 Liter Hanföl pressen lässt. Nach dem Dreschen sind die Hanfkörner mit Spreu und Blättern gemischt. Mit einer alten Maschine befreit er die Körner davon. Danach trocknet er sie rund zehn Stunden lang mit einem Gebläse und reinigt sie noch einmal. In den kommenden Wochen presst Jörg Gastl die Körner nach und nach in seiner Ölmühle in Weinstadt. „Nicht alle auf einmal, damit das Öl frisch bleibt“, erklärt Leyde. Hanföl, Körner und frisches Cannabis für Tee verkauft Leyde auf den Wochenmärkten in Heumaden und Zuffenhausen. Rund ein Dreivierteljahr habe es gedauert, bis die Geschäftsführung der Märkte Stuttgart GmbH ihm erlaubt habe, Hanfprodukte zu verkaufen.

Als echtes „Muskelfood“ bezeichnet der Biobauer die Hanfkörner. Zu 25 Prozent bestehen diese aus Eiweiß. Sowohl für die äußere als auch für die innere Gesundheit sei das Öl förderlich. Jörg Gastl sagt: „Hanföl ist gut gegen Schuppenflechte und Neurodermitis.“ Das Verhältnis der Fettsäuren im Öl ähnelt dem der Haut und ist besonders gut verträglich. Hanföl wird deshalb auch oft in der Naturkosmetik oder Seifenherstellung benutzt. Die gesättigten Fettsäuren, Omega 3 und Omega 6, die der Körper nur über Nahrung aufnehmen kann, seien außerdem gut für das Gedächtnis, sagt Gastl. „Sie helfen gegen Alzheimer und Demenz.“ Momentan bezieht Gastl den Hanf für sein Öl aus Rottweil und rund um Pforzheim. Im kommenden Jahr will er aber noch mehr mit dem Rommelshausener Biobauern zusammenarbeiten.

Info
Aus Hanf macht Haus

Hanffasern werden unter anderem für Leichtpapiere und Dämmstoffe eingesetzt. Hanfschäben, der verholzte Kern der Hanfpflanze, werden als Tiereinstreu verwendet. Schäben können zusammen mit Kalk auch als Baustoffe für Wände und Ziegelsteine genutzt werden. Die Ziegel können Kohlenstoffdioxid binden und sind somit für klimaneutrales Bauen optimal.