Queen Elizabeth II.

Hauen und Stechen um Englands Thron

Prinz Charles ist seit dem Ableben der Queen König Charles III. von England. Keiner hat länger auf die englische Krone warten müssen als der ewige Thronfolger. Der Wechsel an der Spitze des Königreichs verlief freilich nicht immer harmonisch.

Hauen und Stechen um Englands Thron

1936 – das Jahr der drei Könige

Von Simon Rilling

Mit dem letzten Atemzug der Queen übernahm Prinz Charles das Zepter: Die Königin ist tot, lang lebe der König! So reibungslos gestaltete sich der Wechsel auf Englands Thron nicht immer. Drei Beispiele für royales Hauen und Stehen, unerwartete Todesfälle und königliche Affären.

Schön blutig, bitte!

Der Hundertjährige Krieg gegen Frankreich ist verloren, Englands König Henry VI. dem Wahnsinn nah. Als der Mann aus dem Hause Lancaster ihm 1455 schließlich verfällt, übernimmt ein Vetter aus dem Hause York. Der Beginn eines 30 Jahre langen Bürgerkriegs um den Thron, mit einem für beide Seiten unbefriedigenden Ende: Die männlichen Linien beider Häuser werden ausgelöscht. Das Haus Lancaster 1471 in der Schlacht von Tewkesbury, in deren Folge auch Henry VI. ermordet wird. Das Haus York, das sich ein paar Jahre auf dem Thron festsetzen kann, 1485 in der Schlacht von Bosworth, in der König Richard III. den Tod findet.

Die Wappen der verfeindeten Familien schmücken Rosen, eine rote für das Haus Lancaster, eine weiße für das Haus York, so geht der Machtkampf als Rosenkriege in die Geschichte ein, inspiriert William Shakespeare zu mehreren Dramen und George R. R. Martin zu dem Romanzyklus „Das Lied von Eis und Feuer“, auf dem die Fernsehserie „Game of Thrones“ basiert.

Die Macht übernimmt schließlich Henry Tudor, ein eher ferner Verwandter des Königshauses, von den Lancasters mangels Alternativen als Henry VII. auf den Thron gehoben. Die Hochzeit mit Elizabeth von York ist die Geburtsstunde des Hauses Tudor, beendet den Streit aber nicht. Auf Henry VII. folgt 1509 sein Sohn Henry VIII. Es ist der erste friedliche Machtwechsel seit fast 100 Jahren.

Katholiken und Welfen

England muss protestantisch bleiben. Da ist sich das Parlament einig. Anne Stuart, vierte Frau auf Englands Thron und ab 1707 erste Königin von Großbritannien, ist ohne Erben geblieben: 17-mal war sie schwanger, von den fünf lebend geborenen Kindern sterben vier im Säuglings- oder Kleinkindalter. Den designierten Thronfolger William trägt sie kurz nach dessen 11. Geburtstag zu Grabe.

So beschließt das Parlament 1701 den „Act of Settlement“, der den protestantischen Welfen die Nachfolge Annes zuspricht. Genau genommen Sophie von der Pfalz, Tochter des unglücklichen „Winterkönigs“ Friedrich, Kurfürstin von Hannover und nächste protestantische Verwandte des Königshauses. Womit 57 katholische Thronanwärter übergangen werden, die aufgrund ihrer Abstammung einen deutlich größeren Anspruch auf den Königstitel hätten.

Als Anne 1714 stirbt, ist Sophie allerdings schon sieben Wochen tot. Ihr Sohn George übernimmt und muss sich kaum ein Jahr später eines Aufstands unter Führung von Annes katholischem Halbbruder James erwehren. George setzt sich durch, und auf das Haus der Stuarts folgt das Haus Hannover, das die Geschicke Großbritanniens bis 1901 lenkt.

König wider Willen

Von schwacher Statur, so schüchtern, dass er zum Stottern neigt: Große Hoffnungen setzt das Haus Windsor nicht in Albert, Herzog von York, in der Familie nur „Berti“ genannt. Zum Glück ist „Berti“ nur der Zweite der Thronfolge. Doch auch der Erstgeborene macht dem König Sorgen. „Wenn ich tot bin, wird der Junge sich innerhalb eines Jahres ruinieren“, lässt er seinen Premierminister 1934 wissen.

1936 stirbt George V., und seine Prophezeiung bewahrheitet sich. Kein Jahr im Amt und noch nicht gekrönt, dankt Edward VIII. ab, weil er seine Geliebte Wallis Simpson nicht heiraten darf. Die US-Amerikanerin ist zweimal geschieden, keine Frau für das Oberhaupt der anglikanischen Kirche. Zumindest damals. Er könne sein Amt nicht so bekleiden, „wie ich es gewollt hätte“, wenn er nicht die Unterstützung der Frau habe, „die ich liebe“, erklärt Edward.

Die geplante Krönungsfeier wird nun zu Ehren seines Bruders gefeiert: „Berti“. Der wollte nie König werden, sieht sich als einfacher Marineoffizier auch nicht ausreichend gewappnet für den Job. Die Abdankung seines Bruders bezeichnet er nur als „diesen schrecklichen Tag“.

Wider Erwarten erweist sich „Berti“ als durchaus fähiger Monarch, ein „König des Volks“. Als er 1952 überraschend stirbt, trauert ganz England. Auf den Thron folgt seine Tochter Elizabeth II. Der König ist tot, lang lebe die Königin!

Hauen und Stechen um Englands Thron

Als König Henry VI. aus dem Hause Lancaster dem Wahnsinn verfällt, beginnt ein 30 Jahre langer Kampf um Englands Thron zwischen den Adelsfamilien Lancaster und York.

Hauen und Stechen um Englands Thron

In der Schlacht von Tewkesbury 1471 wird die männliche Linie der Lancasters ausgelöscht.

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Mit dem Tod von König Richard III. in der Schlacht von Bosworth 1485 stirbt auch der letzte Mann aus dem Hause York.

Hauen und Stechen um Englands Thron

William Shakespeare inspirieren die Rosenkriege zu mehreren Dramen.

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Vor allem Richard III. – hier dargestellt von Lars Eidinger – kommt bei dem Dichter schlecht weg.

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2012 wird bei Ausgrabungen in Leicester das Skelett von Richard III. entdeckt.

Hauen und Stechen um Englands Thron

Seine Gebeine werden in der Kathedrale von Leicester bestattet.

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Den US-Schriftsteller George R. R. Martin inspiriert das jahrelange Gemetzel zu dem Romanzyklus „Das Lied von Eis und Feuer“, auf dem die Fernsehserie „Game of Thrones“ basiert.

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Als Henry VIII. 1509 auf seinen Vater Henry VII. folgt, ist dies der erste friedliche Machtwechsel seit fast 100 Jahren.

Hauen und Stechen um Englands Thron

Königin Anne – hier mit dem designierten Thronfolger William, der allerdings im Alter von elf Jahren stirbt – hinterlässt bei ihrem Tod 1714 keine Erben.

Hauen und Stechen um Englands Thron

Um die Rückkehr eines katholischen Königs zu verhindern, hievt das Parlament die protestantischen Welfen aus Hannover auf den Thron – im Bild George I. – und schließt damit 57 katholische Anwärter von der Thronfolge aus.

Hauen und Stechen um Englands Thron

Drei Könige, eine Königin: Königin Victoria hält den künftigen Edward VIII. in den Armen, links der künftige König George V., rechts der künftige Edward VII.

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König George V. sieht das Elend kommen: „Wenn ich tot bin, wird der Junge sich innerhalb eines Jahres ruinieren.“ Gemeint ist sein Erstgeborener.

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Der König behält recht, kaum ein Jahr nach seiner Thronbesteigung dankt Edward VIII. ab, um die geschiedene US-Amerikanerin Wallis Simpson zu heiraten.

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König Edward VIII. mit seinen Nichten Elisabeth und Margaret in Balmoral

Hauen und Stechen um Englands Thron

Nach der Abdankung seines Bruders übernimmt – wenn auch unwillig – Albert als George VI. die Krone (hier mit seiner Frau, seinen Töchtern Elizabeth und Margaret sowie seiner Mutter Maria von Teck, der Witwe von George V.).

Hauen und Stechen um Englands Thron

Auf ihn folgt 1952 Königin Elizabeth II.

Hauen und Stechen um Englands Thron

Königin Elizabeth II. und ihr Gemahl, Prinz Philip, zeigen sich nach ihrer Krönung dem Volk.