Norbert Röttgen (CDU) attackiert Markus Frohnmaier (AfD) im ARD-Talk Maischberger. Der wehrt sich gegen „Frechheit“ und „Lüge“.
Sind selten einer Meinung: Norbert Röttgen (L) und Markus Frohnmaier.
Von Christoph Link
Die anstehende Reise von AfD-Bundestagsabgeordneten nach Russland erhitzt weiter die Gemüter. Aus der CSU ist der Partei sogar Landesverrat vorgeworfen worden. Am Montagabend lieferten sich in der Talkrunde von Sandra Maischberger der CDU-Außenexperte Norbert Röttgen und der stellvertretende Fraktionschef der AfD, Markus Frohnmaier, einen Schlagabtausch zum Thema.
Eröffnet worden ist er mit einem „Nein“ von Frohnmaier auf die Frage von Maischerger, ob von Russland eine Bedrohung für Deutschland ausgehe. Diese Verneinung empörte Röttgen einigermaßen, und er sah sie als Beleg dafür, „dass Sie eindeutig im Interessenlager von Putin stehen“.
„Das ist die beste Propaganda, die #Putin sich wünschen kann“, sagt @CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen (@N_Roettgen) über die Aussage, dass von #Russland keine Gefahr für Deutschland ausgehe. Putin führe „jeden Tag gegen Deutschland“ einen hybriden Krieg.#maischbergerpic.twitter.com/TKHr57cSUp — Maischberger (@maischberger) November 10, 2025
Der Kremlherrscher führe einen abscheulichen, aggressiven Angriffskrieg gegen die Ukraine, er ziele vornehmlich auf die Zivilbevölkerung und lasse sogar Kindergärten bombardieren. Putin lasse in Deutschland einen hybriden Krieg zu, verübe hier Sabotageakte und Morde. Wenn jetzt AfD-Politiker nach Russland reisten, dann sei das die „beste Propaganda“ für Putin.
Russlandreise angekündigt
Frohnmaier sah dies ganz anders. Es gehe der AfD darum, Gesprächskanäle offen zu halten. Die AfD habe ihre Russlandreise im Übrigen angekündigt, der SPD-Politiker Ralf Stegner sei hingegen im Geheimen nach Russland gereist. In der Außenpolitik gehe es nicht um Freundschaften, meinte Frohnmaier, sondern um nationale Interessen. Der AfD-Politiker warf dem Christdemokraten vor, genau wie Ex-Außenministerin Annalena Baerbock in „Freund-Feind-Schemata“ zu verfallen. „Und Sie fangen an zu moralisieren. Sie reden nicht mehr mit Russland.“
Unter Außenminister Johann Wadephul (CDU) liege Deutschland jetzt mit allen globalen Mächten „im Clinch“, der einzige, den Wadephul noch „herze“, das sei der neue Herrscher in Syrien, Ahmed al-Scharaa, ein ehemaliger IS-Kämpfer, der für die Vertreibung und Ermordung von Alawiten verantwortlich sei.
„Wir befinden uns nicht im Krieg mit #Russland“, sagt Markus Frohnmaier (@Frohnmaier_AfD, @AfD). Russland habe andere Interessen als Deutschland. Es sei wichtig, dass man „dieses Hypermoralisieren endlich in der Außenpolitik beendet“.#maischbergerpic.twitter.com/1QHLz11HGl — Maischberger (@maischberger) November 10, 2025
Röttgen: Putins Krieg muss scheitern
Röttgen widersprach der These von der Isolation Deutschlands energisch und sprach von „intensiven Kontakten“ von Kanzler Friedrich Merz zu Donald Trump. Auf einer kürzlich erfolgten US-Reise habe er ausdrückliches Lob für die deutsche Verteidigungspolitik gehört. „Um Frieden zu schaffen, müssen wir alles dafür tun, dass der Krieg scheitert. Wir müssen den ökonomischen Druck auf Russland erhöhen, die Ukraine unterstützen, sonst hätte Putin freie Bahn in Europa.“ Die Politik der AfD aber habe „nichts mit den deutschen Interessen“ zu tun.
Bei zwei von Maischberger vorgetragenen Kritikpunkten erhöhte dann Frohnmaier sein emotionales Level. Zum einen trug die Moderatorin vor, dass Frohnmaier schon nach der Annexion der Krim durch Russland auf die Halbinsel gefahren sei. „Ja, das ist der Frohnmaier! Sie haben damals mit einem Post den Russen quasi zur Annexion gratuliert“, warf Röttgen da in die Debatte ein.
Zum anderen berichtete Maischberger von einem „geleakten“ Austausch von zwei hohen russischen Funktionären im Jahr 2017, wonach Frohmaier „ein unter absoluter Kontrolle stehender Abgeordneter“ sei. In beiden Fällen dementierte Frohmaier heftig. Er habe zur Krim damals in einem Interview gesagt, sie werde „wohl russisch bleiben“, das sei eine realpolitische Einschätzung gewesen. Was den „Leak“ angehe, so sei er dankbar, „jetzt mit dieser Lüge aufräumen zu können“. Er stehe unter niemandes Kontrolle. Es sei eine „riesige Frechheit“, so etwas zu behaupten.
Niedecken lobt tapfere Ukrainer
Im Übrigen gebe es nur eine Partei, die sich vom Ausland habe bezahlen lassen, das sei die Union in der sogenannten Aserbaidschan-Affäre gewesen, meinte Frohnmaier. Das sei nicht die Partei gewesen, entgegnete da Röttgen, sondern Einzelpersonen.
Auch in der Einschätzung der Rede von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zum 9. November und seiner Warnung vor Extremismus und Populisms lagen Röttgen und Frohmaier naturgemäß weit auseinander. Es sei die Aufgabe des Bundespräsidenten, für die Demokratie einzutreten, meinte Röttgen. Die Väter und Mütter des Grundgesetzes hätten eine wehrhafte Demokratie gewollt, „die den Feinden der Demokratie keinen Spielraum lässt“. Es sei ja klar, wen der Bundespräsident gemeint habe, meinte Frohnmaier hingegen. Die SPD liege in den Umfragen unter zehn Prozent, „da versucht man alles, um uns kleinzukriegen und zu diskreditieren.“
Zumindest fortgesetzt worden ist das Ukraine-Thema dann am Ende der Sendung in einem Gespräch mit dem Bap-Sänger Wolfgang Niedecken, der früher gegen die Atomrüstung protestiert hatte und den Kriegsdienst verweigert hatte. Ja, er würde heute wieder verweigern, meinte Niedecken, aber er werde nächstes Jahr 75, weshalb sich die Frage wohl nicht stelle.
„Der Begriff ‚kriegstüchtig‘ ist mir sehr unangenehm, man soll wehrhaft sein“, sagt der Musiker Wolfgang #Niedecken. Die Menschen in der Ukraine seien „unglaublich tapfer, wie die dem standhalten, das ist schon bewundernswert“.#maischbergerpic.twitter.com/7JvU9HODvT — Maischberger (@maischberger) November 10, 2025
Seinen früheren Pazifismus aber habe er 1984 bei einem Konzert in Nicaragua abgelegt. „Was die Contras da veranstaltet haben, das hat man mit guten Worten nicht regeln können.“ Statt des Wortes „kriegstüchtig“ für Deutschland würde er heute sagen, man solle wehrhaft sein. Der ukrainische Präsident Selenskyj erinnere ihn an den alten Winston Churchill, meinte Niedecken. „Ich finde, der Selenskyj ist sehr tapfer.“ Überhaupt sei es bewundernswert, wie die Ukrainer in dem Krieg standhielten.