dpa/lsw Heidelberg. Immer wieder landet der Heidelberger Lärmstreit vor Gericht. Damit ruhebedürftige Anwohner, Gastronomen, Partygänger und die Stadträte wieder ins Gespräch kommen, soll jetzt ein Nachtbürgermeister-Tandem Brücken bauen.
Menschen sitzen am Abend in der Heidelberger Innenstadt vor Kneipen in der Unteren Straße. Foto: Uwe Anspach/dpa/Archivbild
Im dritten Anlauf hat der Heidelberger Gemeinderat die neue Position eines Nachtbürgermeisters mit einem Tandem besetzt. Daniel Adler und Jimmy Kneipp, beide 32, sind am Mittwochabend als Sieger aus dem Rennen um das schwierige Amt hervorgegangen. Das Duo erhielt 25 Stimmen, die Mitbewerber Florian Schweikert (32) und Hannes Diether (36) 15. „Wir möchten kreative und nachhaltige Konzepte entwickeln, die Clubbetreiber, Kultur-, Kreativschaffende und Gastronomen stärken“, sagten sie der „Rhein-Neckar-Zeitung“. Kneipp gibt als Beruf Gastronom an, Adler ist Unternehmensberater.
Nach einer Vorauswahl waren zwei Duos in die Endrunde gekommen. Sie durften sich dem Gemeinderat in jeweils 15 Minuten vorstellen. Schon im Oktober 2019 hatte der Gemeinderat beschlossen, einen Nachtbürgermeister oder Lärmbeauftragten einzusetzen. Die Wahl war sowohl wegen mangelnder Bewerberzahl als auch wegen Corona immer wieder verschoben worden.
Beworben hatten sich um die Vollzeitstelle zuletzt 16 Interessenten. Der „Night Mayor“ soll ein Konzept für die Nachtkultur aufstellen und im jahrelang schwelenden, auch gerichtlich ausgetragenen Streit um Lärm in der Altstadt vermitteln. Dabei stehen sich lärmgeplagte Anwohner einerseits und Gastronomie, Kulturschaffende und Feiernde andererseits gegenüber. Bewohner der historischen Innenstadt fordern, dass die zahlreichen dort ansässigen Bars und Kneipen früher schließen und berufen sich dabei auf lärmbedingte Gesundheitsrisiken. Die Stadt dagegen fürchtet um ihr Image als Studentenhochburg mit lebendigem Nachtleben.
Vergangenes Jahr hatte der Verwaltungsgerichtshof einen Lärm-Gutachter bestimmt, der aber erst nach der coronabedingten Schließung des Gastgewerbes tätig wird. Zuletzt mussten Altstadt-Wirte unter der Woche um 1.00 Uhr dichtmachen, am Wochenende durfte bis 4.00 Uhr gefeiert werden. Als die Coronapandemie um sich griff, verlor das Thema an Brisanz.
In Mannheim gibt es den Posten schon zweieinhalb Jahre. Hendrik Meier, der erste „Night Mayor“ Deutschlands, hatte Ende vergangenen Jahres den Stab an seinen Nachfolger Robert Gaa übergeben. In Kürze soll auch in Stuttgart eine Koordinierungsstelle für das Nachtleben mit zwei Stellen besetzt werden.
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