Helle Kleiderhalle statt muffiger Kammer

Der DRK-Ortsverein Backnang fiebert der Einweihung der neuen Räume entgegen – Gebrauchte Kleidung auf 140 Quadratmetern

Für den DRK-Ortsverein Backnang brechen geradezu neue Zeiten an. Im neuen Domizil in der Öhringer Straße 8 werden nicht nur Verwaltung, Veranstaltungsräume und Bereitschaftsdienst samt Fahrzeuggaragen konzentriert, auch die neue Kleiderhalle mit 140 Quadratmetern Präsentationsfläche und großzügigen Lager- und Arbeitsräumen sind hier unter einem Dach vereint. Am Samstag wird die neue Kleiderhalle mit einem Festakt eingeweiht.

Helle Kleiderhalle statt muffiger Kammer

Anne Fix, Klaus-Dieter Fackler (links) und Kurt Zeller erwarten die Eröffnung der neuen Kleiderhalle mit großer Vorfreude. Foto: A. Becher

Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Die Geschichte der Kleiderkammer reicht 55 Jahre zurück. Mehrfach schon musste sie umziehen. Die Verhältnisse verbesserten sich meist, aber so richtig zufrieden waren die Verantwortlichen dennoch nie. Denn alle bislang bezogenen Räume wurden stets für die Bedürfnisse der Kleiderkammer umgewidmet. Die Arbeitsabläufe mussten sich immer den räumlichen Verhältnissen anpassen.

Damit ist jetzt Schluss. Erstmals konnten die neuen Räume entsprechend den Kundenbedürfnissen und den Arbeitsabläufen der Kleiderkammer gestaltet werden. Die Ware kann auf 140 Quadratmetern großzügig und ansprechend präsentiert werden. Erstmals räumlich getrennt nach Frauen, Männern und Kindern. Anne Fix, die Leiterin des neuen Angebots, hat sich deshalb auch für eine Umbenennung starkgemacht. Aus Kleiderkammer wird Kleiderhalle. Es handelt sich nicht mehr um eine enge, stickige Kammer, sondern um einen Verkaufsraum, „in dem sich die Bedürftigen als Kunden fühlen können, sie sollen in Würde einkaufen können“, so Klaus-Dieter Fackler, der Vorsitzende des DRK-Ortsverbands. Zudem sind die Räume ebenerdig. Rollwagen können eingesetzt werden und entlasten so die Mitarbeiter. Kurt Zeller, stellvertretender Vorsitzender des Ortsvereins, stimmt dem zu: „Für uns als Ortsverein ist es rundum eine Aufwertung und Arbeitserleichterung. Erstmals haben wir alles unter einem Dach.“ Auch Anne Fix fiebert der Einweihung am Samstag entgegen: „Ich bin ganz euphorisch und freue mich, hier solch schöne Räume zu haben.“ Fix betrieb früher selbst zwei Ladengeschäfte und bringt laut Fackler sowohl kaufmännische Erfahrung und Kreativität als auch die erforderlich Sensibilität mit.

Die Kunden werden wie in einem Kleidergeschäft bedient und beraten

Unterstützt wird Fix von sechs ehrenamtlichen Mitarbeitern, die jeweils bis zu 38 Arbeitsstunden monatlich leisten. Die Mitarbeiter begutachten die eingehenden Textilien gründlich. Noch tragbare Kleidungsstücke werden nach Geschlecht, Jahreszeit und Größe in das Angebot einsortiert. Gelegentlich wird im Vorfeld privat auch gewaschen und gebügelt. Die Kunden werden wie in einem Kleidergeschäft bedient und auf Wunsch beraten.

Die Tatsache, dass der DRK-Ortsverein alles im neuen Domizil konzentrieren konnte, hängt mit verschiedenen Entwicklungen zusammen. So musste die Bereitschaft ihre Garagen in der Mühlstraße im Oktober 2017 räumen, weil sie Teil eines Sanierungsprojekts unter der Federführung der Städtischen Wohnbau Backnang waren. Das Gebäude wurde abgerissen, derzeit entstehen dort Wohnungen.

Gleichzeitig wies das Gebäude Seehofweg 67, in dem die Kleiderkammer bisher untergebracht war, einen hohen Sanierungsbedarf auf, auf den die Stadt Backnang mehrfach hingewiesen hat. Insbesondere waren keinerlei Brandschutzmaßnahmen vorhanden und aufgrund der verschachtelten Bauweise des ehemaligen Kindergartens gab es auch Lüftungs- und Hygieneprobleme in den Lagerräumen. Hinzu kam noch die schlechte Parksituation. Insbesondere die Spender von Kleidung konnten keinen Abstellplatz für ihr Fahrzeug finden.

Der Ortsverein war somit gezwungen, sowohl für die Bereitschaft als auch für die Kleiderkammer eine Lösung zu finden. Die Verantwortlichen besichtigten viele Hallen und Garagen, die wenigsten davon waren für den gewünschten Zweck geeignet. Einige waren viel zu groß, andere zu klein. Einige Hallen waren nicht wirtschaftlich zu heizen. Andere wiederum verfügten über keinerlei sanitäre Einrichtungen. Zudem mussten die Mietkosten tragbar sein.

Die Halle in der Öhringer Straße 8 hingegen bot die Möglichkeit, alle Standorte zu konzentrieren. Allerdings waren dazu größere Umbaumaßnahmen vonnöten. So wurden fehlende technische und sanitäre Anlagen eingebaut und umfassende Brandschutzmaßnahmen umgesetzt. Das Gebäude musste mit einer Wand geteilt werden, sodass die Fahrzeuge der Bereitschaft und die Kleiderhalle räumlich voneinander getrennt sind. Zusätzlich musste für die Bereitschaft ein Lagerraum für die Hilfsausstattung und für die Kleiderkammer ein kombinierter Arbeits- und Lagerraum gebaut werden. Im Untergeschoss entstanden helle Büroflächen und ein großer Saal für Veranstaltungen.

Da ursprünglich nicht geplant war, auch das Untergeschoss anzumieten, verdoppelten sich die Gesamtkosten im Laufe des Umbaus. Insgesamt muss der Ortsverein nun 46000 Euro selbst stemmen, obwohl vieles in Eigenarbeit erledigt wurde und das Inventar zum Teil gespendet wurde. Der Einbau einer elektronischen Schließanlage zum Preis von 5500 Euro musste bereits zurückgestellt werden. „Momentan fehlen uns dazu die notwendigen Mittel“, so Fackler. Er hofft auf weitere Spenden, da der Ortsverein diese Kosten nicht aus eigener Kraft stemmen kann. In der Vergangenheit gab es bereits einen Zuschuss von der Weihnachtsspendenaktion BKZ-Leser helfen der Backnanger Kreiszeitung in Höhe von 7000 Euro. Auch die Maria-Hieckel-Stiftung mit Sitz in Backnang förderte das Projekt mit 7500 Euro.