Hermann fordert Verkehrswende auf dem Land

dpa/lsw Leonberg. Dass sich angesichts der Klimaerwärmung unsere Art der Fortbewegung verändern muss, ist weitgehender Konsens. Wie das im ländlichen Raum funktionieren könnte, war jetzt Thema einer Tagung mit Verkehrsminister Hermann.

Hermann fordert Verkehrswende auf dem Land

Verkehrsminister Winfried Hermann. Foto: Fabian Sommer/Archivbild

Weniger Autos, mehr Busse und Bahnen: Mit einer Verkehrswende auf dem Land will Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) den Ausstoß von Treibhausgasen senken. „Wir müssen deutlich mehr tun, um die Klimaschutzziele zu erreichen, gerade auch im ländlichen Raum“, sagte er am Montag in Leonberg (Landkreis Böblingen). Anlass war eine Tagung, für die Hermann die Leitfrage formulierte: „Wie sieht die Verkehrswende im ländlichen Raum aus?“

Eine auf der Tagung vorgestellte Untersuchung verdeutlicht die Herausforderungen für eine solche Wende: Im Südwesten bewältigen die Menschen in ländlichen Kleinstädten und Dörfern demnach nur 12 Prozent aller zurückgelegten Kilometer mit dem öffentlichen Verkehr. In den Metropolen Baden-Württembergs sind es 34 Prozent. Umgekehrt werden in ländlichen Kleinstädten und Dörfern 84 Prozent der Strecke mit dem Auto zurückgelegt und 66 Prozent als Fahrer. „Diese Dominanz müssen wir brechen“, sagte der Verkehrsminister.

Hermann forderte eine dichtere und längere Taktung des öffentlichen Verkehrs auf dem Land. Als Land sorge man dafür, dass Nahverkehrszüge bis 2025 an jedem Ort mindestens stündlich führen, von 5 bis 24 Uhr. Darüber hinaus forderte er mehr Busse und Busspuren, Verleihsysteme und Sharing-Lösungen, also die gemeinschaftlichen Nutzung etwa von Autos.

Dennoch werde man die Anteile des Autoverkehrs nicht so weit reduzieren können wie in Städten, räumte der Minister ein. Der Studie zufolge stieg der Anteil der Kilometer, die die Menschen im Land als Fahrer eines Autos zurücklegten, zwischen 2008 und 2017 sogar an. „Wenn schon Auto, dann wenigstens zu zweit fahren oder zu dritt fahren und in einem klimafreundlichen Auto“, forderte der Minister.

Wolf Engelbach vom Verkehrsministerium sieht in der Auswertung, die er maßgeblich betreut hat, Anzeichen dafür, dass sich politische Maßnahmen auszahlen: Es gebe Unterschiede zwischen den Städten und Regionen. Wer sich bemühe und politische Entscheidungen treffe, habe hinterher auch Veränderungen.

Die Zahlen zeigen einen Zusammenhang zwischen der Zufriedenheit der Befragten mit der Infrastruktur und den genutzten Verkehrsmitteln. Je häufiger der ÖPNV einer Stadt als gut oder sehr gut bewertet wurde, desto häufiger wurde dieser auch genutzt. Freiburg, Karlsruhe und Mannheim befinden sich hier im oberen und Heilbronn, Reutlingen und Friedrichshafen im unteren Bereich. Lediglich in Stuttgart scheint die starke Nutzung von der Bewertung losgelöst zu sein. Für den Fahrradverkehr verzeichnen Freiburg, Heidelberg und Karlsruhe gute Bewertungen bei starker Nutzung. Stuttgart und Pforzheim liegen am unteren Ende.

Mit Blick auf Verschiebungen in der Nutzung der Verkehrsmittel spricht Engelbach von einem ernüchternden Bild: „Der Fußverkehr ist deutlich zurückgegangen, der Radverkehr nicht ganz so stark gestiegen, die Autoquote eher gestiegen.“ Man müsse deutlich mehr machen. Die Analysen sollten den Kommunen dabei helfen.

Im Rahmen der Studie „Mobilität in Deutschland 2017“ wurden in Baden-Württemberg rund 35 000 Menschen befragt. Die jetzt vorgestellte Analyse beinhaltet einen detaillierten Vergleich verschiedener Städte, Regionen und Landkreise.