Hick-Hack ums Schweinefleisch

Gemeinderat Aspach beschließt Änderung des Anforderungskatalogs für Mittagessen und kippt Ausnahmeregelung

Eigentlich sollte der Aspacher Gemeinderat nur seine Zustimmung dazu geben, die Mittagessensverpflegung an den Kindertageseinrichtungen neu zu auszuschreiben, der Vertrag mit dem aktuellen Caterer läuft aus. Am Ende gab es zwar die gewünschte Zustimmung zur Ausschreibung, aber auch eine Debatte über Schweinefleisch – und eine Änderung des Anforderungskatalogs.

Hick-Hack ums Schweinefleisch

War immer so und wird auch in Zukunft so bleiben: In der Mensa der Conrad-Weiser-Schule in Aspach gibt es Schweinefleisch. Archivfoto: A. Becher

Von Silke Latzel

ASPACH. Es ist nur ein Satz in einem fünf Seiten umfassenden Dokument, der der Mehrheit der Aspacher Ratsmitglieder sauer aufstößt: Im „Anforderungskatalog Warmverpflegung Gemeinde Aspach“ steht, dass nur in Ausnahmefällen Schweinefleisch bei der Mittagessensverpflegung an den Kindertageseinrichtungen verwendet werden soll, zum Beispiel in Maultaschen. „Ich finde das ziemlich schade, denn dass Fleisch, wenn es aus der Region kommt, gesund und wichtig für eine ausgewogene Ernährung ist, ist ja überall zu lesen“ so Peter Hanisch, Fraktionssprecher CDU und Bürgerliche Liste.

Zustimmung bekommt er von Markus Kaumeyer, Freie Wählervereinigung. Er fordert, den Passus zu streichen. „Es gibt ja als Alternative auch täglich ein vegetarisches Gericht, niemand muss also verhungern.“ Kaumeyer stellt einen Antrag auf Streichung des Satzes, dem insgesamt zehn Ratsmitglieder zustimmten – so wird es auch in Zukunft in Aspacher Kindertagesstätten und in der Schule Schweinefleisch geben.

„Nicht aus Rücksicht auf
religiöse Befindlichkeiten“

„Eigentlich habe ich ja nur die Argumentation von Peter Hanisch aufgenommen“, sagt Kaumeyer auf Nachfrage unserer Zeitung. „Und ich habe mich gefragt, wieso dieser Passus überhaupt im Anforderungskatalog steht. Es gibt doch eigentlich keinen Grund, wieso man nicht ab und zu die Möglichkeit haben sollte, Schweinefleisch zu essen.“ Er ergänzt: „Wenn Menschen aus religiösen Gründen auf dieses Fleisch verzichten, sollte das doch nicht zum Nachteil für andere werden. Es gibt ja auch immer ein alternatives Gericht, für alle Eventualitäten ist gesorgt, nicht nur für unsere muslimischen Mitbürger, sondern auch für Vegetarier.“ Kaumeyer vertritt die Meinung, dass Schweinefleisch nicht nur im Ausnahmefall angeboten werden sollte, denn „wir leben hier in Deutschland und es sollte da kulinarisch keine Grenzen geben. Ich habe wirklich nichts gegen Muslime.“ Kaumeyer betont, dass er nichts gegen Ausländer habe und sich auch politisch alles andere als rechts einordnen würde - im Gegenteil. „Aber es kann einfach nicht sein, dass wir uns anpassen müssen, ich würde in einem fremden Land ja auch nicht erwarten, dass man sich mir anpasst.“

Rolf Kirschbaum, Hauptamtsleiter der Gemeinde Aspach, versteht die Aufregung nicht ganz: „Das ist gar nichts Neues und steht schon im aktuellen Anforderungskatalog. Mit dem derzeitigen Caterer haben wir uns da abgesprochen.“ Auch habe der Passus keinen religiösen Hintergrund: „Es wird ja nicht nur die Schule beliefert, sondern auch Kindertagesstätten. Und aus unserer Erfahrung heraus wissen wir, dass Kinder mit drei oder vier Jahren eher ungern Schweinefleisch essen, es ist ihnen oft zu zäh.“ Man wolle damit dem Geschmack der Kinder entgegenkommen, die „einfach lieber Hühnchen oder auch mal Fischstäbchen essen“, so Kirschbaum. „Dieser Satz steht nicht aus Rücksicht auf religiöse Befindlichkeiten im Anforderungskatalog“, stellt er klar.

Wie wird das Thema Schweinefleisch eigentlich in anderen Mensen geregelt? Ein Anruf im Bildungszentrum Weissacher Tal, mit rund 1300 Schülern der größte Schulverbund im Backnanger Umland. Elisabeth Schmid-Bauer leitet seit 24 Jahren die Bize-Mensa. Und sie sagt ganz klar: „Wer bei uns jeden Tag Schweinefleisch essen will, der hat auch die Möglichkeit dazu.“ Neben Suppen, Salat, Obst und Desserts werden täglich zwei Fleischgerichte angeboten, zusätzlich gibt es ein vegetarisches Essen. Und das soll auch in Zukunft so bleiben: „Es ist nun einmal so: Deutsche essen gerne Schweinefleisch. Und es aus religiösen Gründen nicht mehr anzubieten, finde ich nicht richtig.“ Sie ist der Meinung, dass ein Passus, der den Verzehr von Schweinefleisch in Mensen und Kantinen einschränkt „definitiv nicht in einem solchen Anforderungskatalog stehen sollte. Natürlich ist Schweinefleisch billiger als anderes Fleisch, da müssen wir gar nicht drumherum reden. Aber mit dieser Einschränkung wird man Caterer auf lange Sicht sicherlich verlieren.“

Dem widerspricht derjenige, der momentan noch direkt vom Schweinefleisch-Passus betroffen ist: Florian Müller, Geschäftsführer der Firma Müller Gastronomie aus Schorndorf, die seit Januar 2017 die Aspacher Kindertageseinrichtungen mit Mittagessen versorgt. Er sagt: „Für einen Betrieb unserer Größe ist das keine Einschränkung. Es gibt genug Alternativen zu Schweinefleisch, wir bekommen bei unserem Metzger zum Beispiel auch Döner, Saitenwürstchen und sogar Cevapcici aus Putenfleisch.“ Müllers Firma beliefert mehrere Schulen in der Region mit Mittagessen. „Wir haben eigentlich gar kein Schweinefleisch auf der Karte“, erklärt er. Je größer die Stadt, desto mehr Kinder mit migrativem Hintergrund seien an den Schulen und deshalb wolle man dort grundsätzlich kein Schwein mehr. Der Eindruck, dass es durch den Passus in Aspach für die Kinder seit Anfang 2017 kaum noch Schweinefleisch gegeben hat, sei so auch nicht richtig, erklärt Müller: „Das wurde dann einfach auf dem kurzen Weg direkt zwischen uns und der Gemeinde geklärt.“

Das heißt also: Die Kinder in Aspach konnten bislang schon Schweinefleisch zu Mittag essen, wenn sie es wollten. Und dass das in Zukunft auch so bleibt, dafür sorgt die durch den Gemeinderat modifizierte Vereinbarung.