Hilfe aus Backnang und Umgebung für die Erdbebenopfer

Nach dem schweren Erdbeben in der Türkei und in Syrien wollen auch viele Menschen aus Backnang und dem Rems-Murr-Kreis helfen. Mehrere türkische Gemeinden sammeln Sachspenden und schicken Hilfstransporte in das Erdbebengebiet.

Hilfe aus Backnang und Umgebung für die Erdbebenopfer

Bis unters Dach stapeln sich die Hilfsgüter, die in der Backnanger Moschee abgegeben wurden. Foto: Alexander Becher

Von Kristin Doberer

Rems-Murr. Die Anteilnahme nach dem schweren Erdbeben in der Türkei und in Syrien ist auch drei Tage später weiterhin groß, die Spendenbereitschaft ist vielerorts überwältigend. Wie in vielen weiteren Gemeinden haben auch in Backnang Mitglieder der türkischen Gemeinde Hilfsgüter und Spenden gesammelt. Schon am Montag seien innerhalb kurzer Zeit unglaublich viele Spenden bei der Moschee in der Wilhelmstraße abgegeben worden. Nicht nur von Menschen, die Freunde und Verwandte in der betroffenen Region haben, sondern auch von Nachbarn und vielen weiteren Helfern, erzählt Murat Haber, der Sekretär der Ditib-Eyüp-Sultan-Moschee.

„Diese ersten Spenden haben wir dann zunächst zu den Sammelstellen unseres Dachverbands gebracht“, sagt Haber. So konnten schnell schon erste Hilfsgüter Richtung Erdbebengebiet gebracht werden. Da aber immer noch eine große Menge an Spenden da war und immer weitere gebracht wurden, habe man sich dafür entschieden, einen eigenen Hilfstransport zu organisieren. Selbst in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch haben Menschen noch volle Kartons vor die Türe der Moschee gebracht, berichtet Haber. Die Kartons und Kleidersäcke in der Backnanger Moschee stapeln sich bis unters Dach.

Ein Sprinter sowie ein Anhänger wurden am Mittwochabend dann mit den gespendeten Hilfsgütern beladen. „Es werden vor allem Decken und warme Winterklamotten gebraucht, da es dort gerade Minustemperaturen hat“, sagt Haber. Aber auch Nahrungsmittel, besonders Babynahrung, und lange haltbare Lebensmittel, die auch ein paar Tage im Fahrzeug bleiben können, seien dabei gewesen. „Auch viele Hygieneprodukte wie zum Beispiel Windeln werden gebraucht.“ Außerdem habe man auch Heizlüfter und Wärmestrahler im Gepäck.

Besonders Geldspenden sind eine große Hilfe

Die Hilfsgüter müssen natürlich alle sortiert und verpackt werden. „Damit waren wir am Montag und Dienstag bis spät abends beschäftigt“, sagt Haber. Nicht nur für die Spenden sei er dankbar, sondern auch für die Hilfe beim Sortieren und Verpacken. „Jede Hilfe war willkommen, vom Verpacken bis zum Verbreiten der Nachricht, dass wir sammeln.“ Wie bereits einige deutschlandweite Hilfsorganisationen weist auch Haber darauf hin, dass besonders auch Geldspenden eine große Hilfe seien, mit denen benötigte Dinge direkt in der Erdbebenregion besorgt werden können. Auch Bargeldspenden könne man direkt in der Moschee abgeben, wenn jemand Geld nicht selbst an die Hilfsorganisationen überweisen möchte. Außerdem könne man direkt an bekannte Hilfsorganisationen spenden, wie an das Rote Kreuz oder an das türkische Gegenstück, den Roten Halbmond, die beide bereits im Krisengebiet tätig sind. Dass der Backnanger Sprinter erst am Mittwochabend in die Türkei aufbrechen konnte, lag vor allem daran, dass man nicht einfach als Privatperson mit voll beladenen Lkws über die Grenze in die Türkei fahren kann. „Dafür mussten wir erst noch die entsprechenden Dokumente vom Konsulat besorgen“, erklärt Haber.

Gesammelt wird nicht nur in Backnang, sondern auch in weiteren türkischen Gemeinden der Region. Zum Beispiel haben auch die Moscheen aus Welzheim, Urbach und Schorndorf einen gemeinsamen Aufruf gestartet. Sie haben in der Welzheimer Moschee ebenfalls bis gestern Abend Sachspenden gesammelt. Die Ditib-Gemeinde Waiblingen hat ein Spendenkonto bei der Kreissparkasse Waiblingen eingerichtet.

Mitglieder des Backnanger THW helfen bei der Koordination der Hilfsgüter

Weitere Hilfsgüter wie Zelte, Feldbetten und Schlafsäcke werden außerdem vom Technischen Hilfswerk (THW) in die Türkei gebracht. Hier unterstützen auch die Backnanger immer wieder bei der Koordination. So ist der Ortsbeauftragte Steffen Hoffmann seit Dienstag im THW-Logistikzentrum in Ulm mit im Einsatz. „Hilfsgüter werden hier zusammengetragen und dann von uns zu einem Luftwaffenstützpunkt der Bundeswehr gebracht“, erklärt Hoffmann. Von dort werden die Güter in das Erdbebengebiet gebracht. Schon seit Monaten helfen immer wieder auch Backnanger THWler in Ulm bei der Organisation von Hilfsgütern in die Ukraine. „Jetzt sind für die Lieferungen in die Türkei noch weitere Einsatzkräfte aus ganz Baden-Württemberg vor Ort“, so Hoffmann. Für den Einsatz in der Türkei sei die Ortsgruppe noch nicht angefragt worden, vor Ort seien im Moment extra Einheiten, die auf die Situation vor Ort spezialisiert sind, berichtet Hoffmann.

Spendenaktion am Samstag

Am Samstag veranstaltet der Verein Pyramidea, dessen Mitglieder selbst zu einem großen Teil aus Syrien stammen, von 10 bis 14 Uhr eine Spendenaktion vor dem Backnanger Rathaus. Hierbei kann man auf Spendenbasis süße Leckereien und Spezialitäten aus dem arabischen Raum kaufen. Der Verein leitet den Erlös an den Stuttgarter Verein Stelp, der bereits vor Ort ist, weiter.