Hilfe für Flutopfer findet Anklang

Der Kirchenkirnberger Zauberkünstler Jörg Burghardt hat für ein von der Flutkatastrophe stark betroffenes Paar eine Patenschaft eingerichtet. Durch prominente Unterstützung erfährt sein Projekt raschen Zulauf.

Hilfe für Flutopfer findet Anklang

Jörg Burghardt (Mitte) hat eine Patenschaft für das Haus von Uwe und Silvi Beu-Schmidt übernommen. Fotos: privat

Von Lorena Greppo

Murrhardt. Die Begeisterung ist Jörg Burghardt anzuhören. Zum Zeitpunkt des Telefonats befindet er sich in Walporzheim, einem Ortsteil von Bad Neuenahr-Ahrweiler. Die Flutkatastrophe Mitte Juli hat die Leute hier besonders schlimm getroffen. Um Abhilfe zu schaffen, hatte Burghardt jüngst eine Benefizzaubershow organisiert (wir berichteten). Aber eigentlich wollte er am liebsten vor Ort mithelfen. Dass sich sein Wunsch so schnell und so erfolgreich erfüllen sollte, „das war kein Zufall, das sollte so sein“, sagt er. Denn das Engagement des Kirchenkirnbergers blieb einem Kollegen aus der Zauberkünstlerszene nicht verborgen. Über ihn kam der Kontakt zu einer Familie zustande, die nach der Flut vor dem Nichts stand.

Das Zuhause von Silvi und Uwe Beu-Schmidt ist unbewohnbar geworden, Hochwasser als Elementarschaden war bei ihrer Gebäudeversicherung nicht inbegriffen. Die Instandsetzung des Fachwerkgebäudes müssen die beiden also aus eigener Kraft stemmen. „Die Wassermassen haben einen Teil ihres Hauses mitgerissen, Strom und Wasser ist nur notdürftig vorhanden“, berichtet Burghardt. Die beiden wohnen derzeit bei einer Bekannten – eine absolute Behelfslösung, wie Jörg Burghardt sagt. Und das ist noch nicht alles: Das Paar musste mitansehen, wie ein Familienmitglied vom Wasser mitgerissen wurde und aller Rettungsversuche zum Trotz ertrank. Für Burghardt war klar: Hier will ich helfen.

Spender können Patenschaften übernehmen

Auf einer Geschäftsreise ins Rheinische am vergangenen Donnerstag macht er einen Abstecher nach Walporzheim, trifft die Familie Beu-Schmidt und überzeugt die Physiotherapeutin und den Leiter einer Altenpflegeeinrichtung von seiner Idee, die er „Das 5-Euro-Haus“ nennt. Das Prinzip: Wenn möglichst viele Spender (100 oder mehr) im Rahmen einer Patenschaft regelmäßig pro Monat fünf Euro spenden, dann haben Silvi und Uwe genügend finanzielle Hilfe, um die spezialisierten Handwerker zu bezahlen, die ihr Haus wieder bewohnbar machen können. Denn fünf Euro seien für eine Einzelperson verkraftbar und in der Summe komme dennoch ein erklecklicher Betrag für die Renovierung zusammen. Den Anfang machte Jörg Burghardt selbst und überwies dem Paar kurzerhand 500 Euro.

Die Patenschaftsaktion nimmt rasch Fahrt auf: „Am 12. August habe ich mit dem ersten Spendenaufruf begonnen und schon am 15. August hatten wir 30 Teilnehmer, welche regelmäßig spenden oder sich zu einer einmaligen Spende entschieden haben, denn schon eine Einmalzahlung von 60 Euro entspricht einer einjährigen Unterstützung“ berichtete Burghardt.

Er selbst hatte zu diesem Zeitpunkt auch vor Ort mitgeholfen – ein Erlebnis, das ihn zutiefst berührt hat. „Das hat die größten Emotionen ausgelöst, die man sich vorstellen kann“, berichtet er. Dass eine Helferin nach stundenlangem Einsatz noch zu ihrer Nachtschicht im Krankenhaus fuhr, habe ihm genauso imponiert wie etwa ein Helfer, der unermüdlich drei Stunden am Stück den schadhaften Estrich mit einem Hammer herausgehauen hat. „So etwas muss man erlebt haben, sonst glaubt man es nicht.“ Der Einsatz der vielen freiwilligen Helfer – auch aus der Region um Murrhardt seien einige angereist – sei das, was ihm am meisten in Erinnerung bleiben werde. Und natürlich noch ein weiteres, unverhofftes Ereignis – fast schon ein Traum, der sich am Montagmorgen erfüllt hat und den Jörg Burghardt nun „das Wunder von Walporzheim“ nennt. Denn da trifft der Zauberkünstler Markus Wipperfürth, Helfer der ersten Stunde. Ihn nennt Burghardt den Grund seines Engagements. Der Landwirt half vor Ort und ging damit auf Facebook live. Seine Videos wurden tausendfach geklickt, geteilt und kommentiert.

Von den Schultern der Betroffenen fällt eine große Last

Und eben jener Markus Wipperfürth hielt am Montagmorgen die Kamera hin, als Jörg Burghardt von seinem 5-Euro-Haus erzählte. Unter dem Beitrag kommentierten zig Facebook-Nutzer und sagten ihre Unterstützung zu. „Danach kamen im Minutentakt Spendenbestätigungen rein“, berichtet der Kirchenkirnberger. Das hilft Silvi und Uwe Beu-Schmidt nicht nur finanziell. Von ihren Schultern falle eine große Last. Wann immer sie zu verzagen drohen, schicke er ihnen Fotos von immer neuen Teilnehmern im Unterstützernetzwerk. Das Haus der beiden, da ist sich Jörg Burghardt sicher, werde in einem Jahr wieder in neuem Glanz erstrahlen. „Wir schaffen das“, stellt er fest und duldet keinerlei Widerspruch, „wir bauen es wieder auf.“

Jörg Burghardt bezeichnet sich selbst als extrem positiv denkenden Menschen. Geht nicht, gibt es bei ihm nicht und insofern habe es ihn auch nicht allzu sehr überrascht, wie gut sein Einsatz klappt. Davon profitiere er selbst wiederum: „Für mein Ego ist das unheimlich gut, ich gehe gerade durch die Decke.“ Die Energie, sie ist spürbar, und die will er nutzen. Nicht nur was sein Hilfsangebot angeht: Burghardt schwebt schon ein Thema vor, welches er in Vorträgen präsentieren möchte: die Macht der Konzentration. „Wenn man sich auf ein Ziel fixiert, kann man die Welt aus den Angeln heben“, ist der Kirchenkirnberger überzeugt. Sein Beispiel untermauere das eindrucksvoll.

Am Wochenende des 27. bis 29. August ist Jörg Burghardt übrigens wieder vor Ort in Bad Neuenahr-Ahrweiler und hat sich auch schon wieder etwas einfallen lassen: Er will für die Betroffenen und Helfer eine Zaubershow abliefern und ihnen so ein wenig unbeschwerte Zeit schenken. Auch so könne man den Menschen dort helfen. Kein Beitrag sei zu klein, das wolle er mit dem 5-Euro-Haus verdeutlichen. Wer mitmache und irgendwann nach Ahrweiler fährt, könne stolz sagen: „Selbst wenn ich auch nur einen Stein gespendet habe, dann hat der Stein geholfen, alles wieder aufzubauen.“