Hobbylyriker Wolf: Debatte um Parlamentspoet unpassen

dpa/lsw Stuttgart. Braucht ein Parlament eine eigene Poetin oder eigenen Poet? In Berlin wird die grüne Idee derzeit heiß diskutiert. Ein erfahrener Politiker und Verseschmied aus dem Südwesten ist skeptisch.

Hobbylyriker Wolf: Debatte um Parlamentspoet unpassen

Guido Wolf (CDU) gibt ein Interview. Foto: Christoph Schmidt/dpa/Bildarchiv

Der CDU-Politiker und Hobbydichter Guido Wolf (60) hält die von den Grünen angestoßene Diskussion um einen Parlamentspoeten angesichts der Corona-Krise für deplatziert. „Das ist einfach unpassend“, sagte der frühere baden-württembergische Justizminister der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. In einer Pandemie, in der Unternehmen um ihre Existenz kämpften und viele Menschen vor allem zuhause sitzen müssten, sei eine solche Debatte einfach schräg. Seit die grüne Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) die Anregung dreier Autorinnen und Autoren aufgegriffen hat, wird die Idee entweder gelobt oder verrissen.

Wolf, der selbst vor vielen Jahren einen Gedichtband mit dem Titel „Politikergeschwätz oder die Kunst des richtigen Tons“ herausgebracht hat, hält es grundsätzlich für richtig, wenn in der Politik auch mal gereimt wird. „Ich bin schon der Meinung, dass Politik gelegentlich Sinn für Humor haben muss.“ Er habe die Erfahrung gemacht, dass dadurch auch mal Konflikte entspannt werden können. „Das kann durch einen passenden Reim gelingen.“ Doch die Situation müsse passen und man brauche viel Fingerspitzengefühl.

Der ehemalige Landtagspräsident (2011-2015) und CDU-Spitzenkandidat bei der Landtagswahl 2016 sieht die Abgeordneten selbst in der Pflicht, Debatten etwa mit einer Prise Humor oder Selbstironie interessanter zu gestalten. „Jeder Politiker hat es selbst in der Hand, sich mal selbst aufs Korn zu nehmen oder die Dinge nicht zu ernst zu nehmen.“ Eine Parlamentspoetin oder einen Parlamentspoeten brauche man nicht. „Das muss man nicht zentralisieren“, sagte Wolf.

Er selbst habe zu Corona noch kein Gedicht oder Limerick zustande gebracht. Um aus dem Stegreif zu reimen, gehöre eine Portion Grundhumor dazu. „Der fehlt mir gerade“, sagte der Tuttlinger Abgeordnete, der seit 2006 im Landtag sitzt. Sein Buch „Politikergeschwätz“ stammt aus dem Jahr 1998, da war Wolf noch Bürgermeister in Nürtingen (Kreis Esslingen).

Aus dem 80-Seiten-Band stammt folgender Reim, mit der der CDU-Mann den politischen Diskurs aufs Korn nimmt: „Sagt ein Schwarzer mal zu dir: „Zwei und noch mal zwei gibt vier“, musst als Roter du verneinen, dir zuliebe und den Deinen. Stellt dann aber tags darauf Rot die Gegenthese auf, die alleine richtig sei: „Vier besteht aus eins und drei“, protestiert aus reinem Sport, Schwarz und widerspricht sofort. Meldet sich auf off'ner Bühne jetzt auch schließlich noch der Grüne, komplettiert das ganze Spiel: „Vier mal eins gibt grad so viel“, kontert Gelb vom Zorn getrieben: „Unsinn, vier ist elf weg sieben.“ Dies erklärt zu jeder Frist, was politisch logisch ist.“

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