Hochbetrieb auf der Oberen Walke

Auf dem gesamten Areal wird an mehreren Stellen gleichzeitig gearbeitet. Die Baugrube für das künftige Pflegeheim ist bereits ausgehoben. Zudem wird das gesamte künftige Baugebiet für die weiteren Arbeiten vorbereitet und der Schnäppchenmarkt PicksRaus abgerissen.

Hochbetrieb auf der Oberen Walke

Der Schnäppchenmarkt PicksRaus ist endgültig Geschichte. In den vergangenen Tagen wurde das Gebäude vollständig abgerissen.

Von Matthias Nothstein

Backnang. Seit zwei Monaten rollen auf dem Areal Obere Walke in Backnang wieder die Bagger und sorgen für Hochbetrieb im gesamten Gebiet. Während ganz im Westen die Baugrube für das künftige Pflegeheim bereits nahezu fertig ausgebaggert worden ist, werden parallel dazu auf der gesamten Industriebrache vorbereitende Arbeiten vorgenommen und ganz am entgegengesetzten Ende der einstige Schnäppchenmarkt PicksRaus abgerissen. Nach Jahren des Stillstands scheint es jetzt mit Volldampf an der Umwandlung des einstigen Industriegebiets in ein modernes Wohnviertel weiterzugehen.

Direkt an der Gartenstraße und unmittelbar im Anschluss an den Edeka-Markt ist bereits der Startschuss für das erste große Zukunftsprojekt gefallen. Dort soll ein Pflegeheim der „Dienste für Menschen gGmbH“ realisiert werden. Das Unternehmen betreibt unter anderem in Backnang das Seniorenzentrum Haus am Berg. Der Neubau soll Ersatz für das bisherige Altenheim werden, da dieses die Vorgaben der neuen Landesheimbauverordnung nicht mehr erfüllt.

Täglich arbeiten die Bagger derzeit an der Baugrube. Inzwischen sind sie schon deutlich unter dem künftigen Kellerniveau und haben so Raum geschaffen für die nötige Bodenverbesserung sowie die Tragschicht und die Bodenplatte. Da in der Oberen Walke bis Ende des vergangenen Jahrhunderts Gerberindustrie angesiedelt war, wird nun der ausgehobene Boden nach Anweisung eines Bodengutachters separiert und entweder für den Wiedereinbau vor Ort gelagert oder entsorgt. Was wie verwertet werden kann, ist im Bodenmanagement- und Entsorgungskonzept, das mit dem Landratsamt und der Stadt vereinbart wurde, festgelegt. Unbelastetes Material kann daher zum Beispiel genutzt werden, um Arbeitsraum zu verfüllen.

Die Fertigstellung des Pflegeheims ist für das zweite Quartal 2023 geplant

Mit den eigentlichen Rohbauarbeiten soll es dann im Dezember weitergehen. Voraussetzung ist allerdings laut Sebastian Kuhlen von der Dibag Industriebau AG die Erteilung der Baugenehmigung. Das Mitglied des Dibag-Vorstands teilt weiter mit, dass die Fertigstellung des Neubaus für das zweite Quartal 2023 geplant ist.

Parallel zu diesem Neubau wird auf dem gesamten Areal großflächig gearbeitet. Es handelt sich dabei um vorbereitende Arbeiten. Auch hierbei wird Material zur umwelttechnischen Einstufung separiert und dann je nach Einstufung entsorgt oder verwertet. Die Arbeiten auf dem restlichen Grundstück werden Zug um Zug erst im kommenden Jahr beginnen.

Die Folie, mit der das gesamte Gebiet in den vergangenen Jahren abgedeckt war, wird laut Kuhlen derzeit „Zug um Zug aufgenommen, teils händisch, teils mit dem Bagger mit Greifer, vom Erdreich separiert und ordnungsgemäß entsorgt“.

Der nächste Schritt ist die Erstellung des Retentionsraums. Er soll sich künftig auf der gesamten Länge zwischen dem Bauland und der Murr erstrecken. An der Sohle werden die Bereiche im Mittel ungefähr eineinhalb Meter tiefer als der benachbarte Geh- und Radweg der Oberen Walke liegen. Die Böschungen zum Geh- und Radweg werden sanft gestaltet. Der Retentionsraum zieht sich in drei Bereichen entlang des ganzen Grundstücks. An drei Stellen werden Fußwege geführt, sodass die Bewohner des Gebiets und die Besucher bequem vom Wohngebiet zur Murr gelangen können. Der Retentionsraum wird als Grün- und Freifläche gestaltet; die Bepflanzung des Retentionsraums erfolgt in Abstimmung mit der Stadt Backnang und den zuständigen Fachämtern. Es ist geplant, Angebote für geschützte Arten zu integrieren. Dem Vorwurf einiger Kritiker, mit der Bebauung der Oberen Walke würde weiterer Retentionsraum verloren gehen, widerspricht Kuhlen unmissverständlich: „Die Retentionsbilanz ist positiv, es wird ein deutlicher Überschuss entstehen.“ Die Arbeiten an der Retentionsfläche beginnen laut Kuhlen ebenfalls voraussichtlich noch im Dezember, „sofern die Baugenehmigung vorliegt“. Parallel dazu werden die notwendigen Regen- und Schmutzwasserleitungen gebaut. Darüber hinaus laufen die Planungen für die nächsten Bauabschnitte, die Architektur und die Freianlagen.

Alle zuletzt noch stehenden Gebäude auf dem Baugrund werden bis voraussichtlich Ende Januar 2022 abgerissen. Der einstige Schnäppchenmarkt PicksRaus wurde in den vergangenen Tagen bereits abgebrochen, der benachbarte Backsteinbau folgt in den nächsten Tagen. Der Bauschutt wird zunächst separiert und teilweise – soweit er aufgrund der Belastung und des Materials geeignet ist – aufbereitet und als Straßenunterbau verwendet oder ordnungsgemäß entsorgt. Zu den genauen Massen der Stoffströme können die Experten von Dibag derzeit keine Auskunft geben. Aber Kuhlen ergänzt: „Ziel ist es, nur so viel wie notwendig zu entsorgen und so viel wie möglich auf dem Standort zu verwerten.“ So möchte er den Anforderungen des Klimaschutzes und der Kreislaufwirtschaft so weit wie möglich gerecht werden.

Hochbetrieb auf der Oberen Walke

Die schwarze Folie, die das Areal jahrelang bedeckt hatte, wird derzeit Stück für Stück abgetragen, die Erde wird untersucht und entsorgt oder verwertet. Fotos: A. Becher

Zeitplan für die Bebauung der Oberen Walke

Pflegeheim Das insgesamt fünf Hektar große Gelände der Oberen Walke wird in mehreren Teilabschnitten bebaut. Los geht es mit dem Pflegeheim. Es soll einmal über 75 Pflegezimmer und 40 Wohnungen verfügen. Der Ersatzbau für das bisherige Haus am Berg wird voraussichtlich nicht bis Ende 2022 fertig. Das ist jedoch der Zeitpunkt, bis zu dem die gesetzlichen Vorgaben, die dieses Heim nicht erfüllt, umgesetzt sein sollten. Doch Haus-am-BergGeschäftsführer Frank El-Banany erklärt, die Problematik sei mit der Heimaufsicht besprochen. Diese könne sich eine Fristverlängerung vorstellen, wenn absehbar ist, dass der Neubau im Entstehen ist.

Wohngebäude Im kommenden Jahr soll dann der Spatenstich für die ersten Wohngebäude erfolgen. Insgesamt wolle man das Gebiet zügig aufsiedeln, erklärt Dibag-Projektleiter Sebastian Kuhlen.

Gesamtprojekt Die Bebauung der Oberen Walke ist in fünf Teilabschnitten geplant, die allerdings durch gemeinsame Tiefgaragen teilweise zusammenhängen. Ziel ist es laut einer Pressemitteilung der Dibag, die Realisierung des Stadtquartiers in den Jahren 2026/27 abzuschließen. Offensichtlich nimmt das Projekt nun so richtig Fahrt auf. Denn bislang lautete die Sprachregelung, dass die Obere Walke bis Ende 2028 vollständig bebaut sein solle.