Er hatte das Gros der Professoren gegen sich aufgebracht. Nun kündigt Henrik Becker seinen Rückzug als Chef der Mannheimer Manager-Hochschule an. Kehrt jetzt Ruhe ein?
Nur noch einige Monate Präsident: Henrik Becker, 52
Von Andreas Müller
Die Revolte gegen den neuen Präsidenten der privaten Mannheimer Hochschule der Wirtschaft für Management (HdWM), Henrik Becker, zeitigt offenbar Wirkung. Der noch kein halbes Jahr amtierende Becker (52) zieht sich vorzeitig zurück, wie eine Sprecherin der Hochschule bestätigte. Zum 1. Januar 2026 werde Becker die Geschäftsführung an die Vizepräsidentin abgeben. Diese werde sie zusammen mit einer Fachfrau für Finanzen und Personal übernehmen, „bis eine reguläre Neuwahl erfolgt ist“. Becker werde die HdWM als Präsident noch bis Ende Juni 2026 „auf strategischer Ebene begleiten und so einen geordneten Übergang gewährleisten“. Nach einer internen Mitteilung soll er sich von sofort an auf die Reakkreditierung – also die Überprüfung der Qualität - sowie Pflege und Ausbau der externen Beziehungen der Hochschule konzentrieren.
Zwischen dem Präsidenten und dem Großteil der Professorinnen und Professoren hatte es seit Wochen einen Machtkampf gegeben, der sich zuletzt massiv zuspitzte. Dabei ging es um Beckers als zunehmend „autokratisch“ empfundenen Führungsstil sowie seinen Umgang mit Kolleginnen und Kollegen sowie Beschäftigten. Aus ähnlichen Gründen war Becker bereits als Kanzler der Beamtenhochschule des Landes in Ludwigsburg in die Kritik geraten. Seine sicher geglaubte Wiederwahl nach einer Amtsperiode scheiterte dort spektakulär. Entsprechend aufmerksam wird seine weitere Karriere auch dort verfolgt.
Kein Kommentar zu „internen Diskussionen“
Auslöser der Professorenproteste soll der Umgang mit einer leitenden Verwaltungsmitarbeiterin sein, die später fristlos gekündigt wurde; zu dem Vorgang wahren derzeit alle Seiten Stillschweigen. Die Sprecherin teilte mit, es habe „in der HdWM interne Diskussionen über die Führung der Hochschule gegeben, die wir nicht weiter kommentieren möchten“. Man sei überzeugt, dass Beckers Rückzug „im Sinne aller Beteiligten ist und zu einer nachhaltigen Stabilisierung der aktuellen Situation führen wird“. Dem Präsidenten danke man ausdrücklich für sein Engagement in den vergangenen Monaten.
Die von den Professoren beauftragte Anwältin äußerte sich auf Anfrage vorsichtig. „Der Rückzug des Präsidenten aus dem operativen Geschäft ist ein Schritt in die richtige Richtung“, teilte sie mit. „Da er formal noch immer Präsident ist und über umfangreiche Befugnisse verfügt, bleibt abzuwarten, ob er sich an die Absprachen hält.“
Antrag beim Arbeitsgericht zurückgezogen
Im Zuge des Konflikts war es zuletzt zur fristlosen Kündigung eines Professors gekommen, der sich dagegen vor Gericht wehren dürfte. Ob und inwieweit eine Kündigung zweier weiterer Professoren weiterverfolgt wird, blieb zunächst offen. Das Arbeitsgericht Mannheim teilte auf Anfrage zunächst mit, dort liege ein Antrag der Hochschule vor. Damit werde die Zustimmung zur außerordentlichen Kündigung eines Mitglieds des Wahlvorstandes für die Betriebsratswahl begehrt, das auch selbst für den Betriebsrat kandidiere. Dies ist mit einem besonderen Schutz verbunden. Ein Kammertermin sei auf den 9. Dezember terminiert. Später hieß es dann, nach der Rücknahme des Antrags sei das Verfahren erledigt und der Termin aufgehoben.