Hochstraße Süd in Ludwigshafen bleibt wochenlang gesperrt

dpa/lrs Ludwigshafen. Wegen vergrößerter Risse im Beton wird eine der wichtigsten Verkehrsachsen der Region Ludwigshafen gesperrt. Nun steht fest: Das dauert mindestens vier Wochen - sogar eine dauerhafte Sperrung ist nicht mehr ausgeschlossen.

Hochstraße Süd in Ludwigshafen bleibt wochenlang gesperrt

Eine Straßensperre steht auf der Hochstraße Süd. Foto: Uwe Anspach

Kurz vor dem Wochenende verkündet die Ludwigshafener Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) die Hiobsbotschaft: Die überraschend gesperrte Hochstraße Süd wird für mindestens vier Wochen gesperrt bleiben. So viel Zeit wird die statische Berechnung der Konstruktion der Brücke in Anspruch nehmen, hieß es. „Wir müssen uns auf eine längere, abschnittsweise Sperrung der Hochstraße Süd einstellen, um eine seriöse Überprüfung der Konstruktion aufgrund des jetzigen Schadens vorzunehmen“, sagte Steinruck am Freitag. Auch eine dauerhafte Sperrung ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausgeschlossen.

Eine der wichtigsten Verkehrsachsen für Ludwigshafen und die Rhein-Neckar-Region war am Donnerstagnachmittag gesperrt worden. Der Grund: Risse in der Betonkonstruktion. Bei den monatlichen Überprüfungen war aufgefallen, dass sich bereits vorhandene, kleine Schäden vergrößert hatten, teilte Steinruck mit. Betroffen ist der Abschnitt zwischen der Abfahrt zur Wredestraße und der Konrad-Adenauer-Brücke. Im Herbst 2017 war die Strecke wegen statischen Problemen bereits für Lastwagen gesperrt worden.

Autofahrer werden auf beiden Seiten der Sperrung innerorts umgeleitet. Die Umleitungen sind laut Steinruck Teil eines bereits im Vorhinein erarbeiteten Notfallplans, der nun in Kraft trat. Zu dem befürchteten Verkehrschaos kam es am Freitagmorgen nicht. Kleinere Staus habe es nur kurz nach der Bekanntgabe der Sperrung am Donnerstag gegeben, sagte eine Sprecherin der Polizei.

Der etwa 500 Meter lange, vierspurige Abschnitt wird auch Pilzhochstraße genannt, die Einzelstützen der Fahrbahnplatte erinnern in ihrer Form an Pilze. Doch gerade diese Besonderheit macht die dringend notwendige Sanierung zu einem Mammutprojekt. Da die Konstruktion der Stadt zufolge einzigartig ist, müssen Ingenieure die Statik aufwendig nachrechnen.

Zusammen mit der Hochstraße Nord gilt die Trasse als Lebensader einer ganzen Region, etwa 100 000 Autos rollen täglich über die beiden Straßen. Sanierungspläne, die Hochstraße Süd zunächst als Ausweichstrecke für die Hochstraße Nord zu sanieren, waren Anfang des Jahres geplatzt. „Vorrang genießt die Hochstraße Nord, da hier das lange Planungsverfahren fast abgeschlossen ist“, hieß es aus dem Rathaus.

Die Vorarbeiten für das achtjährige Projekt sollen 2021 beginnen. Nun muss die gebeutelte Nordtrasse zunächst auch im Rahmen der Umleitungen einen Teil des Verkehrs der 60 Jahre alten Schwester auffangen.

Die Industrie- und Handelskammern Pfalz und Rhein-Neckar warnen vor „gravierenden Problemen“ für den Wirtschaftsverkehr der Region und forderten, die Planung für alternative Rheinquerungen „sofort wieder aufzunehmen“. Auch die CDU-Gemeinderatsfraktion sprach davon, dass sich „historische Fehler wie die Verhinderung einer weiteren Rheinquerung“ nun rächen könnten. Die Fraktion fordert ein gemeinsames Verkehrskonzept für Ludwigshafen und die Nachbarstadt Mannheim.

Für die SPD-Stadtratsfraktion Ludwigshafen ist ein möglicher Schlüssel der öffentliche Nahverkehr - durch zusätzliche Fahrten und Taktverdichtungen - sowie eine Umleitung der Autofahrer „schon außerhalb Ludwigshafens auf Alternativrouten“, hieß es in einer Mitteilung. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der AfD im Landtag, Timo Böhme, sprach gar vom „Vorgeschmack auf den "Jüngsten Tag" für die Verkehrsinfrastruktur“.

Noch im Februar hatte OB Steinruck in der Zeitung „Mannheimer Morgen“ in Bezug auf die Sanierung der Hochstraßen angekündigt: „Das neue Konzept wird nicht mehr in diesem Jahr präsentiert.“ Doch mit dem drohenden Verkehrskollaps nach der Sperrung der Pilzhochstraße wächst der Druck - denn jetzt muss die Stadt im Hauruckverfahren ein Lösung zumindest für den 500 Meter langen Abschnitt präsentieren.

Probleme mit maroden Brücken haben zuletzt vor allem die Rheinhessen zu spüren bekommen. So war 2015 an der Schiersteiner Brücke zwischen Mainz und Wiesbaden ein Element nach einem Bauunfall abgesackt, wochenlang war das Konstrukt vollgesperrt und der Verkehr großräumig ausgebremst. 2021 soll die insgesamt 216 Millionen Euro teure Doppelbrücke voraussichtlich fertig sein - 18 Jahre nach Beginn der Planungen, als ein Gutachten die Gefahr von Brüchen an der Brücke festgestellt hatte.

Nur wenige Kilometer weiter hat die marode Salzbachtalbrücke auf der stark befahrenen A66 bei Wiesbaden auf hessischer Seite ebenfalls Auswirkungen auf den Verkehr in Rheinland-Pfalz. Hier waren bei Bauarbeiten schwere Fehler gemacht worden, im Januar musste deshalb die Zahl der Fahrstreifen aus Sicherheitsgründen von drei auf zwei reduziert werden. Mittlerweile hat die Verkehrsbehörde Hessen Mobil den Verkehr an einigen Stellen anders geregelt, um den Verkehrsfluss auf großräumigen Umleitungsstrecken etwa vom Rheingau in Richtung Frankfurt zu verbessern.