Hoffenheims Motto: Mentalität schlägt alles

Nach einer tollen Aufholjagd träumt die TSG wieder von Europa

Dortmund /DPA - Falls irgendjemand Zweifel hegte, dass der scheidende Julian Nagelsmann bei der TSG 1899 Hoffenheim seine Mannschaft noch voll im Griff hat: Mit der Aufholjagd zum 3:3 bei Borussia Dortmund hat sich der 31-Jährige mal wieder aus einem Dilemma gecoacht. „Das ist ein schöner Nebeneffekt. Von meiner Seite aus kann ich sagen, dass kein Blatt zwischen uns passt“, erklärte Torhüter Oliver Baumann, nachdem die Kraichgauer am Samstag auch im achten Auswärtsspiel in Folge in der Fußball-Bundesliga ungeschlagen blieben und im Kampf um die Europacup-Plätze Auftrieb erhalten haben.

Nur ein Sieg aus zuletzt neun Spielen und das ärgerliche 1:1 gegen Fortuna Düsseldorf hatte an den Hoffenheimern genagt. Was ein Trainer in einer kniffligen Spielsituation noch bewirken kann, stellte Nagelsmann in Dortmund unter Beweis: Nach schwacher Vorstellung seines Teams stellte der Hoffenheimer Fußballlehrer zur Pause um und bewies mit den Einwechslungen von Doppeltorschütze Ishak Belfodil und Dennis Geiger ein glückliches Händchen.

Über seinen Schachzug verlor Nagelsmann nicht viele Worte, war sich der Tragweite aber durchaus bewusst. „Das kann in der Mannschaft etwas freisetzen. Aber es geht im Sport immer auch darum, das nächste Woche wieder zu bestätigen“, sagte er.

Nach dem anstehenden Heimspiel gegen Hannover steht am 25. Februar das brisante Auswärtsspiel in Leipzig an. Auf die Frage, ob er denn seinen künftigen Club lieber in der Königsklasse sehe, sagte Nagelsmann: „Ich bin Angestellter von Hoffenheim und wünsche mir deshalb, dass Hoffenheim in die Champions League kommt. Aktuell ist das aber kein Thema.“ Jetzt wolle man erst einmal Anschluss an den Europapokal halten – „das ist derzeit die Europa League“.

Der 0:2-Rückstand zur Halbzeit hatte Nagelsmann zu einer klaren Ansprache veranlasst. „Es war ziemlich ruhig in der Kabine, aber es sind schon ein paar klare Worte gefallen“, verriet Baumann. Bis dato hatte sich die Dominanz des Spitzenreiters nicht nur durch die Tore von Jadon Sancho (32. Minute) und Mario Götze (43.) ausgedrückt.

Nagelsmann war klar, dass ohne Veränderungen ein Debakel drohte. So brachte er in Belfodil und Geiger zwei frische Offensivkräfte und blies zur Attacke.

Selbst der Nackenschlag durch Raphael Guerreiro (67.) 0:3 warf die TSG nicht um. Mit dem zweiten Bundesliga-Doppelpack Belfodils (75./87.) und mit Kaderabeks Treffer (83.) belohnte sich die Elf für ihren Mut mit einem Punkt. „Die Wechsel haben uns gutgetan“, sagte Nagelsmann, viel wichtiger aber war ihm: „Wir hatten heute den Lerneffekt, dass Mentalität alles schlagen kann.“